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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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wenn ich die Universitätsleitung ruhig halten soll. Können Sie den Leuten in Hawaii nicht ein bisschen Dampf machen?«
    »Ich fürchte nicht. Die Testprozedur ist lang und kompliziert, und außerdem machen sie es neben ihrer normalen Arbeit.«
    »Denken Sie daran, ich brauche keine fertige Studie, die bis zum letzten i-Tüpfelchen ausgearbeitet ist. Ich schlage vor, Sie fragen alle paar Tage nach, und was immer sie herausfinden, wie unbedeutend es Ihnen auch erscheinen mag, das zeigen Sie mir sofort.« Er zeigte wieder sein auf Hochglanz poliertes Lächeln. »Ich werde argumentieren, dass die Ergebnisse viel versprechend sind.«
    Sie nickte und lächelte ebenfalls und streckte zum Abschied die Hand aus. Er ergriff sie, schien aber durch irgendetwas hinter ihr abgelenkt zu sein. Sie drehte sich um und hatte durch das Eckfenster einen prächtigen Ausblick über den East River. Die glühenden Farben der aufgehenden Sonne ergossen sich über seine glänzend schwarze Oberfläche wie flüssiges Feuer. Westlich davon standen die Wolkenkratzer des Financial District, die schon im frühen Morgenlicht leuchteten.
    »Das ist eine tolle Aussicht«, kommentierte sie anerkennend. »Wir haben von meinem Büro aus auch einen schönen Blick, aber dieses Panorama ist einfach fantastisch.«
    »Ja, ich kann mich auch nicht daran satt sehen«, pflichtete er ihr bei und starrte weiter auf das Schauspiel.
    Die Räder der U-Bahn quietschten wie ein Schwein auf der Schlachtbank, während Kathleen zur Haltestelle eilte. Der Lärm verstärkte noch die Kopfschmerzen, die sie ausbrütete, seit sie sich von Stanton verabschiedet hatte. Sie war so bestürzt über Steeles missliche Lage, dass ihr ihre eigene Situation – dass sie ihr Labor schließen müsste, wenn sie ihre Stellung in der medizinischen Hochschule und der Universität verlor – gerade erst zu dämmern begann. Denn obwohl sie die Miete zum Teil durch private Mittel aus Verträgen mit der Industrie und aus den Einkünften ihrer Sendungen finanzierte, blieb es die bittere Wahrheit: Sie würde niemals in der Lage sein, die ganzen Betriebskosten selbst aufzubringen.
    Auf der Treppe von der U-Bahn zur Straße hinauf nahm sie immer zwei Stufen auf einmal und legte die Strecke zu ihrem Büro am Washington Square in Rekordzeit zurück. Aber die sportliche Betätigung, normalerweise ein gutes Mittel gegen alle möglichen Schmerzen in Kopf und Schultern, half heute nicht. Während sie unter dem Triumphbogen hindurchging und den baumbestandenen Park in Richtung auf das Gebäude durchquerte, das die Naturwissenschaften beherbergte, kreiste sie mit den Schultern, um sich etwas Erleichterung zu verschaffen, jedoch ebenfalls ohne Erfolg. Stattdessen schossen ihr neue Krämpfe durch Schultern und Schädel, wann immer sie mit dem Ellbogen an einen der zahlreichen Studenten stieß, die auf den gepflasterten Wegen zu Vorlesungen und Seminaren eilten. Sogar ihr wie immer freundliches Winken zu einem der Polizisten, die zur ständig besetzten Wachstation des Parks gehörten – ein silberner Wohnwagen, den irgendein Scherzkeks einmal Doughnut getauft hatte –, brachte ihr nur eine schmerzverzerrte Grimasse ein.
    Sie nahm den Aufzug zum obersten Stockwerk und fand bei der Ankunft Azrhan Doumani vor, der an ihrem Schreibtisch stand und sich aufgeregt am Telefon mit irgendjemandem auf Französisch unterhielt.
    Sobald er sie sah, unterbrach er sich selbst und rief aus: » Excusez-moi , Monsieur, mais elle est ici «, und übergab ihr den Hörer. »Da ist ein Inspecteur Racine aus Südfrankreich«, erklärte er. »In einer kleinen Stadt namens Rodez haben sie die Leiche eines Mannes gefunden, ein Genetiker namens Pierre Gaston, der ermordet wurde, und bei seinen Papieren ist ein Brief, der an Sie adressiert ist.«

11
    »Guten Morgen, Dr. Sullivan. Ich nehme an, Ihr Assistent hat Ihnen erklärt, wer ich bin und warum ich anrufe.« Er hatte einen kaum hörbaren französischen Akzent.
    »Ja, aber ich habe nie jemanden mit diesem Namen kennen gelernt – Pierre Gaston, sagten Sie?«
    »Das ist richtig. Wir haben seine Leiche in einer oberirdischen Krypta in der Kathedrale von Rodez gefunden. Handwerker haben dort Restaurierungsarbeiten durchgeführt, und vor ungefähr einer Woche haben sie zufällig den steinernen Deckel eines Sarkophags verschoben, als sie ihn mit einer Winde angehoben haben. Der Gestank verriet ihnen sofort, dass da drinnen etwas viel Reiferes lag als ein mumifizierter,

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