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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Reynolds
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die Einzigen, die
keinen Anzug inklusive Krawatte trugen. Aber während der Botenjunge seine
olivfarbene Uniform trug, hatte er lediglich eine Bluejeans und ein Hemd am
Leib. Unbehaglich suchte er die Gesichter der übrigen Passagiere ab, um darin
zu lesen, ob er aufgefallen war. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass
sich hier niemand für den anderen interessierte. Ein Teil der Menschen um ihn
schrieben SMS Nachrichten, während Andere auf umständliche Art und Weise
Notizen und Präsentationsunterlagen aus ihren Aktenkoffern fischten, um sie
anschließend im Geiste noch ein letztes Mal zu rezitieren.
    Entspannt lockerte er seine
Muskeln und beobachtete den Fortschritt der Digitalanzeige über der
Fahrstuhltür, bis schließlich eine Sieben auf dem Display erschien. Die Türen
glitten lautlos zur Seite und gaben Stark den Blick auf einen langen Korridor
frei. Er wälzte sich mit der Masse aus dem Fahrstuhl. Die verglasten Außenwände
des Gebäudes tauchten die Umgebung in helles Licht und bildeten ein perfekte
Einheit mit dem zartgelben Anstrich der Innenwände. Bilder von Andy Warhol,
jedes einzelne mit einem Spot beleuchtet, säumten den Flur. In einer Nische
fand sich eine geschmackvoll eingerichtete Lounge mit Teakholzmobiliar, einer
Yuccapalme und einem Bambusgewächs. Ein kleiner Zimmerbrunnen plätscherte in
der Ecke vor sich hin.
    Stark ging weiter über den
Granitsteinboden, bis er an einer Toilette angelangte. Er betrat sie und
verschloss die Tür hinter sich. Aus dezenten in der oberen Ecke angebrachten
Lautsprechern spielte chinesische Klangmusik. In die in dunkler Farbe verfliesten
Wände waren in regelmäßigen Abständen kleine Spiegel eingelassen. Auf einem
Tisch fand sich ein Arrangement aus Blumen und zwei vor sich hinflackernden Kerzen,
die Rosenduft im Raum verteilten. In der Ecke stand ein Putzwagen, den die
Reinigungskraft hier zweifelsohne zwischengeparkt hatte. Stark lehnte sich
gegen das Carraramarmor Waschbecken um seine schwer gewordenen Füße auszurasten
und wählte auf seinem Mobiltelefon die Wiederwahl. Der Stress und vor allem die
Anspannung der letzten Tage schienen ihn mehr in den Knochen zu liegen, als es
ihm lieb war. Er griff zu einem Handtuch und wischte sich den Schweiß von der
Stirn.
    Es hatte kaum einmal
geläutet, als sich Manuel in der Leitung meldete.
    „Ich bin jetzt im siebenten
Stock“, unterbrach ihn Stark, „in einer Toilette.“
    „Du musst den Gang weiter
entlang gehen. Die vorletzte Tür auf der rechten Seite führt direkt in das Büro
der Personalmanagerin, ihr Name ist Hayden. Dort solltest du eine Personalliste
finden.“
    „Nichts leichter als das“,
seufzte Stark.
    Als er im Begriff war zur
Tür hinauszugehen, fiel sein Blick auf den verwaisten Putzwagen. Ein Müllsack,
ein Kübel Seifenwasser und ein Korb mit Putzmitteln und Wischtüchern waren
daran befestigt. Darüber hing ein blauer Arbeitsmantel. Stark überlegte kurz,
ging dann zum Putzwagen und streifte den in Uringeruch geschwängerten Mantel
über. An der Brusttasche war eine Personalkarte der Putzfirma angebracht, die
ihn als Ümit Keles auswies. Daneben befand sich ein Foto eines schmächtigen
Türken mit schwarzem Vollbart. Stark griff zum Putzwagen und rollte ihn aus der
Toilette. Bei der Tür, neben der er das Schild mit dem Namen Hayden las,
angelangt, blieb er stehen und klopfte an. Nach kurzem Zuwarten klopfte er
erneut. Sein Plan schien aufzugehen. Er betätigte die sich nach innen öffnende Tür
und lugte durch den größer werdenden Spalt. Das Büro stand leer. Er rollte den
Putzwagen hinein und schloss die Tür hinter sich. Die cremefarben gestrichenen
Wände verliehen dem Raum angenehme Wärme. Die weiße Decke verlieh ihm Größe.
Neben der Tür befand sich ein kleiner runder Tisch, um den vier mit Stoff
überzogene Stühle arrangiert waren. In der Mitte des Tisches stand ein Bastkorb,
der mit Süßigkeiten gefüllt war. Ein ordentlich zusammengeräumter Schreibtisch
beanspruchte den Platz vor dem Fenster, daneben stand ein Aktenschrank aus
Aluminium. Stark stapfte zielstrebig zum Schrank und zog an einer der Laden.
    „Scheiße“, fluchte er leise
und probierte ein Fach nach dem anderen durch.
    Der Schrank war
verschlossen. Stark setzte sich hinter den Schreibtisch und zog eine Lade auf.
Außer Papier und Stiften in allen Farben des Regenbogens, war hier nichts zu
finden. Sein Blick huschte über die Schreibtischplatte. Ein Monitor, eine
Tastatur samt Maus, daneben eine

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