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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatten, und schenkte ihnen keine weitere Beachtung.
    Plötzlich schlugen die Strahlenbündel ihrer Scheinwerfer eine Schneise durch die Dunkelheit, an der Stelle, wo sie gearbeitet hatte, und als sie hochsah, erblickte sie zwei Minivans, die unter dem gleißend gelben Licht der Natriumleuchten auf den Parkplatz einbogen. »Zur Hölle!«, murmelte sie, schaltete ihre Taschenlampe aus und warf sich wieder auf den Boden.
    Sie wagte nicht, den Kopf zu heben – wiederum, weil man ihr weißes Gesicht hätte entdecken können –, und horchte angespannt, während die Motoren verstummten, Türen aufsprangen oder aufgeschoben wurden und die Stimmen zweier Männer, begleitet vom Knirschen ihrer Schuhe, durch die kühle Nachtluft klangen. Oh Gott, dachte sie, das sind ganz schön viele.
    Sie hätte einiges darum gegeben, einen Blick zu riskieren. Aber konnte sie es wagen, ohne erwischt zu werden? Obwohl es hier dunkler als weiter vorne war, so lag sie doch in offenem Gelände. Wenn irgendeiner dieser Neuankömmlinge einen Blick in ihre Richtung warf und nahe genug herankam, würde er sie schnell entdecken. Sogar ihr Atem, der wie eine weiße Wolke in die frostige Nachtluft aufstieg, könnte sie verraten.
    Sie bedeckte ihr Gesicht mit ihrem Handschuh, spähte durch die Finger und sah ungefähr ein Dutzend Personen, die das Gelände in der Nähe des Tores überquerten. Sechs waren in Zivil gekleidet, während die anderen die Schirmmützen und grauen Uniformen trugen, die oft von privaten Sicherheitsfirmen gewählt wurden. Diese Männer, sah sie mit Schrecken, trugen Gewehre in ihren Halftern. »Du lieber Herr«, sagte sie leise, denn sie hatte erwartet, nicht mehr als die wenigen, schon älteren Wachmänner anzutreffen, die sie gesehen hatte, als sie durch das Eingangstor gekommen war.
    Sie musste eine bessere Deckung finden. Nachdem sie die Proben, die sie gerade abgeschnitten hatte, in eines ihrer Röhrchen gestopft und es sicher in ihrer Tasche verwahrt hatte, ging sie auf Hände und Knie. Ich will verdammt sein, wenn ich auf die Proben aus der Nähe des Gebäudefundaments verzichten muss, dachte sie, und sprintete, tief geduckt wie zuvor, zur Rückseite des Gebäudes, wo es dunkler zu sein schien. Während sie lief, konnte sie einen raschen Blick auf die Entlüftungsstutzen werfen, deren Silhouetten sich gegen den Nachthimmel abzeichneten. Auf dem Wege griff sie nach Zweigen und Büschen. Resignierend nahm sie es hin, dass alles, was sie im Laufen wahllos abriss, ihr als Proben für die ›mittlere Entfernung‹ dienen musste.
    Nachdem sie um die Ecke gebogen war, lehnte sie sich gegen die Rückwand des Gebäudes und spähte wieder zum Tor. Zwei der uniformierten Männer hatten sich dort aufgestellt. Zwei weitere schienen sich auf eine Runde auf der Innenseite des Zaunes aufzumachen. Das dritte Paar begleitete die Männer in Zivil, die sich auf die Eingangstür zubewegten.
    Sullivan duckte sich mitten in das Gebüsch, das das Fundament des Gebäudes ringsherum umgab. Über ihre Taschenlampe gebeugt, steckte sie hastig die Vegetationsteile, die sie im Laufen eingesammelt hatte, in die entsprechend etikettierten Röhrchen und wandte ihre Aufmerksamkeit in aller Eile den Grünpflanzen um sie herum zu. Sie griff nach den Zedernzweigen und streifte mit ihren Fingern die Nadeln ab, die sie in Behältern mit dem Etikett Kurze Entfernung verstaute. Während sie arbeitete, warf sie immer wieder rasche Blicke über die Schulter in Richtung der Stelle, wo die beiden Wachmänner auf ihrer Patrouille über das Gelände auftauchen mussten. Da sie nichts sah, horchte sie auf Stimmen, aber nur das ständige Seufzen des Windes in einer Gruppe von Fichten rechts von ihr drang an ihr Ohr.
    Wo sind sie hingegangen?, fragte sie sich und wandte sich erneut den Wurzeln zu, von denen sie die letzten Proben in ihrer Tasche verstaute. Immer noch auf Händen und Knien, kroch sie zurück zur Ecke des Gebäudes und spähte noch einmal umher.
    Die Dunkelheit hier machte es leicht, den vorderen Teil und die Seite des Geländes zu sehen, auf die das Streulicht der Parkplatzbeleuchtung sogar noch weiter drang, als ihr anfänglich bewusst geworden war. Abgesehen von den Stellen, wo Gebüsch und Bäume ihr die Sicht versperrten, konnte sie leicht den größten Teil des Zaunes in dieser Sektion erkennen, und die Wachen waren nirgendwo zu sehen. Waren sie wieder umgekehrt? Es wurde lebenswichtig für sie, zu erfahren, wo sie waren, bevor sie zum Zaun laufen

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