Der unsichtbare Feind (German Edition)
schien die Schule gerne bereit, darüber hinwegzusehen.“
„Was für
Unfug?“, wollte Stark wissen.
„Nun ja,
andere Schüler terrorisiert, vom Unterricht fern geblieben, Alkohol, sogar
Drogenkonsum wurde ihnen damals nachgesagt.“
„Drogen?“,
wurde Stark hellhörig, „welche Drogen?“
„Es tut
mir Leid Inspektor, damit kenne ich mich nicht aus, hat mich nie interessiert
das Teufelszeug. Wissen Sie, wenn es hochkommt, gönne ich mir mal ein Krügerl
zu meinem Schnitzel am Sonntag nach der Kirche, aber sonst halte ich nichts von
Dingen, die mich beeinflussen. Ich bin zufrieden mit mir, so wie ich bin. Das Einzige,
was ich noch weiß ist, dass es solche Art Drogen waren, die mithilfe einer
Spritze genommen werden, ja genau.“
„Mit einer
Spritze? Heroin vielleicht?“
„Ja
vielleicht, ich kann es Ihnen aber nicht genau sagen.“
„Aber Sie
wissen, dass es Drogen waren, für die man eine Spritze benötigt?“, bohrte Stark
nach.
„Ja da bin
ich mir sehr sicher, wissen Sie, damals, 1971, da gab es diesen Vorfall …“
„Vorfall?“
„Ja, ich
erinnere mich noch ganz genau. Da gab es diesen Schüler, wie hieß er denn
gleich, er war nicht allzu lange an der Schule. Ich glaube Stefan Muschik hieß
er, er müsste eigentlich mit auf dem Foto sein.“
Bergers
Augen wanderten das Foto erneut ab: „Ja genau hier“, sagte er und deutete auf
einen dicklichen Schüler mit roten Backen und krausem Haar, der etwas abseits
der Gruppe stand.
„Stefans
Eltern kamen aus der gehobenen Mittelschicht, sie mussten vieles auf sich nehmen,
um ihn hier zur Schule gehen zu lassen. Sie können sich ja wohl vorstellen,
dass er es hier nicht Ganze einfach gehabt hat. Wenn man aufs Geld schauen
musste, war man nichts Wert unter den Schülern.“
„Tatsächlich?“,
tat Stark überrascht.
„Die
anderen Schüler piesackten ihn ständig, erfanden Namen für ihn …, solche Dinge
eben, und Stefan seinerseits zog sich immer weiter zurück“, der Hausmeister
seufzte tief, „Dann gab es eben diesen Vorfall. Der Direktion waren Gerüchte zu
Ohren gekommen, dass auf dem Schulgelände Drogen konsumiert wurden. Man ging diesen
Behauptungen natürlich nach. Sie müssen sich vorstellen, dass die Schule einen
enormen Ruf zu verlieren hatte. Egal was die Schulleitung tat, Befragungen der
Schüler, Durchsuchungen am Schulgelände, Besuchsverbot schulfremder Personen,
die die Drogen in die Schule brachten, konnten nicht ausgeforscht werden.
Keiner wollte etwas damit zu tun gehabt haben.“
Der
Hausmeister kratzte sich am Haupt, „Nach vielen erfolglosen Versuchen hatte der
Direktor keine andere Wahl, als die Polizei einzuschalten. Diskretion stand
dabei natürlich im Vordergrund. Eines Nachts rückte ohne Vorwarnung der Schüler
die Polizei an. Sowohl Schüler, als auch diensthabende Lehrer mussten sich in
der Aula versammeln. Die Polizisten durchsuchten das ganze Gebäude. Als auch
dieses Unternehmen zu scheitern drohte, wurde noch in derselben Nacht eine
Spürhundestaffel in die Schule beordert. Faszinierend diese Viecher“, kicherte
er, „die können doch tatsächlich die geringsten Spuren an Suchtmitteln riechen.
Es kam also, wie es kommen musste. Im Zimmer der drei Herren, für die Sie sich
interessieren, zeigte der Hund das erste Mal an. Die Beamten durchsuchten
daraufhin das Zimmer akribisch, fanden aber nichts Verwertbares. Erst im Zimmer
von Stefan, als die Hunde erneut anzeigten, konnten große Mengen an Rauschgift sichergestellt
werden.“
„Dann war
er also der Dealer?“, bemerkte Stark ungläubig.
„Nun ja“,
fuhr Berger fort, „es gab da einige Zweifel. Ein Schüler wollte Georg Bräuer gesehen
haben, als er auf dem Weg zur Aula kurz in Stefans Zimmer verschwand. Seltsam
war auch, dass die Drogen in Stefans Schrank gefunden wurden. Sie lagen einfach
so dort, zwischen ein paar Pullover. Die Durchsuchung eine Stunde zuvor verlief
aber negativ und plötzlich waren die Drogen so einfach zu finden.“
Stark
nickte zustimmend.
„Dass der
Hund im Zimmer Bräuer, Steiner und Müller ebenfalls angezeigt hatte, wurde nicht
weiter verfolgt. Damals munkelte man, dass die Beweislast ohnehin zu gering gewesen
sei und die restlichen Zweifel durch das Geld derer Eltern zerstreut wurden. Aber
Stefan beteuerte stets seine Unschuld.“
„Was
denken Sie?“, wollte Stark wissen.
„Um
ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Stefan war ein ruhiger Schüler. Er besaß im
Umgang mit anderen nicht die Arroganz die viele
Weitere Kostenlose Bücher