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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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gebunden. Entweder Sie geben nach, oder ich muss Sie auffordern, von Ihrem Amt zurückzutreten.«
    Zunächst brachte sie kein Wort heraus, so sehr hatte ihr sein unverblümtes Ultimatum die Sprache verschlagen. »So leicht würden Sie die Freiheit von Forschung und Lehre verkaufen, Greg?«, quiekte sie schließlich. »Das glaube ich einfach nicht!«
    »Natürlich würde ich das nicht. Und ich würde Sie bis zum Äußersten unterstützen, wenn Sie nur den kleinsten Beweis hätten, um Ihre Behauptung zu belegen. Aber bis jetzt haben Sie noch nichts Konkretes vorgelegt, Kathleen. Und Sie haben Ihre Glaubwürdigkeit nicht gerade erhöht, indem Sie sich mitten in der Nacht auf diese Farm geschlichen haben. Die Presse hat Sie wie einen Amateurschnüffler und nicht wie eine ehrbare Wissenschaftlerin aussehen lassen. Gott sei Dank sind Sie wenigstens nicht verletzt worden.«
    Seine Zurechtweisung ließ ihre Wangen glühen. »Warum? Hätte es Sie noch mehr Spendengelder gekostet, wenn ich umgebracht worden wäre?« Sie sprang auf, entschlossen, einfach zu gehen und ihn stehen zu lassen.
    »Das ist eine billige Retourkutsche, Dr. Sullivan!«, erwiderte er, stand ebenfalls auf und trat ihr in den Weg. »Sie wissen, dass ich Sie und Ihre Arbeit immer gefördert habe, und ich beabsichtige, das auch weiter zu tun. Offen gesagt bin ich schockiert, dass Sie mich nicht besser kennen und glauben, dass ich mich einem solchen Druck beugen würde.« Er beendete seinen strengen Vorwurf mit einer Kopie des Lächelns, mit dem er sie begrüßt hatte, und forderte sie durch eine Armbewegung auf, sich wieder zu setzen. »Nun nehmen Sie wieder Platz, und wir überlegen uns, wie wir aus diesem Schlamassel herauskommen. Zufällig teile ich einige Ihrer Befürchtungen über die Vektoren, die man heute benutzt, um Gene zu übertragen.«
    Sie achtete nur auf seine Augen. Sein kühler Blick verriet ihr nichts.
    »Bitte, Kathleen«, fügte er mit sanfter Stimme hinzu, als ob es seinen harschen Ausbruch nie gegeben hätte, »geben Sie mir eine Chance, Ihnen zu helfen. Ihr Anliegen ist zu wichtig, um Sie wegen einer solchen Lappalie zu verlieren.«
    Sie zögerte, während sich ihre Aufregung abkühlte, und kalkulierte, ob sie ihm trauen sollte. Wieder führte sie sich ihre früheren Erfahrungen mit diesem Mann vor Augen. Genau wie er es behauptete, hatte er sie immer in ihrer Forschung und ihrer Lehrtätigkeit an der medizinischen Fakultät unterstützt. Aber durch ihre Entdeckungen und Veröffentlichungen, in Verbindung mit ihrem hohen Ansehen, hatte sie selbst im Laufe der Jahre einen ansehnlichen Anteil an Spendengeldern eingebracht. Wie weit würde er für sie einstehen, nun, da sie zu einem finanziellen Risiko zu werden drohte? Sie wusste, dass er selbst seinen Anteil an rigorosen Sparmaßnahmen hatte, aber das war in diesen Zeiten der Etatkürzungen an allen medizinischen Hochschulen die Norm. Dennoch hatte sie einigen der Wissenschaftler zugehört, deren Programme er beschnitten hatte, und die jetzt, wie vorauszusehen war, über seine Rücksichtslosigkeit murrten. Und wenn er sich tatsächlich entschlossen hatte, gegen den Druck der Finanzen und der Rektoren moralischen Widerstand zu leisten, so hatte sie jedenfalls nichts davon gehört. Die Tatsache, dass er sich wie ein erfolgreicher Börsenmakler kleidete, vergrößerte ebenfalls überhaupt nicht ihr Vertrauen, dass er es künftig tun würde. »Was haben Sie vor?«, fragte sie ihn und blieb stehen.
    Er zeigte ihr wieder sein Instant-Lächeln, was sie vermuten ließ, dass er es vor dem Spiegel einstudiert hatte. »Können Sie mir irgendetwas zeigen, was Ihre Behauptungen untermauert, dass genetische Vektoren für Menschen ansteckend sind?«, fragte er, und seine Augen funkelten begierig. »Selbst wenn es nur ein vorläufiges Ergebnis ist, könnte ich es bei der Universitätsleitung vorbringen und dazu benutzen, für Ihre Sache zu streiten. Zum Beispiel schließe ich aus den Zeitungsartikeln, dass Sie bei Ihrer Eskapade zu dieser Farm tatsächlich ein paar Proben gesammelt haben, bevor da die Hölle ausgebrochen ist. Sind Sie dabei, sie zu analysieren?«
    Ihr Forscherinstinkt – geschärft durch Jahre, in denen sie sich vor Plagiaten unter Kollegen hüten musste – sagte ihr, dass sie vor der Veröffentlichung keine Ergebnisse herausgeben sollte, und hielt sie zurück, sofort zu antworten. »Ja, sicher«, gab sie schließlich zu, da sie annahm, dass dieses Risiko bei Stanton nicht gegeben

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