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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Reynolds
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Schienen geführt am Boden liefen.
    „Wir haben sie nach
Jahrgängen sortiert“, hallte das Brummen des Mannes von den Wänden wieder,
„Wenn Sie eine Person finden wollen, müssen sie nur wissen, in welchem Jahr sie
an der Schule inskribiert hat.“
    „Nochmals vielen Dank, Herr
Berger, dann werde ich mich sogleich auf die Suche machen.“
    „Tun Sie das, Inspektor. Ich
werde Sie alleine lassen, hab noch einiges zu erledigen. Je älter ich werde,
desto länger brauche ich, verstehen Sie?“
    „Aber natürlich, ich komme
hier schon zurecht.“
    Der alte Mann drehte sich um
und verließ das Archiv.
    „Also gut, Rechenstunde“,
kicherte Stark amüsiert, „2013 – 58 + 14 ergibt 1969.“
    Er wanderte die Regale ab,
links die ungeraden Jahre, rechts die Geraden.
    „Da sind wir ja schon,
neunzehnneunundsechzig.“
    Stark schob das schwere
Regal auf. Vergilbte Kartonagen mit Staub bedeckt, reihten sich dicht aneinander.
Kleine beschriftete Kärtchen waren sichtbar an den Akten angebracht. Stark
holte tief Luft und blies über das Regal. Eine grauweiße Staubwolke erfüllte
den Raum. Nachdem Stark erfolgreich das Niesen unterdrückt hatte, wandte er
sich der Akte zu. Auf dem ersten Kärtchen stand in Schreibmaschinlettern
„Jahrgang neunundsechzig“.
    Stark zog den Ordner heraus
und öffnete ihn. Oben auf befand sich ein Foto. Die Jahre hatten an dem Schwarz-Weiß-Bild
sichtliche Spuren hinterlassen, aber es war gut genug erhalten, um die wichtigsten
Details gut erkennen zu können. Stark nahm es vom Stapel und wanderte damit in
den Lichtkegel einer Neonröhre um die Abbildung besser in Augenschein nehmen zu
können. Es handelte sich um ein Klassenfoto. Fünfzehn Schüler in drei Reihen,
jeder einen Siegelring am kleinen Finger, der Stolz präsentiert wurde,
flankiert vom Lehrkörper. Über dem Bildnis der Klasse war „Jahrgang 69“
gedruckt, unterhalb fanden sich ein paar Zeilen kleingedruckter Text:

 
    „Unten, von links nach
rechts: Prof. Leopold Karner, Karl Oberbach, Siegfried Murtinger, Sebastian
Koch, Harald Schmidt, Klaus Pichler, Prof. Siegbert Häusler
    Mitte von links nach rechts:
Prof. Sabine Dresch, Leopold Steiner, Friedrich Schützenhuber, Christian
Rosenberg, Helmut Resch, Jakob Kreiner, Prof. Johannes Hofschuster
    Hinten, von links nach
rechts: Prof. Herbert Stöger, Georg Bräuer, Sven Habermeier, Emanuel Braun, Peter
Müller, Stefan Muschik, Klassenvorstand Prof. Dorothea Mitterer“

 
    Stark jubelte innerlich und
ballte seine Hände triumphierend zu Fäusten. Das war die Verbindung zwischen
den Opfern, die er gesucht hatte. Er hastete, getrieben von den Neuigkeiten,
zurück zum Regal.
    Plötzlich vernahm er ein
Geräusch. Die Tür im oberen Geschoss war sanft ins Schloss gefallen. Als sich
kurz darauf ein Schlüssel im Schloss drehte, war es Gewissheit. Jemand war da
oben, und es war nicht der Hausmeister.

Kapitel 9
    Das Geräusch von
Schuhsohlen, die sich vom Boden abdrückten, wurde lauter. Jemand war da oben
und er kam näher.
    Stark sah sich um. Er befand
sich in einem schlauchförmigen Gang, der gute Sicht auf das Treppenhaus bot, flankiert
von verschiebbaren Archivregalen.
    Er steckte das Foto in die
Innentasche seines Sakkos und hastete zu einer der Archivwände, die er
vorsichtig zur Seite zog. Der etwa vierzig Zentimeter schmale Zwischenraum, der
sich bot, reichte vollkommen um sich darin zu verstecken.
    Als er bereits Stellung
beziehen wollte, erinnerte er sich daran, was der Hausmeister Minuten zuvor
gesagt hatte: „Passen Sie auf Inspektor, der einzige Lichtschalter für das
Archiv ist am Fuß der Treppe“, hallte es in seinen Ohren wieder.
    Er konnte das Geräusch nun
deutlicher hören, aber immer noch weit genug entfernt um einen Versuch zu wagen.
Er hastete zum Treppenabsatz und kippte den Schalter, worauf der Raum in
dunkler Schwärze versank.

 
    Sein Atem war leise und
ruhig. Wo andere nervös oder gar ängstlich waren, da blieb er völlig gelassen.
Das rhythmische Klacken seiner Holzsohlen war wie eine Sinfonie in seine Ohren.
Noch einmal sammelte er all seine Konzentration. Er hatte einen Auftrag zu
erfüllen und er würde ihn erfüllen. Bei dem Gendanken an das, was vor ihm lag
huschte, ein süffisantes Grinsen über seine Lippen. Heute würde er sich seinem
Gegenüber zeigen. Sein Geschäft war Kunst und er selbst betrachtete sich als
Künstler, als einen der besten, wenn nicht sogar der Beste. Wenn er etwas in
die Hand nahm, dann war das nicht nur eine

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