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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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ungefähr zehn Tagen nach Hause kommen.«
    »Mom ist auch nach Hause gekommen«, antwortete er finster und starrte immer noch die Blätter seines Ringbuches an.
    Steele musste ein-, zweimal schlucken, während er eine Antwort zu finden versuchte. Nach ein paar Sekunden entschied er sich für das, was seiner Meinung nach Chets Ängste am direktesten ansprechen würde. »Mein Herzinfarkt ist nicht wie Moms Krebs. Ich kann vollkommen gesund werden. Und wer weiß, wenn du und Martha mich genug mit Diäten und sportlichen Übungen piesacken, werde ich vielleicht gesünder als je zuvor.«
    Chet zuckte zusammen, als ob man ihn auf eine noch frische Wunde geschlagen hätte. Er lief vor Wut rot an, warf seine Bücher auf den Boden und sprang vom Stuhl auf. »Du hast mich bei Mom angelogen. Da hast du mir auch gesagt, dass sie gesund wird. Warum sollte ich dir jetzt glauben? Und wieso glaubst du eigentlich, dass es mich überhaupt interessiert, ob du wieder gesund wirst oder nicht?«
    Steele sah eine solch tiefe, durchdringende Verletzung im wilden Blick seines Sohnes, dass ihm einen kurzen Augenblick lang so war, als ob Luana ihm aus dem Grab heraus Vorwürfe machte. »Chet, bitte komm mal zu mir«, bat er ihn ruhig.
    Der Junge schaute unbehaglich drein, aber dann wurde sein Ausdruck milder, und er trat zögernd vor.
    Als er nahe genug war, nahm Steele seine Hand und sagte: »Wie wäre es, wenn du deinen Daddy mal umarmst.«
    Chet zögerte, dann beugte er sich über ihn und legte seine Arme unbeholfen um die Schultern seines Vaters.
    Steele schloss seinen Sohn sanft in seine Arme und drückte ihn an sich. Er spürte, wie Chet sich zuerst versteifte und dann entspannte. »Ich liebe dich, Chet«, flüsterte er. »Ich schwöre, dass ich hier rauskomme, und ich verspreche dir, dass ich wieder dein Daddy sein werde.«
    Chet sagte nichts, lockerte aber auch nicht seine Umarmung.
    Vielleicht ist das ein Anfang, dachte Steele.
    Nachdem er sein ganzes Leben damit verbracht hatte, andere zu den Konsequenzen einer Krankheit zu verurteilen, fiel es ihm nicht leicht, selbst verurteilt zu werden.
    »Mindestens sechs Monate lang keine Arbeit in der Notaufnahme«, verkündete derselbe Chef der Kardiologie, der zuvor so begeistert über den Erfolg der Angioplastie gewesen war, »und dann sehen wir weiter.«
    »Ich soll sechs Monate still auf meinem Hintern sitzen?«, protestierte Steele ungläubig. »Das wird mich umbringen! Wie wär's mit drei Monaten?«
    »Sie kennen die Regeln, die die Rückkehr zur normalen Aktivität bestimmen, genauso gut wie ich, Doktor.«
    »Das sind nur Richtlinien, verdammt noch mal! Die sind dazu da, die Ärzte in ihren klinischen Entscheidungen anzuleiten, nicht, sie zu binden.«
    »Und genau das haben sie gemacht, Richard. Sie haben mich, den Arzt, bei meiner Entscheidung über Sie, den Patienten, angeleitet. Und das macht sie immer noch zu Regeln, soweit es Sie betrifft.«
    »Aber Sie haben selbst gesagt, dass bei mir ›alles so gut verlaufen‹ ist. Zählt das bei mir denn gar nicht?«
    »Ihre Tage als Raucher sind natürlich vorbei«, fuhr der alte Mann fort und setzte sich über Steeles Einwände hinweg, indem er sie einfach völlig ignorierte. »Die Schwestern werden Sie mit Lektüre über Diät, körperliche Bewegung und einem Plan für die Wiederaufnahme regelmäßiger körperlicher Aktivitäten versorgen. Was Sex betrifft, drei Monate lang nichts; danach können Sie langsam wieder anfangen.«
    Ich werde es meine Hand wissen lassen, hätte Steele beinahe gewitzelt, der angesichts der Lektion zunehmend übellauniger wurde.
    »Wie geht es Chet?«, fragte er Martha am Abend seiner Entlassung. Sie hatte ihm die Kleidung gebracht, die er brauchte. Chet hatte ihn nicht mehr besucht, sobald er von der Intensivstation der Kardiologie in ein normales Krankenzimmer verlegt worden war – vor fast einer Woche.
    »Was meinen Sie wohl?«, erwiderte die agile Sechzigjährige. »Er ist wütend auf Sie, weil Sie ihm Angst gemacht haben, dass Sie sterben werden, und er ist wütend auf Sie, weil Sie ihn immer noch dazu bringen, dass es ihm nicht egal ist, wenn Sie sterben. Und natürlich sind diese Gefühle alle mit dem üblichen Bedürfnis eines Dreizehnjährigen vermischt, dass sein alter Herr da ist, damit er ihn so oft wie möglich herausfordern kann.«
    Steele musste über die flinke, weißhaarige Frau grinsen, die unweigerlich direkt und unverblümt zu ihm war, wenn es um unangenehme Wahrheiten ging oder er einen

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