Der Unsichtbare Feind
so sehr in Verlegenheit gebracht hat. Aber als ich ihn zu erreichen versucht habe – wenigstens ein Dutzend Mal in der letzten Woche –, um ihm zu sagen, dass er sich für nichts zu entschuldigen braucht, hat er meine Anrufe nicht angenommen. Wie geht es ihm?«
»Wer weiß? Mit mir will er auch nicht sprechen.« Er seufzte und sah sie an, als ob er in Gedanken etwas abwägte. »Könnte es sein, dass Sie sich für ihn interessieren?«
»Nein!«, entgegnete sie viel zu schnell und spürte, dass sie rot wurde. Und was geht es Sie eigentlich an, wenn es doch so ist, hätte sie beinahe hinzugefügt, hielt sich aber zurück. Sie spürte jetzt, dass Stanton sich nicht nur über einen Kollegen Sorgen machte, der ihm Schwierigkeiten machte. »Dr. Steele schien ein netter, aber trauriger Mann zu sein«, fuhr sie fort und zog sich auf formelles Verhalten zurück. »Ich hatte Mitleid mit ihm, das ist alles, und ich habe immer noch Mitleid mit ihm, umso mehr, nachdem Sie mir erklärt haben, was er durchgemacht hat. Aber warum fragen Sie? Ist er ein Freund von Ihnen?«
»Das war er. Ich weiß nicht, was wir jetzt sind. Um alles noch schlimmer zu machen, scheint Aimes entschlossen zu sein, ihn noch mehr vorzuführen.«
»Was soll das heißen?«
»Er hat gefordert, dass Richard umgehend gefeuert wird, und er bietet ihm nicht wie Ihnen einen Ausweg an.«
»Was? Ich kann verstehen, dass Aimes hinter mir her ist, aber warum nimmt er solch eine harte Haltung gegenüber Steele ein?«
»Zunächst einmal, weil er damit durchkommt. Die Universitätsleitung ist schon wütend auf Richard wegen all der schmutzigen Schlagzeilen, die er gemacht hat. In praktisch jedem Artikel und jeder Fernsehnachricht wurde darauf hingewiesen, dass er zur Universität und zum New York City Hospital gehört, und solche Negativwerbung schlägt sich in geringeren Spenden nieder. Allein aus diesem Grund sind sie schon mehr als bereit, Aimes' Forderung zu entsprechen.«
»Diese Mistkerle!«
»Aber ich habe den Verdacht, dass Aimes in Wirklichkeit einen Warnschuss auf alle anderen hochrangigen medizinischen Autoritäten abfeuern will, die darüber nachdenken, ihre Stimme für eine Forderung nach Kontrollen genetisch veränderter Nahrungsmittel zu erheben. Ich will niemanden beleidigen, aber nachdem sich alle daran gewöhnt haben, dass Umweltschützer und Genetiker wegen all dem Unsinn, den sie in Europa gemacht haben, Krach schlagen, fangen respektable amerikanische Ärzte an, die Alarmglocken zu läuten – und das wäre ein ganz neues Imageproblem für Aimes' Kunden. Die Leute hören auf Ärzte, besonders solche im eigenen Land. Deshalb will Aimes, dass er wegen seiner Beteiligung an unbegründeten, unwissenschaftlichen Verleumdungen entlassen wird. Sie sehen also, bei der Stimmung, in der die Universitätsleitung ist, ist der arme Richard in größeren Schwierigkeiten als Sie.«
Kathleen war fassungslos. »Können Sie ihn nicht schützen?«
Er sank in seinem schicken Anzug in sich zusammen. »Wer weiß?« Er zuckte mit den Achseln und blickte niedergeschlagen. »Selbst wenn ich ihn vor diesen Dummköpfen bewahren könnte – und ich weiß nicht einmal, ob das noch möglich ist –, so kann ich ihn nicht vor sich selbst beschützen.«
»Wie bitte?«
»Vor seinem Herzinfarkt wurde es für seine Leute immer schwieriger, mit ihm zusammenzuarbeiten. Sie haben ihn nur ertragen, weil er so ein brillanter Klinikarzt ist. Aber selbst wenn er gesundheitlich wieder für fit erklärt wird, kann er nicht wieder in der Notaufnahme arbeiten und sich so verhalten, wie er es getan hat.«
Ihre Ungläubigkeit wuchs. »Sie meinen, er könnte seine Arbeitsstelle sogar verlieren, ohne dass Aimes nachhilft?«
»Ach Gott, ich hoffe nicht, aber es sieht schlecht aus –« Er unterbrach sich und richtete sich wieder auf. »Ich kann das wirklich nicht mit Ihnen diskutieren«, verkündete er kühl.
»Entschuldigung, es ist nur, dass ich in der kurzen Zeit, in der Dr. Steele und ich miteinander gesprochen haben, den Eindruck gewonnen habe – nun ja, dass die Arbeit alles ist, was er hat.«
Es schien ihr, dass sich jetzt Stanton unbehaglich fühlte, vielleicht sogar verlegen war. »Haben wir eine Übereinkunft, dass Sie mich über Ihre Testergebnisse auf dem Laufenden halten oder nicht?«, fragte er, und der Ton des verantwortlichen Vorgesetzten war wieder da.
»Natürlich«, antwortete sie höflich.
»Gut. Aber drei bis vier Wochen – das ist eine lange Zeit,
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