Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
diese ›Schreckschraube‹ von Environment Watch noch nicht abschreiben. Ich hatte den Eindruck, dass sie dir am Ende zugehört hat.«
    »Gehst du schon?«, fragte Sullivan leicht enttäuscht. Sie hatte gehofft, mit ihm zu Abend zu essen.
    »Es tut mir Leid, aber ich treffe einen potenziellen Spender für die Blue Planet Systems auf einen Drink. Aber sprechen wir später weiter. Ich werde zu Hause sein.«
    »Sicher«, sagte sie und versuchte, den Anfall von Eifersucht zu unterdrücken, der in ihr aufstieg. Die meisten seiner ›potenziellen Spender‹ waren reiche Gesellschaftsdamen, Frauen, die es genossen, in seiner Begleitung zu sein, und bereit waren, ihm viel mehr anzubieten als Geld. Nur ruhig, Sullivan, warnte sie sich, du wusstest, wer er ist, als du es dir erlaubt hast, in sein Bett zu steigen. »Ich hoffe, du landest einen Volltreffer, um der Umwelt willen«, fügte sie lächelnd hinzu. Der derbe Scherz war ein Rückfall in die Zeiten, als sie nur gute Freunde gewesen waren und sie sich daran ergötzte, ihn wegen seines ungehörigen Verhaltens aufzuziehen.
    Er grinste sie fröhlich an und beugte sich zu ihr, um sie zum Abschied zu küssen. Sie drehte das Gesicht weg und bot ihm die Wange statt ihrer Lippen.
    Während er aus der Tür verschwand, wandte sie sich Azrhan zu. Diskret blickte er weiter aus dem Fenster. Sie fand die Stille unangenehm und sagte: »Da ist immer noch etwas, was ich nicht verstehe.«
    »Und was, Dr. Sullivan?« Falls er fühlte, dass zwischen ihr und Patton etwas war, ließ er es sich nicht anmerken.
    »Warum sollten die Leute bei Agrenomics so furchtbar nervös werden, wenn jemand auf ihr Gelände kommt?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wenn Morgan sich so sicher fühlt, dass Leute wie ich mit all meiner Erfahrung nichts Belastendes finden werden, wofür sind dann all diese bewaffneten Wachleute gut?«
    »Vielleicht macht er sich Sorgen wegen Industriespionage?«
    »Vielleicht«, sagte Sullivan, stellte ihre Tasse ab und packte ihre Papiere zusammen, um Feierabend zu machen. Dabei stieß sie das gute Dutzend unbeantworteter Weihnachtskarten um, die sich im Laufe der letzten Wochen auf ihrem Schreibtisch angesammelt hatten. Das erinnerte sie daran, wie sehr sie die Arbeit an ihren Proben davon abgehalten hatte, sich auf die rasch näher kommenden Feiertage vorzubereiten. »Oder vielleicht hat er noch etwas anderes zu verbergen – etwas, das man nicht finden kann, indem man draußen um das Gebäude herumschleicht und den Werkzeugkasten des Genetikers verwendet. Jedenfalls werde ich ganz bestimmt Agrenomics im Blick behalten.«
    »Was ist los, Mom?«, fragte Lisa und sah sie über den Küchentisch hinweg an. Beide hatten die gleichen grünen Augen und das gleiche kastanienbraune Haar. »Du hast dein Abendessen kaum angerührt. Und das, obwohl ich wenigstens sechs Minuten vor der Mikrowelle geschuftet habe, um es für dich zu machen.«
    Kathleen Sullivan lächelte. »Ach, es ist nur ein bisschen Ärger, den ich heute mit den Medien gehabt habe.«
    Der Teenager legte den Kopf schief und verlieh den jugendlichen Gesichtszügen einen skeptischen Ausdruck. »Komm schon. Du machst dir doch nie Sorgen über die Medien. Nein wirklich, ich sehe dich doch jede Auseinandersetzung genießen, und meistens bist du es auch noch selbst, die sie anzettelt.« Sie dippte einen gebratenen Hühnerflügel in eine Soße mit Blauschimmelkäse. »Was ist wirklich los?«
    »Nein, im Ernst –«
    »Mutter, geht es um Steve Patton?«
    Sullivan lehnte sich zurück und betrachtete mit einer seltsamen Mischung aus Traurigkeit und Stolz die schlanke, junge Frau, die so schnell groß und dabei so scharfsinnig geworden war. Seitdem ihr Mann sie beide vor sieben Jahren verlassen hatte, hatte Lisa allzu schnell ihre Kindheit hinter sich gelassen und eine Robustheit entwickelt, die ihr im Leben sehr nützlich sein würde. Aber dieser Sprung hatte sie um die unschuldige Phase voller Albernheiten und Dummheiten gebracht, die die meisten ihrer Freundinnen in der frühen Jugend durchleben mussten. Zum millionsten Mal fühlte sie dieses vertraute Bedauern darüber, was ihr eigenes Versagen als Ehefrau ihre Tochter gekostet hatte. Sie setzte ein wehmütiges Lächeln auf und fragte: »Wer hat dich eigentlich so schlau gemacht?«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass du den Typen in die Wüste schicken sollst.«
    »Lisa, so ist das nicht. Wir sind Freunde –«
    Lisa streifte das Fleisch mit den Zähnen vom Knochen, stand auf und

Weitere Kostenlose Bücher