Der unsichtbare Feind (German Edition)
war.
Dann
plötzlich wich das Schnauben einem dumpfen Geräusch. Stark hielt abrupt.
„Inspektor
Stark, bitte helfen Sie mir“, bat Haslauer verzweifelt.
Stark sah
den Virologen bäuchlings am Boden liegen, über der Stirn prangte ein Grasfleck.
„Ich komme
schon“, bat sich Stark eine Sekunde aus, um zum Virologen zu gelangen und ihn
hochzuhieven.
„Scheisse“,
fluchte Stark, während sich Haslauer aufrichtete.
„Was ist
los?“, wollte Haslauer wissen.
„Dort am
Horizont“, deutete Stark mit dem Zeigefinger, „der SUV, ich denke das ist ein
Wachtrupp. Los jetzt, wir müssen am Gebäude sein, bevor die uns sehen.“
Beide
Männer rannten, als wäre der Teufel hinter ihnen her.
Das
protzige Geländefahrzeug, dessen schwarzer Lack in der Sonne glänze, wurde
konstant größer.
„Schneller,
Doktor“, befahl Stark.
Plötzlich
änderte der SUV, der parallel zu ihnen gefahren war, die Richtung. Er steuerte geradewegs
auf die Beiden zu.
„Los, runter“,
orderte Stark an und ging selbst in die Knie, um gebückt weiterzulaufen, „im
hohen Gras sehen Sie uns nicht so leicht.“
„Die haben
uns doch längst gesehen“, sagte Haslauer resignierend, „wir sollten aufgeben,
wenn uns unser Leben lieb ist.“
Stark
schüttelte den Kopf: „Laufen Sie gefälligst weiter, die haben uns nicht
gesehen, noch nicht.“
„Wollen
Sie mich jetzt für dumm verkaufen?“, spöttelte Haslauer, „Die haben die
Richtung geändert und kommen geradewegs auf uns zu.“
„Das mag
schon sein. Aber ein Detail haben Sie in Ihrer Ausführung vergessen“, keuchte
Stark unter seiner Maske hervor.
„Und das
wäre?“
„Das
Fahrzeug hat seine Geschwindigkeit nicht geändert.“
Dem hatte
auch Haslauer nichts entgegenzusetzen. Er nickte, teils zustimmend, teils
anerkennend.
Ohne
weitere Worte kämpften sie sich durch das hohe, vertrocknete Gras, durch das sonst
nur Feldhasen hoppelten.
Besorgt
warf Stark einen Blick seitwärts. Zwar hatte der Wagen seine Geschwindigkeit
nicht geändert, er kam aber trotzdem geradewegs auf die Beiden zu. Es sah so
aus, als würde die Runde der Patrouille genau an dem Gebäude vorbeiführen, in
das Stark und Haslauer zu gelangen versuchten.
„Kommen
Sie schon, Doktor Haslauer“, drängte Stark den Virologen und zerrte ihn am
Ärmel weiter.
Stark
wusste, dass der Erfolg dieser Mission davon abhängen würde, unbemerkt zu
bleiben. Gegen ein Fahrzeug voll gut ausgerüsteter Wachen waren die Beiden chancenlos.
Je angestrengter Stark nachdachte, desto mehr kristallisierte sich führ ihn
heraus, dass sie nur zwei Möglichkeiten hatten. Leider waren beide nicht
sonderlich verheißungsvoll. Sie konnten sich hier im kniehohen Gras verstecken
und warten, bis die Streife weitergefahren war, oder sie konnten versuchen, im
Gebäude zu sein, bevor die Streife hier war. Stark erschienen beide Varianten
nicht besonders Erfolg versprechend.
Dann biss
er die Zähne zusammen. In Fällen wie diesen tendierte er immer dazu, die
Möglichkeit zu wählen, bei der er die Initiative ergreifen konnte, also kam im
Gras liegen und abzuwarten nicht infrage.
Stark
hielt für einen Moment inne und füllte seine rasselnden Lungen mit Luft:
„Doktor Haslauer, folgen Sie den Verlauf des Weges, auf dem der SUV fährt.“
Mit
zusammengekniffenen Augen kämpfte der Doktor gegen seine Kurzsichtigkeit an. Es
war nicht mehr als ein Feldweg, zwei tiefe Furchen im Boden, umwuchert von
Gestrüpp: „Ja ich sehe den Weg.“
„Folgen
Sie den Verlauf des Weges.“
„Nun ja“,
antwortete Haslauer, „er schlängelt sich durch das karge Areal, dann macht er
eine Schleife und …“, Haslauer zog die Augenbrauen hoch, „… dann verschwindet
er für einen Moment hinter dem Gebäude, bis er wieder auftaucht.“
„Genau“,
sagte Stark triumphierend, „sobald die Patrouille hinter dem Gebäude
verschwunden ist, laufen wir los. Wenn alles gut geht, erreichen wir die
abgewandte Seite des Gebäudes, bevor der Wagen wieder auftaucht.“
„Und wenn
es nicht gut geht?“, fragte Haslauer.
„Es muss
gut gehen“, antwortete Stark, ohne den Blick vom gepanzerten Fahrzeug zu
nehmen.
Als der SUV hinter dem
Gebäude in gemächlichem Tempo verschwand, richteten sich die beiden Männer
wieder zu voller Größe auf und sprinteten mit schwingenden Armen zum linker
Hand gelegenen grünen Tor. Starks Kehle brannte wie Feuer. Tränenflüssigkeit
schoss ihn in die Augen, bis er sogar das weiße Gebäude hinter einem
verschwommenen
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