Der unsichtbare Feind (German Edition)
gegen das Tor, bis das Schloss wieder eingerastet
war. Stark steckte den selbst angefertigten Dietrich erneut in das Schloss und
verriegelte das Tor von innen.
Das Röhren
des Motors hallte im langen, leeren Gang von den Wänden wieder. Stark deutete
Haslauer mit einer Handbewegung sich nicht zu rühren.
Das Auto
stoppte vor dem Tor. Verzweiflung machte sich in Haslauer breit. Er deutete
Stark den Gang hinunterzulaufen, was der aber lediglich mit einem Kopfschütteln
quittierte. Die Autotür sprang auf, Stark hörte Fußschritte, dann eine Stimme:
„Bist du dir sicher, dass du etwas gesehen hast?“
„Ja, es
war direkt am Tor“, ertönte eine tiefe Stimme vom Auto.
„Da ist
aber nichts.“
„Dann
prüfe zumindest das Tor.“
Die
Schritte näherten sich.
Stark
hielt den Atem an. Das Kratzen in seinem zugeschwollenen Hals wurde immer
quälender. Ein falscher Reflex und die Männer würden von ihnen Notiz nehmen.
Durch den
schmalen Spalt unter der Tür konnte Stark den Schatten, den die Schuhe des
Mannes warfen sehen. Dann erklang ein Rütteln an der Tür.
„Siehst
du“, rief der Mann seinem Kollegen zu, „ich habe dir doch gesagt da ist
nichts.“
„Jaja, ist
schon gut“, brummte der Mann mit der tiefen Stimme, „steig wieder ins Auto ein.
Wir fahren weiter.“
Der Mann
entfernte sich bis seine Schritte nicht mehr hörbar waren. Als der röhrende
Motor des SUV wieder zum Leben erwachte, ließ sich Stark erleichtert gegen das
Tor sinken.
„Das war
verdammt knapp“, analysierte Haslauer mit zittriger Stimme, „Meine Welt ist der
Mikrokosmos in einem Labor, nicht das hier.“
„Aber
dafür schlagen sie sich sehr gut“, grinste Stark unter seiner verschmutzten
Maske.
„Danke für
die aufmunternden Worte.“
Stark
nickte, richtete sich auf und blickte den Doktor tief in die Augen: „Jetzt
bringen wir es zu Ende!“
Zielsicher
lief er den weiß angestrichenen Gang entlang, genauso wie es ihm Schönborn
gesagt hatte, nahm die dritte Tür links und schlich leise die aus rohen Beton
gemauerte Treppe hinunter. Haslauer blieb dicht hinter ihm, immer wieder einen
kontrollierenden Blick über seine Schulter werfend.
Am Fuß der Treppe verharrte
Stark für einen Moment. Er ließ seinen Blick durch das angrenzende Zimmer
schweifen. Der fünf Mal fünf Meter große Raum war grob verputzt. Eine schwach
leuchtende Neonröhre warf ihr Licht auf einen Stapel umbeschrifteter
Kartonagen, ausgemusterter Laborgeräte, die Staub angesetzt hatten und einen
Aktenschrank aus Mahagoni, der, so vermutete Stark, zuletzt in den Achtziger
Jahren modern war, es in den nächsten Jahren also durchaus wieder sein könnte.
Neben dem Schrank befand sich eine schwere Brandschutztür. Stark ging auf sie
zu, füllte seine Lungen mit frischer Luft und drückte den Öffner. Ein leiser
Anflug von Triumph durchströmte seinen Körper, als er merkte, dass die Tür
nicht verschlossen war. Vorsichtig drückte er sie auf. Dahinter verbarg sich
ein Hightech Labor. Weiße Fliesen, mit noch weißeren Fugen bedeckten die Wände.
Auf einer Unzahl von Arbeitsflächen befanden sich Ansammlungen von Rundkolben
aller Art, Bechergläsern, Pipetten, Dosierzylinder und jeder Menge anderer
Laborgegenstände, die Stark nicht weiter identifizieren konnte. Darüber waren
Regale mit Glasfronten angebracht. Im Zentrum des Raumes befand sich eine
Sicherheitswerkbank. Stark hatte erst unlängst eine Dokumentation gesehen, in
der solche Einrichtungen vorgestellt wurden. Hierbei handelte es sich um Klasse
drei, die Klasse mit dem höchstmöglichen Schutz. Es war ein geschlossenes
System mit UV Lampen zur Sterilisation. Fest eingebaute Handschuhe ermöglichten
es dem Laborant, mit seinen Proben zu arbeiten, ohne den kontaminierten Bereich
betreten zu müssen. Durch spezielle Schleusen konnten entsprechende Werkzeuge
und Hilfsmittel in den geschlossenen Raum eingebracht werden. Eine Absaugung
mit integrierter Filterung darüber gewährleistete, dass nichts aus der
Sicherheitswerkbank entkommen konnte.
Für einen Moment starrte
Stark auf diese spezielle Einrichtung. Hier hatte Schönborn also monatelang an
dem Virus gearbeitet, dass so Vielen bereits das Leben gekostet hatte und sich
auch in Starks Körper rasant vermehrte.
In der linken hinteren Ecke
des fensterlosen Raumes waren braune Trennwände aufgestellt. Dahinter musste
sich nach Schönborns Aussagen der vom Netzwerk abgekoppelte Computer befinden, auf
dessen Festplatte sich die Dateien verbargen,
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