Der unmoegliche Mensch
Straße gewesen, aber mit einiger Mühe akzeptierte Halliday diesen Quantensprung in der Zeit. Das kleine Gesicht des Chauffeurs mit den scharfen Augen und dem zusammengepreßten Mund betrachtete Halliday ohne Kommentar.
»Gaston, dies ist Mr. Halliday. Er wohnt in einem der Hotels in Columbine Sept Heures. Vielleicht könnten Sie ihn bis zur Brücke fahren.«
Halliday wollte gerade annehmen, aber der Chauffeur reagierte nicht auf den Vorschlag. Halliday fröstelte in der kühleren Luft, die aus der Dunkelheit auf den Fluß zuströmte. Er verbeugte sich vor Gabrielle Szabo und ging davon, an dem Chauffeur vorbei. Als er stehenblieb, um sie an den Ausflug nach Leptis Magna zu erinnern, hörte er sie sagen: »Gaston, es war ein Arzt hier.«
Die Bedeutung dieser mysteriösen Bemerkung blieb Halliday verborgen, während er das Haus vom Dach des Hotel Oasis beobachtete. Gabrielle Szabo saß auf der Terrasse in der Dämmerung, während der Chauffeur seine Versorgungsfahrten nach Columbine und zu den Raffineriestädten am Flußlauf machte. Einmal traf ihn Halliday, als er in der Nähe der Kunstschule um eine Ecke bog, aber der Mann nickte nur und trottete mit seinem Kanister voll Wasser weiter. Halliday schob einen neuen Besuch hinaus. Welche Gründe für ihr Hiersein sie auch haben mochte, wer sie auch sein mochte, Gabrielle Szabo hatte ihm die Träume gebracht, die Columbine Sept Heures und seine weite Reise nach Süden nicht gebracht hatten. Außerdem war die Gegenwart der Frau, die einen Schlüssel in seinem Gehirn umdrehte, alles was er brauchte. Er zog seine Uhren wieder auf und schlief acht bis neun Stunden in den Nächten, die er bestimmte.
Jedoch, eine Woche später war die Schlaflosigkeit wieder da. Er entschloß sich, seine Nachbarin zu besuchen, ging über den Fluß und schritt über den Sand der immer tiefer werdenden Dämmerung entgegen. Als er an dem Haus ankam, fuhr der weiße Mercedes gerade in Richtung zur Küste ab. Hinten saß Gabrielle Szabo am offenen Fenster, und ihre schwarzen Haare wehten in dem dunklen Wind.
Halliday wartete, während der Wagen auf ihn zukam. Als der Fahrer ihn erkannte, ging er mit der Geschwindigkeit herunter. Gaston lehnte den Kopf zurück und formte mit seinen dünnen Lippen Hallidays Namen. Halliday trat vor, weil er erwartete, der Wagen würde halten.
»Gabrielle… Miß Szabo…«
Sie beugte sich vor, und der weiße Wagen wurde schneller und fuhr schleudernd um ihn herum, daß ihn der rote Staub in die Augen schnitt, während er das maskierte Gesicht der Frau entschwinden sah.
Halliday kehrte zum Hotel zurück und stieg auf das Dach, aber der Wagen war schon in der Dunkelheit im Nordosten verschwunden, und seine Staubspur verblaßte in der Dämmerung. Er ging in seine Räume hinunter und betrachtete auf einem Rundgang seine Gemälde. Die letzten der Uhren waren fast abgelaufen. Sorgsam zog er sie alle auf und war im Augenblick ganz froh, von Gabrielle Szabo und dem dunklen Traum, den sie über die Wüste herangebracht hatte, frei zu sein.
Als die Uhren wieder liefen, ging er in die Tiefgarage hinunter. Zehn Minuten lang ging er von Auto zu Auto, stieg ein und aus, in die Cadillacs und Citroens. Keiner der Wagen sprang an, aber an der Tankstelle fand er ein Motorrad, eine Honda, und nachdem er den Tank gefüllt hatte, gelang es ihm, die Maschine anzutreten. Als er von Columbine abfuhr, hallte das Auspuffgeknatter um ihn von den Wänden wider, aber als er zwei Kilometer weiter draußen anhielt, um den Vergaser nachzustellen, sah die Stadt aus, als wäre sie schon seit Jahren verlassen; seine eigene Anwesenheit war so schnell verwischt wie sein Schatten.
Er fuhr nach Westen, der Tag kam herauf. Die Farben wurden heller, die verschwommenen Konturen der Dämmerung wurden von den klaren Umrissen der Dünen am Horizont abgelöst, und die einsamen Wassertürme standen da wie einladend winkende Leuchttürme.
Als sich die Straße in dem Sandmeer verlor, fuhr Halliday mit dem Motorrad quer durch die offene Wüste. Etwa zwei Kilometer weiter westlich kam er an den Rand eines alten Wadi. Er versuchte auf dem Motorrad den Uferhang hinabzufahren, verlor dann die Balance und fiel auf den Rücken, während die Maschine davonsprang und sich zwischen den Felsbrocken überschlug. Halliday trottete über den Grund des Wadi zum anderen Ufer hinüber. Vor ihm lagen die Raffinerie mit den im Dämmerlicht silbern glänzenden Gerüsten und Tanks und die weißen Dächer
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