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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Reynolds
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Gänge von Müllers Gehirn
bildeten eine kompakte, blass rosa Einheit, die von einem dünnen Häutchen
umgeben war.
    „Wir werden das Gehirn nun
entfernen und abwiegen“, widmete sich Doktor Pavlova nun wieder vollständig
ihrer Arbeit.
    „Verdammt“, fluchte Stark in
sich hinein, „bei all den Frauen auf dieser Welt muss ich ausgerechnet auf so
eine Emanze treffen! Ich muss wissen, was sie herausgefunden hat, wenn sie
überhaupt etwas herausgefunden hat.“
    Er schluckte die
Verbitterung hinunter und trat noch einmal, diesmal zögerlich, an Pavlova
heran: „Hören Sie, es tut mir leid, dass wir so einen schlechten Einstand
hatten. Normalerweise bin ich nicht so.“
    „Wie sind Sie denn sonst?“,
schoss Pavlova.
    „Ich bin ein sehr
motivierter Ermittler, mit Leib und Seele“, drückte er herum, während er den
Kopf leicht senkte.
    Abermals seufzte Pavlova
tief: „Bekomme ich Sie los, bevor ich Ihnen Details verraten habe, die ich
eigentlich nicht preisgeben dürfte?“
    „Ich denke …“, setzte er zum
Satz an.
    „Ich mache Ihnen einen
Vorschlag Inspektor Stark. Ich berichte Ihnen von meinen Ergebnissen“,
zwinkerte sie ihm zu, „wenn Sie mir zuerst sagen, wie Sie ein so
frauenverachtlicher Mensch geworden sind.“
    „Das ist nicht Ihr ernst!“,
erwiderte er gereizt.
    „Dann vergessen Sie es. Es
tut mir leid aber …“
    „Also gut.“
    Triumphal drehte sie sich
ihm erneut zu.
    Stark holte tief Luft:
„Zuerst möchte ich vorausschicken, dass ich keineswegs frauenverachtend bin,
ich verstehe sie nur nicht immer“, log er, denn tatsächlich glaubte er, er
wüsste alles über Frauen.
    „Aber Sie wissen ja – Mutter
stirbt im Jugendalter – Vater heiratet junge Frau – junge Frau, die kaum älter
ist als Sohn, will an ihm herum erziehen … Die bekannte Geschichte – nichts Aufregendes.“
    Ihre Gesichtszüge wurden ein
wenig weicher, aber nur für einen Augenblick lang, dann seufzte sie: „Kommen
Sie mit“, instruierte sie ihn.
    Sie zog die Operationslampe näher
zum Tisch und leuchtete Müllers rechter Hand aus. Sie deutete auf eine Stelle,
nahe der Schnittfläche, an der zwei Glieder seines Fingers abgetrennt worden
waren: „Sehen Sie das, Inspektor?“
    Stark beugte sich hinunter
und untersuchte den Finger gründlich.
    Er hob fragend die Brauen: „Ich
weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.“
    „Hier nehmen Sie das
Vergrößerungsglas.“
    Pavlova reiche ihm eine in
silbernen Rahmen eingefasste Lupe mit blauem Griff.
    Durch das Glas sah Stark
weiße, porige Haut, den harten Kontrast vereinzelter schwarz gekräuselter Haare
und … Stark rückte ganz nah heran. Ein geröteter Bereich, kaum sichtbar,
schlang sich wie ein Band um den Finger herum. Bei genauerer Betrachtung konnte
er erkennen, dass das Gewebe in diesem Bereich vertieft war.
    „Hmmm, sieht nach einer
Druckstelle aus“, rätselte Stark.
    „Ganz genau“, gab ihn
Pavlova recht, „es scheint als hätte er bis zu seinem Tod einen Ring getragen,
der sehr eng am Finger saß.“
    Ein Ausdruck der
Überraschung huschte über sein Gesicht: „Am Tatort war kein Ring zu finden“,
sagte er mehr zu sich selbst als zu der Gerichtsmedizinerin, „Das heißt, der
Mörder muss ihn mitgenommen haben.“
    Und Stark wusste auch schon,
wie er zu diesem Ring gelangen würde.

Kapitel 7
    Stark steuerte seinen
Mustang zurück zum Wienerberg. Adrenalin durchströmte seinen Körper. Er war
wieder im Spiel! Der Ring war der beste Hinweis, den er in diesem Fall bisher
hatte, und noch viel besser war, dass er Hahn um gute zwei bis drei Stunden
voraus war. Dieser aufgeblasene Sesselfurzer hatte so viel Ahnung von
Ermittlungen wie Schweine vom Fliegen. Unter ihm war das Amt des
Landespolizeikommandanten zu einem Politikum verkommen, in dem Freunderlwirtschaft
mehr zählte als Leistung und ohne rotes Parteibuch brauchte man sich bei Hahn
sowieso keine Aufstiegschancen erwarten.
    Stark parkte seinen Wagen
vor dem Bürokomplex, hastete durch die Drehtür, über den roten Marmor,
zwinkerte der jungen Frau zu und betrat den Fahrstuhl, dessen Türen sich wie
gerufen gerade erst geöffnet hatten.
    „Ich finde den Weg schon
alleine“, rief er der Empfangsdame zu, ehe sich die Tür hinter ihm schloss.
    In Müllers
Büroräumlichkeiten angekommen, verließ er den Aufzug und ging einen langen,
hellen Korridor entlang, von dem in regelmäßigen Abständen Türen wegführten. In
ersten der Räume standen drei Männer, Kaffee trinkend um einen kleinen Tisch
und

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