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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich ihre Augenbrauen zusammenzogen wie die Wolkenberge einer Sturmfront. »Entschuldigen Sie mich«, sagte er und stand rasch auf, »aber ich bin der nächste Redner, und ich glaube, sie braucht Hilfe.«
    Klingt, als ob er Stress mit ihr hat, dachte Steele und sah, wie Patton zu ihr eilte, ihr eine Hand auf die Schulter legte und ihr etwas ins Ohr flüsterte.
    Zunächst schien sie seine Berührung zu dulden, dann versteifte sich ihr Hals, und sie ging zur anderen Seite des Podiums. Sie bedeckte das Mikrofon mit ihrer Hand und sagte mit gefrorenem Lächeln etwas in seine Richtung. Ihre Augen funkelten wild, und ihre Lippen entblößten nur einen Spalt breit die Zähne. Steele schloss aus der kaum verhüllten Wut in ihrem Blick, dass es zwischen ihnen mehr Unstimmigkeiten gab als nur eine Meinungsverschiedenheit über die Taktik ihres Anliegens. Vielleicht sind sie geschieden, dachte er schließlich, und ihm fiel auf, wie geübt sie darin zu sein schien, dem älteren Mann die Hölle zu bereiten.
    »Dr. Sullivan«, erscholl plötzlich eine laute Stimme über das Saalmikrofon, begleitet von einer ohrenbetäubend kreischenden Rückkoppelung. »Wer, glauben Sie, sind Sie, dass Sie Ihre Position als Vorsitzende dazu missbrauchen, solch unwissenschaftlichen, unbegründeten Mist in die Tagesordnung dieser Versammlung zu drücken?« Eines jeden Aufmerksamkeit wandte sich unverzüglich den Mikrofonen in den Gängen zu, wo sich Teilnehmer aus dem Publikum aufgereiht hatten, um ihren Beitrag zu liefern, und es wurde still im Saal.
    Die Person, die gerade gesprochen hatte, ein kahlköpfiger Hüne mittleren Alters, wäre in einer Versammlung von Ringkämpfern nicht weiter aufgefallen. »Mein Name ist Sydney Aimes«, fuhr er fort, wobei seine Wut sogar seine Glatze erröten ließ, »und ich bin der Chefunterhändler der Handelsdelegation der Vereinigten Staaten auf dieser Konferenz. Ich gebe hier und jetzt zu Protokoll, dass das Recht dieses Landes, frei mit genetisch modifizierten Organismen zu handeln, von nachgewiesenen wissenschaftlichen Erkenntnissen bestimmt wird, nicht durch unbegründeten Klatsch und Verleumdung. Mit anderen Worten, passen Sie auf, was Sie sagen, Lady, oder Sie könnten erleben, dass Sie in einigen US-Staaten auf Schadenersatz verklagt werden.«
    Ein kollektives Aufstöhnen, gefolgt von Buhrufen und Pfiffen, kam von Teilen des Publikums, während im Rest Applaus losbrach. Kathleen Sullivan fiel der Unterkiefer so tief herunter, dass sie aussah, als ob sie sich gerade die Zähne untersuchen lassen wollte.
    Kopfschüttelnd nahm Patton ihr das Mikrofon aus der Hand, sah sie an – Habe ich es dir nicht gesagt? – und signalisierte dem Publikum, dass es sich beruhigen und setzen sollte. Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging mit forschem Schritt zu den anderen Diskussionsteilnehmern zurück. Ihr Gesicht war gerötet, ihre Augen glühten dunkelgrün. Sie setzte sich auf den einzigen verfügbaren Stuhl, denjenigen, den Patton gerade frei gemacht hatte.
    Junge, jetzt ist sie doppelt sauer auf ihn, dachte Steele und spürte, wie sie vor Wut kochte, wahrscheinlich, weil Patton Recht behalten hatte. Ganz eindeutig hatte sie die Wirkung ihres beunruhigenden Szenarios unterschätzt.
    Patton wartete, bis es im Publikum wieder leiser geworden war, stellte sich vor und fügte dann hinzu: »Für diejenigen unter Ihnen, denen es nicht bekannt ist: Mr. Aimes hat sich eben darauf bezogen, dass die Gesetzgeber in einigen Staaten Gesetze verabschiedet haben, die wir Gemüseverleumdungsgesetze nennen und die darauf angelegt sind, genau die Art von offenen Diskussionen zu unterdrücken, die wir hier und heute gerade führen.« Ein verhaltenes Gelächter flackerte im Saal auf. »Aber machen Sie sich keine Sorgen. Die weisen Politiker in Hawaii haben solchem Irrsinn widerstanden, und hier können wir noch frei reden.« Noch mehr Lachen und Glucksen. »Jedenfalls, während einige eine Diskussion unter Wissenschaftlern über mögliche Folgen genetisch veränderter Organismen ›Klatsch und Verleumdung‹ nennen, nennen Dr. Sullivan und ich sie verantwortungsbewusst.«
    Wieder erhoben sich vereinzelt Buhrufe und Gejubel, aber die meisten im Publikum nahmen seine Erklärung ruhig hin.
    Er zeigte in die Richtung, wo Aimes noch immer am Mikrofon wartete, sah ihn direkt an und stellte fest: »Es sind genau solche Diskussionen, die zu guten, investigativen Studien und den handfesten Beweisen führen, die Sie, wie Sie sagen, haben

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