Der unsichtbare Feind (German Edition)
diskutierten angeregt.
„Es heißt er wurde ermordet“,
flüsterte ein untersetzter Mann in seinen Vierzigern.
„Und die Polizei soll auch
schon hier gewesen sein“, vervollständigte sein Kollege.
„Ja klar, den hab ich
gesehen, das war der Schönling mit dem die Schwörer im Zweier
Besprechungszimmer verschwunden ist“, antwortete der Dritte und sippte
genüsslich an seinem Getränk aus einer grünen Tasse, auf der in großen Lettern
„Arbeitstier“ geschrieben stand.
Der Geruch von billigem
Löskaffe und ungarischen Zigaretten hatte eine beleidigende Wirkung auf Starks Riechorgan.
„Ja die Schwörer“, gebärdete
sich der kleine Dicke erneut, „die ist mit dem Chef auch das eine oder andere
Mal verschwunden!“
Lautstarkes Gelächter brach
unter den Dreien aus.
„Aber ernsthaft, was glaubt ihr,
wie es jetzt weitergeht? Jetzt wo der Chef tot ist?“
Der Mann in der Mitte, von Aknenarben,
wie der Mond von Kratern übersät schluckte tief: „Das habe ich mich auch schon
gefragt. Ich habe Frau und zwei Kinder, dazu noch eine Hypothek auf unser Haus
in Mödling, Scheiße!“
„Ja Christian, da geht es
mir nicht viel besser.“
Der Untersetzte blickte auf
und sah Stark in der Tür stehen: „Kann ich etwas für Sie tun?“
„Ja, das wäre nett, ich
suche Frau Schwörer.“
„Das ist er, der Typ von der
Polizei“, flüsterte das Arbeitstier mit der grünen Tasse.
Stark grinste: „So ist es,
Inspektor Stark. Ich muss Frau Schwörer sprechen, wo finde ich sie?“
„Gleich den Gang hinunter,
die vorletzte Tür links, direkt neben dem Büro vom Chef“, stotterte der vernarbte
Mann.
„Vielen Dank, Sie haben mir
sehr geholfen!“
Bei der vorletzten Tür des
Korridors angekommen, blickte Stark auf das Schild, das daneben befestigt war.
Mag. Schwörer, war darauf
gedruckt. Assistenz Geschäftsführung, las Stark darunter.
Stark lugte durch den
schmalen Spalt zwischen Tür und Rahmen, bevor er ohne zu klopfen, die Tür leise
aufdrückte.
Hinter einem Birkenholzpult
befand sich ein großzügig bemaßter Eckschreibtisch, mit einem Computer und
etlichen Mappen und Ablagefächern, sorgfältig arrangiert. Hinter dem Monitor
war ein Whiteboard an der Wand angebracht, an dem mehrere Dokumente und Notizen
mit bunten Magneten, in allen Farben und Formen, angebracht waren. Auf dem Pult
stand ein gut versorgter, kleiner Kaktus, daneben eine geschlossene, schwarz
glänzende Mappe mit der goldfarbenen, geschwungenen Aufschrift „Geschäftsleitung“.
Ein leises Schluchzen
durchschnitt die Stille im Raum. Starks Blick huschte zum Durchgang in das
Nebenzimmer, laut den Mitarbeitern, die ihm den Weg gewiesen hatten, das Büro
von Peter Müller. Katzenartig schlich er zum Durchgang und klopfte am Rahmen
der offen stehenden Tür.
Erschrocken fuhr Frau
Schwörer hoch und starrte ihn mit glasigen Augen an.
„Inspektor?“, sprach sie,
während ihre Lippen schlotterten, „haben Sie etwas vergessen?“
„Es tut mir leid, wenn ich
Sie nochmals bemühen muss, aber da wäre noch etwas, bei dem Sie mir behilflich
sein könnten.“
„Ich verstehe“, schluchzte
sie, „Wenn Sie so höflich sein könnten und in meinem Büro auf mich warten
würden, ich komme dann gleich zu Ihnen.“
Stark nickte und machte
kehrt.
Nach wenigen Minuten kam sie
zu ihm und schloss die Tür zwischen den beiden Büros.
Sie rieb sich mit den Handballen
die Augen und verschmierte dabei die Wimperntusche großzügig auf ihren
geröteten Wangen.
„Ich möchte mich für mein
unprofessionelles Verhalten entschuldigen“, sprach sie gefasst, „Was kann ich
für Sie tun?“
„Wie gut kannten sie Herrn
Müller?“, fragte Stark ohne weitere Umschweife.
Frau Schwörer sah verwundert
auf: „Wie meinen Sie das? Haben Sie mit der Buchhalterin gesprochen? Wenn ja dann
…“
„Nein, nichts dergleichen. Es
ist nur wichtig für mich mit jemandem zu reden der Herrn Müller gut kannte, das
ist alles.“
„Achso ich verstehe“, sie
dachte einen Moment lang angestrengt nach, dann sprach sie weiter, „Als seine
Assistentin denke ich, dass ich ihn recht gut gekannt habe. Sehen Sie
Inspektor, in diesem Job muss man seinen Vorgesetzten wie ein Buch lesen
können. Man muss wissen was der Chef will, bevor er es selbst weiß. Das ist
unerlässlich um solch eine viel beschäftigte Person wie“, sie schnappte nach
Luft, „Herrn Müller weitestgehend von organisatorischen Dingen zu entlasten.
Also ja, ich denke ich kannte ihn gut.“
„Sie
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