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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Reynolds
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griff zu einer
Fernbedienung und stellte die Klimaanlage auf einundzwanzig Grad Celsius ein,
die nicht ende wollende Hitzewelle war unerträglich.
    Nicht zuletzt wegen der
anhaltenden Einmischungen des nervigen Polizeichefs hatte er sich entschlossen,
seine Erkenntnisse zurückzuhalten und ein privates Fotolabor dem der Wiener
Polizei zu bevorzugen.
    Angespannt schlitzte er das
Kuvert mit einem Brieföffner auf und zog einen Stapel Fotos heraus. Das Erste
zeigte Müller in Denkerpose - das Original, das er aus dem Besprechungszimmer von
dessen Firma hatte. Er legte es auf der Glasplatte seines Couchtisches ab. Das
nächste Bild, eine Vergrößerung, zeigte Müllers Kinn und Hand inklusive Ring.
Stark betrachtete das Schmuckstück. Er erkannte einen doppelköpfigen Adler in
der Mitte des Siegels, um den eine unleserliche Schrift verlief.
    „Hoffentlich wird das noch
deutlicher, ein doppelköpfiger Adler ist in Österreich so verbreitet wie Tulpen
in Holland“, fluchte er leise vor sich hin.
    Angespannt legte er das Foto
zur Seite. Neugierig wanderten seine Augen über das letzte verbleibende Bild.
Es zeigte eine Detailaufnahme des Ringes, gestochen scharf. Das Fotolabor hatte
hervorragende Arbeit abgeliefert. Sogar einzelne Kratzer und Unregelmäßigkeiten
im Gold waren erkennbar.
    „Scientia potentia est“, las
er laut ab, „Wissen ist Macht“, übersetzte er ohne Luft dazwischen zu holen.
    „Ein doppelköpfiger Adler“,
dachte er, „weit verbreitet in Österreich, Sinnbild für die Herrschaft von Ost
nach West und diese lateinische Inschrift.“
    Er nahm sein Smartphone,
startete den Browser und begab sich auf eine der bekanntesten Suchseiten der
Welt, Google. Nach wenigen Momenten des Nachdenkens tippte er die Worte
„Doppeladler, Scientia potentia est, Wissen ist Macht“ in die Suchzeile und
bestätigte seine Eingabe.
    Noch bevor er den Finger von
der Entertaste genommen hatte, erschienen unzählige Suchergebnisse auf dem
Bildschirm.
    Der erste Eintrag erzählte
von Sir Francis Bacon, einem englischen Philosophen, dem dieser Ausspruch für
Ende des sechzehnten Jahrhunderts zuschrieben wurde.
    Ein weiterer Eintrag bestätigte
Starks These den Doppelkopfadler betreffend. Die Suchwörter, jedes für sich,
fanden genügend Treffer im Internet, aber in Verbindung war nichts Verwertbares
zu finden.
    Er war sich sicher, dass das
der Schlüssel zu seinen weiteren Ermittlungen war, aber für was konnte der Ring
nur stehen? Stark sog kräftig an seiner Zigarette und flutete den Raum mit
Zigarettenrauch. Der Ring verbarg zwei Kernaussagen, nämlich einerseits Macht,
dass sich sowohl im Adler als auch im Zitat widerspiegelte, zum anderen Wissen.
Macht war das, was alle drei Opfer verband, ein erfolgreicher Bauunternehmer,
ein Stahlindustrieller und der Besitzer eines Auktionshauses.
    Plötzlich dämmerte es Stark.
Er ging zu seinem antiken Sekretär, der das Vorzimmer schmückte, öffnete ihn
und kramte eine dicke Akte hervor, die er aus dem Revier hatte mitgehen lassen.
Zurück im Wohnzimmer durchstöberte er den Blätterwald ungeduldig. Bei einem Blatt
hielt er inne und fuhr mit dem Zeigefinger die Zeilen entlang.
    „Hier“, flüsterte er zu sich
selbst.
    Es wies Opfer Nummer eins,
Georg Bräuer aus. Mit einem Textmarker hob er das Geburtsdatum Bräuers hervor,
den 16. Juni 1955. Er legte das Blatt separat am Tisch ab und suchte weiter.
Als er ein identisches Dokument gefunden hatte, hob er abermals eine Zeile
hervor. Es war das Datenblatt zu Leopold Steiner. Er unterstrich: „geboren am
04. August 1955.“
    Ein weiteres Mal hatte er
noch zu suchen, aber er war sich sicher, dass sich seine Vermutung bestätigen
würde. Nach kurzer Zeit hielt er das Blatt in Händen, Opfer drei, Peter Müller,
geboren am 24. Februar 1955.
    Alle drei waren gleich alt,
jetzt wusste er, wonach er zu suchen hatte. Gierig griff er zu seinem
Mobiltelefon und tippte in die Suchzeile: „Wien, Wissen ist Macht, Schule.“
    Einen Wimpernschlag später
spuckte die Suchmaschine all ihre Ergebnisse aus.
    Einer der gefundenen
Beiträge weckte reges Interesse in ihm.
    „Internat feiert
hundertjähriges Jubiläum - Scientia potentia est.“
    Stark öffnete den Artikel.
    „Wien 1997, 19. Mai. Die private
Mittelschule ‚Akademie zum Stiftswald‘ in Wien Döbling feiert ihr hundertjähriges
Jubiläum. Beheimatet zwischen Stiftswald und Kahlenberg steht ihr Name seit
jeher für Qualität und Erfolg. Scientia potentia est – Wissen ist Macht

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