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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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serviert. »Warum bestellen Sie nicht gleich Mineralwasser?«, schlug er vor. »Die Erdnüsse kriegen Sie trotzdem.« Seine Lippen und Augenbrauen, beide dick wie Taue, bogen sich und umrahmten seine dicken Wangen oben und unten.
    Steele fasste es als Lächeln auf. »Das mache ich«, erwiderte er und bahnte sich seinen Weg durch ausgelassene Besucher, die zur Happy Hour hereingeschneit waren.
    Draußen kühlte ein leichter Nieselregen seine Stirn, während er in flottem Schritt die Fifth Avenue entlangging. Er zog den Kragen seines Regenmantels hoch und betrachtete im Vorbeigehen die anderen Menschen in der Menge. Er schlüpfte in einem unregelmäßigen Zickzack, der seine ganze Konzentration in Anspruch nahm, zwischen ihren Schirmen hindurch. Der Duft von Frankfurtern und Brezeln zog weit durch die feuchte Luft, füllte seine Nase und regte seinen Appetit an, lange bevor er die Dutzende von Verkaufskarren erreichte, die vor ihm an den Straßenecken standen. Es gefiel ihm, wie ihre fröhlich gestreiften Baldachine im Kontrast zu den eher nüchternen, dunkleren Markisen von Saks, Gucci oder Wempe im Dämmerlicht weiß-rote Akzente setzten. Ihm fiel auf, dass er sie als Markierungspunkte benutzte, um seinen Fortschritt zu messen.
    Aber nach nur wenigen Blocks hatte der Stop-and-go-Verkehr die angenehmen Gerüche und Geschmäcker aus seiner Nase vertrieben, und sein Kopf füllte sich mit der Mischung verschiedener Geräusche, ununterbrochen wie städtische Stromschnellen, von Pferdestärken, laufenden Füßen und tausend Gesprächen. Er schaltete die Geräuschkulisse in seinem Kopf ab und richtete seine Gedanken auf den Menschen, der ihn seit seiner Rückkehr am meisten beschäftigt hatte.
    Chet.
    Es war ihm an jenem Morgen gelungen, den Jungen zu überreden, wieder zur Schule zu gehen, noch bevor er aus dem Bett kam. »Hey, als ich mit dem Taxi vom Flughafen fuhr, war kein Piepser mehr über mich im Radio«, beruhigte er seinen gedemütigten Sohn. »Es erinnert sich sowieso keiner länger an solchen Schmutz, als man braucht, um zum nächsten Skandal überzugehen.«
    »Ich schon!«, kam seine mürrische Antwort.
    »Die wahren Freunde ziehen dich sicher nicht damit auf.«
    »Nein, aber Leute, die nicht meine Freunde sind. Mein Name wird zum Witz.«
    »Chet, wen interessieren die denn schon? Eine gute Frau ist gestorben, hat sich das Leben genommen, weil sie ihren Sohn durch eine heimtückische Krankheit verloren und keinen Grund gesehen hat, weiterzuleben. Wenn dir irgendjemand Schwierigkeiten macht, dann erinnerst du ihn daran. Dann wird das alles kein Witz mehr sein.«
    »Mach mal halblang, Dad!«, schnappte Chet und sah ihn hart und undurchdringlich an. »Das kann ich doch den Kids nicht erzählen.« Aber kurz vor halb acht hatte er seine Bücher eingepackt, und mit entschlossener Miene auf seinem jungen Gesicht ging er zur ersten Unterrichtsstunde.
    In den folgenden Gesprächen fiel es Steele immer schwieriger, die richtigen Antworten zu geben.
    »Warum bist du mit dieser Frau ausgegangen?«, hatte Chet ihn an jenem Abend beim Essen gefragt.
    »Sie gefiel mir – besonders, wenn wir uns unterhielten. Und sie schien mich auch zu mögen.«
    »Meinst du nicht, dass Mommy wütend auf dich wäre?«
    »Ich glaube, sie wäre wütender, wenn ich weiter so Trübsal blasen würde wie bisher und nicht mit meinem Leben weitermachen würde.«
    Chet zuckte zusammen und schluckte ein paar Mal. Dann sagte er: »Trotzdem würde sie nicht gut finden, was du in Hawaii gemacht hast.«
    »Chet, ich glaube, das Einzige, was sie nicht gut finden würde, ist, dass ich nicht aufmerksam genug war, um diese arme Frau davon abzuhalten, sich das Leben zu nehmen. Das werfe ich mir selbst vor. Und was mein sexuelles Interesse an dieser Dame betrifft, würde deine Mutter wahrscheinlich denken: ›Das war aber auch Zeit!‹«
    Dem Jungen fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. Steele hatte Chet nie zuvor einen derartig offenen Blick auf sich, den Vater, gewährt. Die Enthüllung, dass ein Vater, besonders der eigene, solche Zweifel und Wünsche hegen konnte, war für den Jugendlichen offensichtlich ein Schock. Für den Rest der Mahlzeit sprach er hauptsächlich mit Martha und nur über die Schule, aber von Zeit zu Zeit legte sich seine sonst glatte Stirn in Falten, wie bei einem perplexen Welpen, und er warf heimlich einen Blick auf seinen Dad. Danach ging Steele vorsichtig zu Werke, wann immer sie miteinander sprachen.
    Kurz bevor er zur

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