Der unsichtbare Feind (German Edition)
Nachhilfe in
polizeilicher Ermittlung zu geben!“, beharrte Hahn, „wie auch immer“, schien er
sich wieder ein wenig zu beruhigen, „während wir hier sprechen, wird gerade ein
Einsatzteam der Cobra zusammengestellt. Wir werden diesem Bastard jetzt
ordentlich einheizen. Und damit auch sicher nichts schief geht, werde ich
persönlich den Einsatz leiten.“
Wieder
streife er seine Uniform zu Recht und wischte mit dem Ärmel über seine
angehefteten Goldabzeichen, bis sie blitzten.
„Sitzen im
Einsatzwagen, während andere die Arbeit machen“, dachte Stark sarkastisch.
„Und was Sie angeht“, fuhr Hahn
mit seinem Monolog fort, „Sie werden sich jetzt ein paar Tage Urlaub nehmen.
Betrachten Sie den Fall als abgeschlossen. Sie haben gute Arbeit geleistet,
bleiben Sie eine Woche daheim und erholen Sie sich, fahren Sie in den Urlaub
oder was Sie sonst so in Ihrer Freizeit anstellen. Danach werden wir über Ihre
vielversprechende Zukunft reden, ich habe einiges mit Ihnen vor.“
Nun entwischte dem
cholerischen Kommandanten schlussendlich doch noch ein heiteres Lächeln.
Es war neunzehn Uhr vorbei
als Tanja die Tür zu ihrem Büro aufdrückte. Ihr Blick schweifte durch den Raum
und anschließend ins Labor. Moritz war schon nach Hause gegangen und bis auf
das Surren einzelner Laborgeräte war es vollkommen still.
Die tief stehende Sonne
strahlte durch das Fenster und warf grelle Muster an die Wände. Für einen
Moment schloss sie die Augen und genoss die klimatisierte Luft, die sich
wohltuend an ihren Körper schmiegte. Sie hatte Moritz heute Morgen angerufen um
ihn mitzuteilen, dass sie drei Obduktionen vornehmen müsse, bevor sie ins Labor
kommen könne. Tanja betätigte einen Schalter, worauf die Außenjalousie begann,
sich knarrend zu senken. Sie drückte einen weiteren Wippschalter, der die
Neonröhre flackernd zum Leben erweckte, dann streifte sie sich ihren weißen
Kittel über und betrat den Nebenraum. Das Labor beherbergte einen cremefarbenen
Linoleumboden, von dem man hätte essen können, quadratische Fliesen an den
Wänden und jede Menge Regale, darunter ein gläserner Giftschrank mit
integriertem Abzug und weißer Arbeitsflächen.
Angespannt hastete sie zum
PCR-Cycler. Das Gerät war abgeschaltet, die Untersuchung also seit geraumer
Zeit beendet. Daneben lag eine unbeschriftete blaue Mappe, an der ein gelbes Post-it,
mit ihrem Namen darauf geschrieben, klebte. Ihre Hände zitterten vor Spannung.
Als sie die Virologie gestern verlassen hatte, hatte sie Moritz aufgetragen eine
ganz besondere Untersuchung durchzuführen.
Nicht auszudenken, wenn
dieser Test positiv wäre, aber das konnte nicht sein, es gab keinerlei
Anzeichen dafür und Tanja war sich im Nachhinein lächerlich vorgekommen, den
Test überhaupt angeordnet zu haben. Nicht der Test an sich war es, nach dieser
speziellen DNA-Sequenz zu suchen war einfach lächerlich. Es war ein Gefühl
gewesen, dass sie dazu veranlasst hatte. Tief in der Magengrube sitzend hatte
es ihr zugeflüstert den Test durchzuführen. Den ganzen Tag über hatte sie sich
gefragt was das Ergebnis sein würde und jetzt stand sie da und wagte es nicht,
die Mappe zu öffnen. Sie presste die Augen fest zusammen, tastete mit ihren feuchtkalten
Händen nach der Mappe und öffnete sie. Als sie ihre Augen wieder öffnete,
wanderte ihr Blick über das Blatt Papier. Tanja konnte es nicht fassen. Sie
stützte sich an der Arbeitsplatte ab und las den Bericht immer und immer
wieder. Das konnte nicht sein! Sie hätte diesen Test niemals Moritz durchführen
lassen dürfen. Was wenn er einen Fehler gemacht hatte? Andererseits war es sehr
unwahrscheinlich, dass jemand wie Moritz einen so schwerwiegenden Fehler begehen
würde. Das Knifflige an der PCR war nicht die Durchführung selbst, es war die
richtigen Primer zu verwenden, und die hatte sie selbst ausgewählt. Wieder und
wieder huschte ihr nervöser Blick über das Untersuchungsergebnis und die
verwendeten Primer, die der automatisch generierte Bericht auswies. Schweiß
trat aus ihren Poren, ihr Gesicht war so weiß, wie das der leblosen Körper die
sie heute aufgeschnitten hatte, ihre Knie weich wie Pudding.
„Oh mein Gott“, fuhr sie
erschrocken herum.
Bei all der Verwirrung hatte
sie komplett darauf vergessen, dass Moritz auch eine Zellkultur angelegt hatte.
Sie entnahm einem beheizten Laborgerät ein kleines, rundes Plexiglasgefäß,
hastet zum Fluoreszenzmikroskop, legte das Gefäß unter das Objektiv, kippte
einen
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