Der unsichtbare Feind (German Edition)
der anderen ausstrahlten. Ich
glaube nicht, dass er zu so etwas fähig gewesen wäre. Den anderen Dreien, den
würde ich so etwas schon eher zutrauen.“
„Was wurde
aus Stefan Muschik?“
„Er wurde
der Schule verwiesen. Einige Jahre später traf ich ihn einmal auf dem Weg zum
Supermarkt. Er erzählte mir, er arbeite als Maschinenbetreuer in einer Fabrik.
Zu seiner Familie hatte er jeden Kontakt abgebrochen. Sie hatten ihm diese
Schmach nie verziehen, also hatte er seine Sachen gepackt und das Elternhaus
verlassen.“
Kapitel 10
Es war
Nachmittag und die gleißende Sonne senkte sich langsam dem Horizont entgegen
und machte die Hitze nur schleppend erträglicher. Ein Ventilator, der monoton
seine Runden zog, erfrischte in regelmäßigen Abständen sein Gesicht. Stark saß erneut
in Oberst Hahns Büro und versuchte die Kopfschmerzen, die ihm seit dem Sturz im
Archiv plagten, zu verdrängen. Nachdem alle Spuren am Tatort gesichert gewesen
waren, wurde Stark auf Anordnung des Obersts ins Wiener allgemeine Krankenhaus
zur Untersuchung gebracht.
Nun, fast
fünf Stunden Später, saß er hier und lauschte gequält den Worten des
Polizeikommandanten: „Stark“, fauchte er laut auf und schlug mit der Faust auf
die Tischplatte, „Wie oft soll ich Ihnen eigentlich noch sagen, dass wir hier
keine Einzelgänger brauchen können?“, er legte eine Kunstpause ein, „Sie hätten
da unten umkommen können! Ist Ihnen das klar?“
Noch ehe
Stark zum Wort ansetzen konnte, giftete Hahn weiter: „Was glauben Sie, wie ich
dann dastehen würde? Wieder keine Spur und der ermittelnde Inspektor tot!“
Hahns
Augen verfinsterten sich zu schmalen Schlitzen: „Machen Sie so weiter und ich
werde Sie auf eine Tiroler Kuhalm, zum Fladenzählen versetzen!“
Der
Landespolizeikommandant räusperte sich, holte tief Luft und fixierte
anschließend Starks ozeanblaue Augen: „Aber unter vier Augen gesagt,
hervorragende Arbeit!“
„Danke
Oberst Hahn“, wisperte Stark mit ausdruckslosem Gesicht.
„Wie Sie auf
die Sache mit dem Bild und dem Ring gekommen sind, war große Klasse. Sie haben
eine Gabe, das soll einmal gesagt sein. Wäre ich noch im operativen Dienst
tätig“, Hahn richtete sich auf und streifte seine gestärkte Uniform zurecht,
„ich würde Sie unter meine Fittiche nehmen und Sie als Mentor ganz nach oben
bringen!“
„Gott sei Dank,
bist du alter Sack rechtzeitig befördert worden“, dachte Stark und lachte in
sich hinein.
„Also
Stark“, fuhr Hahn fort, „während Sie sich ärztlicher Kontrollen unterzogen haben,
habe ich die Ermittlungen auf das schnellst Mögliche beschleunigt. Unser
Verdächtiger, Stefan Muschik, lebt in Fünfhaus, er hat dort eine kleine
Mietwohnung an der Gumpendorferstraße, ziemlich heruntergekommene Gegend dort.
Sein Geld dürfte er sich mit Gelegenheitsjobs verdienen. Hat schon ein paar
krumme Dinger gedreht, nichts Weltbewegendes, ein paar Handtaschendiebstähle,
Ladendiebstahl, solche Sachen eben. Und jetzt kommts“, Hahns Augen funkelten
wie die eines Kleinkindes unterm Weihnachtsbaum, „Wie Sie ja wissen, haben wir
auf dem Messer Fingerabdrücke gefunden. Raten Sie mal, mit wessen Abdrücken die
übereinstimmen?“
„Stefan
Muschik“, antwortete Stark mit einem gequälten Lächeln.
„Ganz
genau! Schaut so aus, als hätten wir unseren Heroinkiller endlich gefunden“,
erneut schlug er mit der Faust auf die wehrlose Tischplatte ein, die sich
knarrend beschwerte.
„Ich
möchte Ihnen nur ungern widersprechen, aber …“
„Kein aber!“,
unterbrach ihn Hahn, „Die Beweislast ist erdrückend und eindeutig!“
„Und trotzdem
gibt es gewissen Unregelmäßigkeiten“, konterte Stark vehement, während er sich
die Schläfe rieb.
„Was für
Unregelmäßigkeiten?“, schien Hahn langsam die Geduld zu verlieren.
„Nun, ich
wundere mich nur, wie die Fingerabdrücke auf das Messer gekommen sind“, sprach
Stark in Rätseln.
„Na wie
wohl? Er hatte das Messer schließlich in der Hand.“
„Er trug
Handschuhe“, schoss Stark zurück, „Der Mann der mich angegriffen hat trug
Handschuhe. Außerdem würde es mich wundern, wenn ein Mörder, der so
professionell arbeitet, plötzlich so einen schwerwiegenden Fehler begehen
würde.“
„Blödsinn!“,
fröstelte der Polizeikommandant argwöhnisch, „Die machen doch alle Fehler!
Früher oder später werden sie sich ihrer Sache zu sicher und dann begehen sie schwerwiegende
Fehler. Ich bin lange genug dabei, mir brauchen Sie keine
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