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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lichtstrahl auf die Stelle lenkte, wo er die Bücherregale gesehen hatte, die mit Dokumenten voll gestapelt waren.
    Sie waren leer.
    »Scheiße!«, sagte er, nicht lauter als in einem normalen Gespräch, aber in dieser absoluten Stille hatte es die Wirkung eines lauten Schreis.
    Sullivan zuckte bei dem Geräusch zusammen und stieß ein überraschtes Kreischen aus.
    »All ihre Unterlagen sind weg«, sagte er, ohne sie zu beachten. Er schwenkte das Licht ein paar Meter weiter nach rechts und enthüllte einen leeren Tisch. »Und die Videobänder auch. Sogar der Videorekorder.«
    »Mach mir nicht solche Angst.«
    »Entschuldigung, aber was zum Teufel können wir hier ohne diese Aufzeichnungen herauskriegen?«
    »Verschaffen wir uns erst mal bessere Sicht.« Sie schaltete ihre eigene Kopflampe an, entdeckte eine Reihe von Schaltern an der Wand, betätigte sie, und kaltes, weißes Licht flutete in den Raum. Sie sah die Luftschleuse und die aufgereihten Schutzanzüge und pfiff anerkennend. »Hier sind wir richtig.«
    »Wir ziehen besser die da an«, sagte Steele und deutete auf die Gummihandschuhe und die Operationskittel auf dem Wagen, der neben der Tür stand.
    »Über unsere Kleider?«
    »Ich fürchte nicht. In Atlanta hieß es: ›Nur die Unterhose, und alles andere, was du nicht von Gott bekommen hast, bleibt draußen, außer den Socken.‹«
    Steeles Nerven lagen schon bloß, weil er in diesem Gebäude war, und es machte ihn nicht nur zusätzlich nervös, sich neben ihr auszuziehen, sondern auch ihre Nacktheit. Sie erinnerte ihn daran, wie dumm er gewesen war und welche Chance er bei ihr vermasselt hatte. Nicht nur auf Sex – obwohl das auf seiner Liste der verpassten Gelegenheiten recht weit oben stand. Aber sie dort im Evakostüm zu sehen ließ sie angesichts der Gefahren, die vor ihnen lagen, besonders verletzlich erscheinen. Und doch war sie da und rüstete sich, um sich dem Unbekannten gemeinsam mit ihm zu stellen. Ihr Anblick zwang ihn, sich einzugestehen, was er sonst vielleicht für immer geleugnet hätte: Diese wundervolle, energische und temperamentvolle Frau könnte die Richtige für ihn sein – Freundin und Seelenverwandte und Geliebte. Und deswegen hatte er den Rückzug angetreten. Der Gedanke, dass ihm jemals wieder ein Mensch so viel bedeuten könnte, machte ihm Angst.
    Sie schien seine aufgewühlten Gefühle überhaupt nicht zu bemerken und wechselte die Kleidung so schnell und emotionslos, als ob es keinen Unterschied machte, ob er anwesend war oder nicht. Wahrscheinlich hat sie mich schon abgeschrieben, dachte er, während er Gummihandschuhe anzog. Hat das Kapitel abgeschlossen, ist schon weiter und wünscht einem Gefühlskrüppel gute Fahrt.
    Sie stopften schweigend Ärmel und Hosenbeine in Handschuhe und Stiefel und gingen dann zum Fenster an der Rückseite, wo sie in das noch dunkle Labor auf der anderen Seite hineinspähten. Unter einer großen Kontrolltafel, auf der, wie es aussah, Druckmesser angebracht waren, fand Steele eine zweite Reihe von Lichtschaltern. Er betätigte sie und sah zu, wie flackernd Dutzende von flachen Deckenleuchten aufleuchteten und einen Raum von der Größe eines Flugzeughangars beleuchteten.
    Kathleen gab einen weiteren langen Pfiff von sich.
    »Heiliger Strohsack! Ich hatte keine Ahnung, dass es so groß ist!«
    Im Vordergrund standen die Labortische und Isolationshauben, die er beim letzten Mal hatte erkennen können. Dahinter befanden sich zahllose Reihen voller Käfige, die meisten davon leer, aber in einigen lagen große Tiere, die sich zusammengerollt hatten. Eines hob schläfrig den Kopf.
    »Das sind Affen«, sagte Kathleen.
    In der hinteren Hälfte des Raumes standen mehr als ein Dutzend riesige Flüssigkeitscontainer, an denen Schläuche und Drähte befestigt waren. Steele schätzte, dass jeder einen Durchmesser von dreieinhalb Metern hatte. »Was zur Hölle ist das?«, fragte er. »Die sehen aus wie Braukessel aus einer Brauerei.«
    »Du liegst gar nicht so falsch, nur dass sie hier statt Bier eine Massenproduktion von Genen oder Produkten daraus aufgezogen haben«, erklärte sie.
    »Wie das?«
    »Weißt du, wie man menschliches Insulin produziert?«
    Steele wurde leicht verlegen. »Eigentlich habe ich nie darüber nachgedacht. Ich ziehe es aus einer Ampulle auf und spritze es den Patienten.«
    Sie lächelte, und in ihren Augenwinkeln entstanden kleine Fältchen. »Ich habe noch nie einen Arzt getroffen, der sich darüber Gedanken gemacht hat. Du brauchst

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