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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stiefel und ein Sichthelm befestigt. Sie ähnelten den Anzügen, die die Astronauten im Weltraum tragen. Aus der Rückseite jedes Helmes ragte wie eine Rastalocke ein schwarzer, geriffelter Schlauch heraus und führte zu einem Gürtel an der Taille des Anzuges, der auf eine separate Luftversorgung schließen ließ. Daneben hingen drei weitere, gleichartige Anzüge, diese jedoch leuchtend rot und mit Zylindern ausgerüstet, die an viel stärkeren Trageriemen befestigt waren. Von der Decke hingen wie Luftschlangen dünne, orangefarbene Schläuche mit Metallstutzen herab, gleich jenen, mit denen man an der Tankstelle die Luft in den Reifen nachfüllt.
    Er schwenkte die Lampe zum vorderen Teil zurück und sah eine Ecke mit Regalen, die mit Akten, Büchern und Videos voll gestopft waren. Auf einem Tisch daneben standen ein Videorekorder und ein Fernsehgerät.
    In der Ferne schlug eine Tür gegen die Wand. Es folgten Stimmen und schnelle Schritte. Er fuhr herum und entdeckte weit entfernt ein Rechteck aus Licht und darin kleine, schattenhafte Figuren. Über ihnen flackerten Neonlampen auf, und das kalte Licht marschierte Abschnitt für Abschnitt auf ihn zu.
    Er drehte sich wieder zum Fenster, hob die Kamera und schwenkte sie. Bevor die Dunkelheit am Ende des Korridors verschwand, hatte er eine Serie von Schnappschüssen im Kasten.
    Dann rannte er direkt auf die Männer zu, die ihm entgegenkamen, in Richtung Ausgang. Er zählte sechs Umrisse, konnte aber nicht erkennen, ob sie Waffen trugen. Sie befahlen ihm, stehen zu bleiben, und ihre Stimmen erzeugten in dem langen, geschlossenen Raum ein hohles Echo. Er zog seine Jacke über den Kopf und hielt das Gesicht gesenkt, als er unter der Kamera hindurchlief, so wie er es gesehen hatte, wenn Gangster vor laufenden Fernsehkameras von Reportern erwischt wurden. Wenn ich hier tatsächlich lebend rauskomme, dachte er, dann sollte ich ihnen besser kein Porträtfoto dalassen.
    Er spähte unter seinen Augenbrauen hindurch und schätzte, dass das halbe Dutzend Wachmänner, das auf ihn zusprintete, noch ungefähr zehnmal so weit wie er selbst von der Öffnung mit den Stufen entfernt war. Aber der Abstand verringerte sich rasch. Sein Herz hämmerte so wild wie der Schmerz in seinen Waden, aber er versuchte trotzdem, schneller zu laufen. Was würde mein Kardiologe sagen, wenn er mich jetzt sehen könnte?, fragte er sich.
    Der Seitengang war jetzt noch 15 Meter entfernt und die Männer noch 150. Er konnte ihre Gesichter nicht erkennen, aber bei dieser Entfernung hatte er keine Schwierigkeiten, ihre Drohungen zu verstehen.
    »Bleib stehen, du Bastard!«
    »Halt, oder wir schießen!«
    »Du bist ein toter Mann, du Arsch!«
    Er sah, wie einer von ihnen nach einer Waffe im Halfter griff.
    Scheiße!
    Er ignorierte die pochenden Schmerzen in seinem Bein und rannte noch schneller, wobei er den Mann mit der Waffe im Blick behielt. Er kann es nicht riskieren, auf mich zu schießen und dabei die Sicherheitstür hinter mir zu durchlöchern, überlegte Steele und war erleichtert, dass er die Mündung weiter auf die Decke richtete. Aber sobald ich oben bin, bin ich unter Garantie ein ungeschütztes Ziel für sie.
    Ein letzter Spurt halbierte die Strecke bis zu den Stufen, während die Männer noch 100 Meter weit entfernt waren. Als er um die Ecke bog, hatte er kaum noch 50 Meter Vorsprung. Steele hastete die Stufen hinauf und zog sich in wenigen Sekunden aus der Öffnung. Er griff nach der Brechstange, sprintete zu dem Loch im Zaun und rutschte mit dem Gesicht im Schlamm hindurch. Er ließ sich auf alle viere fallen, wo er zwischen den Reihen der Maispflanzen nicht zu sehen war, und kroch auf Händen und Füßen ungefähr 100 Meter weiter. Dann riskierte er einen Blick über die Schulter zurück auf das umzäunte, schwach beleuchtete Gelände. Seine Verfolger, deren Taschenlampen sich in der Dunkelheit hin und her bewegten, liefen von einem Gewächshaus zum nächsten, immer noch innerhalb des Zaunes. Sie hatten die Stelle, wo er sich Zugang verschafft hatte, noch nicht gefunden.
    Steele kroch wie eine Krabbe auf Händen und Füßen mehrere hundert Meter weit diagonal durch das Maisfeld auf die Gleisstrecke zu. Erst hinter einer Baumreihe stand er auf und rannte los. Nach einer Strecke in tiefster Dunkelheit fand er das Gleis, indem er unsanft eine niedrige Böschung hinabstürzte, auf die Nase flog und über den Schotter bis zu den Eisenbahnschwellen rutschte. Er kam wenige Zentimeter, bevor er mit dem

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