Der unsichtbare Feind (German Edition)
die Millionen von Menschenleben
retten konnten. Starks Ziel war zum Greifen nahe. Noch einmal bäumte er sich
auf, sammelte all seine Kräfte ein letztes Mal und schritt hinter die
Trennwand.
Stark jubelte innerlich. Vor
ihm baute sich ein kleiner Schreibtisch, über dem ein Whiteboard hing,
vollgekritzelt mit mathematischen Formeln, auf. Darauf befanden sich eine prall
gefüllte, mehrfächerige Ablage, ein paar Kugelschreiber und, Stark stieß ein
Gebet zum Himmel aus, ein Computer.
Er setzte sich auf den viel
zu niedrig eingestellten Bürosessel und drückte die in das Gehäuse des
Computers eingelassene ON-Taste. Mit dem Surren des Ventilators erwachte das
Gerät zum Leben. Stark blickte gebannt zum Bildschirm und sah ungeduldig zu,
wie das Betriebssystem bootete. Nach einem kurzen Flackern, das der Monitor
benötigte, um die Auflösung einzustellen, baute sich der Desktop auf. Mit einer
Tastenkombination öffnete sich ein Fenster, dass Stark Zugriff auf die
Festplatte bot.
Stark drehte sich zu
Haslauer um, der das in die Breite geflossene Grinsen des Inspektors unter der
Maske nicht sehen konnte: „Jetzt ist es gleich so weit Doktor, geben Sie mir
den Memory Stick.“
Haslauer griff in die
Brusttasche seines mit Schmutz und getrocknetem Blut durchtränkten, weißen
Hemdes und händigte ihn ein kleines Objekt aus. Stark klappte das
Speichermedium auf und steckte den Anschluss in die USB-Schnittstelle des
Computers.
Dann richtete er seine
Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm. Er klickte sich durch eine Reihe von
Ordnersymbolen, so wie es ihm Schönborn gesagt hatte, bis er zu einer Datei
namens „Infinite.xml“ gelangte. Angespannt bedachte er das Dokument mit einem
hastigen Doppelklick. Ein schmales Fenster öffnete sich, das in seinem Zentrum
ein Eingabefeld beherbergte. Darüber stand in kursiver Schrift: „Diese Datei
ist durch ein Passwort geschützt. Geben Sie den Code ein, um das Dokument zu
öffnen.“
Stark hämmerte die
Zahlenkombination in den Computer und drückte die Entertaste. Jetzt musste er
die Datei nur noch auf das externe Speichermedium laden.
Hinter Stark ertönte ein
metallisches Klacken, das von den Wänden widerhallte. Er kannte dieses
Geräusch, er kannte es nur allzu gut. Als er dann die Kälte eines schmalen,
metallischen Gegenstandes auf seinem Hinterkopf spürte, war es traurige
Gewissheit geworden. Stark schloss für einen Moment seine Augen und ließ den
Kopf entkräftet sinken.
„Und jetzt Inspektor,
greifen Sie langsam an Ihren Holster und legen Ihre Waffe weg. Sie möchten doch
nicht, dass ich Ihnen Ihr Gehirn zu Brei schieße“, ertönte Haslauers Stimme
hinter ihm.
„Sie verdammter Verräter“,
fluchte Stark, während er Haslauers Kommando widerwillig folge leistete.
„Verräter?“, zeigte sich
Haslauer erstaunt, „um ein Verräter zu sein, hätte ich doch irgendwann auf
Ihrer Seite sein müssen.“
Stark fixierte Haslauer mit
einem flammenden Blick. Die Adern an seiner Schläfe pulsierten, seine Händen
verkrampften sich zu Fäusten.
Haslauer grinste süffisant:
„Wenn Sie meine Erscheinung schon so in Rage bringt, dann warten Sie gespannt
ab.“
Haslauer legte Daumen und
Zeigefinger an die Lippen und pfiff in ohrenbetäubender Lautstärke, dann wandte
er sich wieder Stark zu: „Sie haben doch nicht gedacht, dass sie zu irgendeinem
Zeitpunkt auch nur den Hauch einer Chance hatten, Inspektor.“
Sekunden später öffnete sich
die Tür, die in das Labor führte. Stark hörte näherkommende Schritte. Als die
Gestalt hinter die Trennwand des kleinen Büros trat, stockte Stark der Atem.
Der Mann streifte seine
frisch gestärkte Uniform zurecht, ehe er das Wort ergriff: „Inspektor Stark, schade,
dass Sie nicht unter meine Fittiche wollten. Wir hätten ein verdammt gutes Team
abgegeben.“
Oberst
Hahn strich sich durch seinen sorgfältig getrimmten Schnurrbart.
Vollkommen
in Rage sprang Stark auf. Der Oberst hob lediglich ein Bein und katapultierte
Stark mit einem Tritt zurück in den Sessel.
Stark
röchelte. Er stützte sich mit dem Arm am Schreibtisch ab, um nicht vom Sessel
zu fallen.
Oberst
Hahn wandte sich an Haslauer: „Haben Sie die Datei, Doktor? Ist der
Passwortschutz endlich aufgehoben?“
Haslauer nickte, während er
den Lauf der Pistole unverwandt auf Stark richtete.
Kapitel 33
„Ich bin mir sicher,
Inspektor Stark, dass Sie eine Menge Fragen haben, nicht wahr?“, spöttelte
Haslauer, während er seine Runden um ihn drehte.
Die
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