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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Reynolds
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griff er auf das mit Fell überzogene Lenkrad und
seufzte erneut. Eine Demütigung am Tag war wirklich genug, dachte er. Plötzlich
spürte er eine Art grimmiger Entschlossenheit. Er würde nicht in einer
Micramouse sitzend die Flucht ergreifen. Er würde sich den Herausforderungen,
die das Leben in seiner Ungerechtigkeit für ihn auserkoren hatte, stellen. Stark
trat die Kupplung durch, legte den ersten Gang ein und betätigte das Gaspedal.
Nur schleppend setzte sich das mit fünfzig PS motorisierte Fahrzeug in
Bewegung. Das Handy samt Freisprecheinrichtung ließ er in seiner Hosentasche
wieder verschwinden.
    Vor ihm fuhr ein alter
Dreier BMW. Ein Mann mit krausem Haar saß hinter dem Lenkrad und wippte zu den
Tönen seines Autoradios mit dem Kopf mit. Sorglos klopfte er mit seinen
Handflächen im Takt der Musik gegen das Lenkrad. Plötzlich erwachten die Bremslichter
des Dreier BMWs zum Leben.
Stark betätigte die rostigen Trommelbremsen seiner Micramouse, bis er hinter
dem bayrischen Wagen mit Wiener Kennzeichen zu stehen kam. Stark zählte elf
Autos vor ihm und weitere fünf Autos hinter ihm, Tendenz steigend. Er
beobachtete denselben Vorgang immer wieder. Die Wache signalisierte dem
vordersten Auto, mit einem roten Stop Schild, stehen zu bleiben. Während der
zweite Wachmann am Eingang der Wachstube seinen Kollegen sicherte, ging der
Mann mit dem Schild, Hand am Griff seines Gewehres, zur Fahrertür des Wagens. Das
Fenster glitt nach unten und jemand streckte eine Zutrittskarte heraus. Nach
einem sorgfältigen Blick in den Wagen, scannte der Wachmann die Karte, wartete
auf das Okay auf dem Display des Lesegerätes und öffnete die Schranke zur Durchfahrt.
    Mit flauem Gefühl in seiner Magengrube
sah er dem Dreier BMW zu, als er die Wache passierte.
    Stark fuhr an die Schranke
heran und stoppte den Wagen auf das Zeichen des Wachmannes. Langsam kurbelte er
das Fenster herunter und sah in das kantige Gesicht des Wachbeamten. Der Mann blies
seinen Brustkorb auf und blickte gebieterisch auf ihn herab.
    „Ausweis“, brummte der
durchtrainierte Mann, dessen kahl geschorene Kopfhaut unter dem Kevlarhelm
hervorblitzte.
    „Ja natürlich“,
entschuldigte sich Stark und kramte ungeschickt in seiner Geldbörse.
    Der Wachmann zog ungeduldig
die Augenbrauen hoch: „Was ist denn nun? Wird das heute noch was?“
    „Jaja ich hab sie gleich“,
versicherte Stark und kramte hektisch weiter.
    Er nahm einen Stapel
Plastikkarten aus einem Fach seiner Geldbörse und durchsuchte ihn: „Oje, nur
Kundenkarten“, schüttelte Stark verwirrt den Kopf.
    Hinter Stark hatte sich eine
lange Kolonne gebildet.
    Die Augen des Wachmannes
verzogen sich zu engen Schlitzen: „Entweder Sie zeigen mir nun einen gültigen
Ausweis, oder Sie werden mich in die Sicherheitszentrale begleiten.“
    Ein Hupkonzert, begleitet
von erregten Rufen, bildete sich hinter Stark.
    „Nur noch einen Moment, ich
flehe Sie an“, bat sich Stark aus, „Ich habe Frau und zwei Kinder. Ich bin
angewiesen auf das Gehalt.“
    Der zweite Wachmann trat an
das Auto heran: „Was ist denn hier los?“, fröstelte er seinen Kollegen an.
    „Der Mann …“
    Bevor er den Satz zu Ende
sprechen konnte, streckte Stark eine Zutrittskarte durch das Fenster.
    „Na endlich“, zischte der
Wachmann und griff an seinen Gürtel. Er packte das Lesegerät am Griff und zog
es aus dem Holster.
    Schweißperlen standen Stark
auf der Stirn. Sein Plan war entweder genial, oder total daneben. So oder so,
in wenigen Sekunden würde es sich offenbaren.
    Der Mann betrachtete
stirnrunzelnd die Plastikkarte. Dann nickte er zufrieden, als er die weiße
Karte mit aufgedrucktem HumanPharm Logo und Data Matrix Code in Starks Händen
sah und führte den Scanner heran. Als er den Knopf des Gerätes durchdrückte, um
den Scanner zu aktivieren, rutschte Stark die Karte zwischen den Fingern durch
und landetet in dem schmalen Schlitz zwischen Fahrersitz und Tür.
    „Einen Moment ich habe sie
gleich“, sagte Stark.
    Entnervt rollte der Wachmann
mit den Augen.
    In einer schnellen, aber
ungeschickten Bewegung streckte sich Stark danach, bis der Gurt des
Fahrersitzes blockierte.
    Nichtsdestotrotz versuchte
er, mit den Fingerspitzen daran zu kommen.
    Der Wachmann schöpfte
angesichts des hoffnungslosen Unterfangens Luft, betätigte den Schranken und
gab ihm ein unwirsches Handzeichen zu verschwinden.
    Stark bedankte sich
vielmals, würgte den Motor zwei Mal ab, was wiederum ein Hupkonzert zur Folge
hatte, und

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