Der unsichtbare Feind (German Edition)
Schachtel eine Zigarette, brach den Filter ab, steckte sie in
den Mund und entzündete sie mit einem Streichholz.
„Mutige Aktion“, sagte
Charlie, als die Beiden bei ihm angelangt waren.
Jonny und der Wandschrank
nickten zustimmend.
Der Mann wandte sich um und
fixierte den gemächlich weitergehenden Polizisten mit funkelnden Augen, bis er
hinter einer alten Eiche am Parkrand verschwunden war: „Die sind doch alle gleich,
einer dümmer als der andere!“
Charlie lachte lauthals.
„Erst letzte Woche habe ich
einem von denen einen Dienstausweis abgenommen, war ein Kinderspiel.“
„Ach ja?“, Charlie legte die
Stirn skeptisch in Falten, „Was für einen Sinn soll das denn haben?“
„Scheiß auf den Sinn“,
spöttelte der Mann und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette.
„Die Russen“, antwortete die
Frau trocken, „die nehmen alle Ausweise und zahlen gutes Geld dafür.“
Charlie schien mit der
Antwort zufriedengestellt und bat seine Gäste mit einer kurzen Handbewegung,
auf seiner Parkbank Platz zu nehmen.
„Von wo bist du, Puppe?“,
wollte Jonny wissen und rutschte näher an die Frau heran.
„Tschechien“, antwortete der
Mann für sie, „ich hab mich dort eine Zeit lang rumgetrieben. Wir haben ein
paar krumme Dinge gedreht. Als die Luft zu dünn wurde, bin ich zurück nach Wien
und hab sie einfach mitgenommen.“
„Hat deine Freundin auch
einen Namen?“
„Sie heißt Romana und mich
nennen sie einfach nur Elster.“
Charlie lachte laut auf: „Ja
das passt!“
Der Fremde nickte, während
er süffisant lächelte.
Charlie lehnte sich zurückt
und ließ seine Hände auf seinem Schwabbelbauch, der nur von einem ärmellosen
T-Shirt bedeckt war, ruhen: „Wandschrank, gib mir noch ein Bier.“
„Es ist keines mehr da
Charlie, wir haben sie alle ausgetrunken.“
Charlie fuhr auf: „Was soll
das heißen?“, fröstelte er.
„Es ist keines mehr da“,
sagte der Wandschrank und zuckte mit den Schultern.
„Und was soll ich jetzt
deiner Meinung nach trinken?“
Der Wandschrank nahm eine
unterwürfige Haltung an und entschuldigte sich mehrmals bei Charlie, dessen Wut
dadurch nur weiter anschwoll.
„Du dämlicher Idiot“,
zischte er.
Der Mann, der sich selbst
Elster nannte, griff in die ausgebeulte Tasche seines Sakkos und zog eine zu Dreivierteln
gefüllte Flasche Apfelkorn heraus: „Diese Runde geht auch mich Charlie“, sagte
er und reichte ihm die Flasche.
Wie hypnotisiert griff
Charlie zu und blickte mit großen Augen auf das Etikett. Dann zog er mit seinen
Zähnen den Korken aus dem Flaschenhals, spuckte ihn auf den Boden und trank.
Als er die Flasche wieder
absetzte, entwich ihm ein wohliges Stöhnen: „Du hast mir das Leben gerettet
Elster!“
„Kein Problem“, erwiderte er
knapp und reichte Charlie das Päckchen Zigaretten: „Willst du eine?“
Zögernd griff Charlie danach
und steckte sich eine an: „Warum bist du so freundlich? Ich glaube nicht, dass
ich mit dir teilen würde.“
Elsters Mundwinkel zogen
leicht nach oben: „Das waren doch nur Schnaps und eine Zigarette“, er strich
sich lächelnd über seinen Oberlippenbart, „Die ganze Welt ist ein
Selbstbedienungsladen und was ich will, das nehme ich mir einfach. Wenn die
Zigaretten aus sind, dann nehme ich jemand Anderem seine weg, so einfach ist
das.“
„Elster“, sagte Charlie, „du
gefällst mir.“
Nachdem die letzten Zweifel
an dem Pärchen zerstreut schienen, hob Charlie erneut die Flasche, prostete
Elster zu und trank.
„Habt ihr auch von dem
Grippevirus gehört, das hier gerade umgeht?“, wollte die Elster wissen.
„Ja klar, wer nicht?“,
antwortete Charlie, als er für einen kurzen Moment die Flasche absetzte.
„Ist doch echt gruselig“,
sagte die Elster, „wir haben schon darüber nachgedacht öffentliche Plätze
komplett zu meiden. Vielleich gehen wir wieder nach Tschechien.“
„Wir sind auch vorsichtiger
geworden“, führte Charlie aus, „unseren Freund, Jonny hier, haben wir sozusagen
in Quarantäne gesteckt, bevor er wieder mit uns rumhängen durfte.“
Ein säuerlicher Ausdruck
machte sich auf Jonnys Gesicht breit: „Quarantäne? Ihr habt mich zwei Tage auf
einer Bahnhofstoilette eingesperrt!“
„Jetzt sein Mal still“,
fauchte Charlie, „man kann nicht vorsichtig genug sein. Hier hast du die
Flasche, nimm einen Schluck, dann bist du wenigstens leise.“
„Was ist mit ihm?“, wollte
Romana wissen, „ist er krank? Ich will nicht neben jemandem sitzen der
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