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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Reynolds
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er zu wissen.
    Ihre Augen verfinsterten
sich zu dünnen Schlitzen.
    „Nein, das wird noch ein
wenig dauern. Ich werde Sie informieren, sobald es so weit ist.“
    Doktor Pavlova wandte sich
wieder der Leiche zu und tätigte einen zweiten Schnitt über den Scheitel der
Leiche. Das Sägeblatt, das Schicht um Schicht durch den Knochen Schnitt
produzierte ein Geräusch, schrill wie ein Zahnarztbohrer.
    Währenddessen umrundete
Stark den Obduktionstisch, der sich im Zentrum des Raumes befand. Sein Blick
schweife über die im Neonlicht kühl wirkenden weißen Fließen an der Wand, über
den gelben PVC Boden, bis hin zu einem kleinen Laborbereich der Schränke,
Schubladen und eine Arbeitsfläche beherbergte.
    Er ging zum Beistelltisch neben
der Gerichtsmedizinerin und schnappte sich ein von Doktor Pavlova zuvor
gefülltes Blutentnahmeröhrchen. Stark machte sich erst gar nicht die Mühe, dies
unauffällig zu tun. Er schlenderte zur Arbeitsfläche, als ob er hier zu Hause
wäre, öffnete die Röhre und schüttete das enthaltene Blut in eine Nierenschale.
    „Was um Himmels willen
machen Sie da?“, fuhr Doktor Pavlova herum, die die Säge noch immer kreischend
in ihren Händen hielt.
    „Ich beschleunige lediglich
die Laboruntersuchungen.“
    Stark entnahm seiner
Sakkotasche ein kleines Fläschchen, schraubte es auf und mengte dem Blut in der
Nierenschale ein paar Tropfen der Flüssigkeit bei. Als der erste Tropfen in die
zähe Flüssigkeit eintauchte und kleine Wellen an der Oberfläche schlug, verdrängte
ein grün gefärbter schleierhafter Nebel, das üppige Rot des Blutes. Stark führte
das Fläschchen auf Augenhöhe und betrachtete die aufgedruckte Farbskala.
    „Dachte ich‘s mir doch – Morphin!“,
triumphierte er, ohne von den beiden verdutzten Medizinern Notiz zu nehmen.
    Pavlova kochte vor Wut. Sie
stampfte wütend hinüber zu Stark: „Was haben Sie da?“, fluchte sie und riss ihm
das Fläschchen aus der Hand.
    „Das ist ein Schnelltest auf
Morphin“, klärte er sie auf, „Sie wissen doch Doktor Pavlova, der menschliche
Körper wandelt Heroin in Morphin um, mit anderen Worten würde es gar keinen
Sinn machen nach Heroin im Blut zu suchen, man würde keines finden.“
    „Belehren Sie mich nicht
über meinen Beruf Inspektor“, fauchte sie wütend, „Sie sind ein Idiot und eine
Schande für ihren Berufsstand.“
    „Ich mag Sie, wenn Sie
wütend sind“, witzelte Stark amüsiert, „besonders ihren süßen Akzent. Woher
kommen Sie, wenn ich fragen darf? Tschechien? Slowakei?“
    Pavlova holte tief Luft und
ging wieder zum Obduktionstisch, ohne Stark eines weiteren Blickes zu würdigen.
    „Frau Doktor“, rief er ihr
nach.
    Pavlova wirbelte noch einmal
herum. Die Augen hinter der Sicherheitsbrille blitzten vor Wut: „Verlassen Sie
jetzt diesen Raum oder ich werde Sie der Aufsichtsbehörde melden, ist das
klar?“
    Dem Funkeln in ihren Augen
war zu entnehmen, dass sie es ernst meinte.
    „So eine Zicke“, dachte er.
    „Es tut mir leid Doktor
Pavlova. Ich fürchte ich habe es diesmal übertrieben“, versuchte er zu
beschwichtigen.
    „Gehen Sie einfach, dann bin
ich gewillt, diesen Vorfall zu vergessen!“
    Stark seufzte tief: „Dann
werde ich mal gehen.“
    Er zog eine Visitenkarte aus
seiner Brusttasche und reichte sie ihr.
    „Oh, ich sehe Sie haben alle
Hände voll zu tun“, sagte er und deutete auf ihre mit Blut beschmutzten
Handschuhe, „Wenn sie erlauben …“
    Übertrieben übervorsichtig legte
er die Karte auf der Arbeitsfläche des kleinen Laborbereiches ab.
    „Nur für den Fall, dass sie
etwas Wichtiges entdecken.“
    „Sie werden den Bericht, wie
es sich gehört, anfordern“, schoss sie zurück, „aber wie ich hörte, werden sie
wohl eher mit dem Polizeichef reden müssen, ich habe Anweisung den Bericht
ausschließlich Oberst Hahn zu übergeben“, ein triumphales Grinsen huschte über
ihre Lippen, dass man es selbst durch den Mundschutz deutlich erkennen konnte, „Vielleicht
legen Sie sich bis dahin noch ein paar Manieren zu, dann wird er Ihnen
sicherlich erzählen, was ich Neues über den Finger herausgefunden habe, aber
bis dahin, viel Glück.“
    Stark runzelte die Stirn:
„Über den Finger?“
    „Ja Inspektor, über den
Finger. Aber jetzt müssen sie mich entschuldigen, wie gesagt, Oberst Hahn
wartet bereits auf meinen Bericht.“
    Als ob es nichts mehr
hinzuzufügen gäbe, wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu und hob vorsichtig
die Schädeldecke der Leiche ab. Die gewundenen

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