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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Reynolds
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als Beispiel?“
    „Nun ja, ein Virus kann
nicht in jede beliebige Zelle eindringen. Das sogenannte Andocken an eine Zelle
funktioniert nach dem Schlüsselschloss Prinzip. Virus und Zelle müssen
zusammenpassen, sonst gibt es keine Verbindung. Deshalb kann ein Grippevirus
kein Aids auslösen.“
    „Heißt das, ein Grippevirus
kann nur im Hals Schaden anrichten?“
    „Genau“, folgerte Tanja,
„nur an den Mund und Nasenschleimhäuten und in der Lunge findet das Virus
Zellen vor, an die es andocken kann. Die neu produzierten Viren werden in den
Speichel abgeschieden. Von dort gelangen sie bis in die Lunge …“
    „Oder“, schlussfolgerte
Stark, „in einen anderen Menschen.“
    „Genauso ist es“, bestätigte
Tanja, „wenn wir reden, oder husten, schleudern wir winzige Tropfen Speichel in
die Luft. Trifft einer dieser Tropfen auf einen anderen Menschen, so hat er die
Viren an sich und ist potenziell gefährdet sich zu infizieren. Wir können bei
unserem Virus davon ausgehen, dass es an unseren Körper schlecht oder gar nicht
angepasst ist.“
    „Warum?“, wollte Manuel
wissen.
    „Nun ja, es verfolgt die
sogenannte Hit and Run Strategie. Es vermehrt sich extrem schnell und tötet in
den meisten Fällen den Wirt. Ein weiteres Problem bei solchen Viren sind die
Mutationen. Bei der rasanten Vermehrung entstehen Kopierfehler, das heißt, das
Virus verändert sich. Unsere Zellen haben einen Reparaturmechanismus eingebaut,
der solche Fehler korrigiert. Viren fehlt dieser Mechanismus.“
    Manuels Gesicht wurde
aschfahl: „Aber die haben doch dieses Mittel, das sie schon gegen die
Schweinegrippe verwendet haben, wie heißt es noch mal?“
    „Tamiflu“, half ihm Stark
weiter.
    „Ja genau!“
    Tanja schluckte schwer, als
sie an ihre Proben dachte: „In Bezug auf Tamiflu bin ich mir nicht so sicher,
ob es hilft.“
    Stark riss die Augen weit
auf: „Das Mittel soll doch gegen alle Grippeviren helfen, dachte ich.“
    „Grundsätzlich ist das auch
so“, sagte Tanja trocken, den Blick auf den verfilzten Teppichboden gerichtet.
    Dann sah sie auf und nahm
die Pose einer Professorin ein: „Ich habe doch vorher gesagt, dass Viren sich
durch Kopierfehler verändern, also mutieren. Bei all den Grippestämmen und Substämmen
blieb bis jetzt immer eines gleich: Ein bestimmter Abschnitt des
Neuraminidaseenzymes des Virus ist dafür zuständig, das neu gebildete Virus von
der Zelle abzulösen. Genau da greift Tamiflu ein. Es blockiert diese
Schlüsselstellen und verhindert dadurch, dass das Virus freigesetzt wird. Es
hängt also an der Zelle fest und kann keinen weiteren Schaden anrichten.“
    „Lass mich raten“, sagte
Stark zerknirscht, „dieses Virus wirkt nicht so.“
    „Richtig. Bei meiner PCR
stellte ich fest, dass dieses Enzym zur Gänze fehlt. Es kapselt sich also
anders ab. Zudem haben wir hier noch das Problem, dass es sich in einer Zelle
so rasend schnell vermehrt, dass die Zelle in jedem Fall platzt und die Viren,
auch wenn sie festgehalten werden könnten, dann doch wieder frei sind. Wir
haben es hier mit einem Killervirus zu tun!“
    Betretenes Schweigen setzte
ein. Stark musste an die blutverschmierte Scherbe in der Kanalisation denken. Es
war sein Blut gewesen, das daran geklebt hatte und es waren seine schweren Beine,
die ihn zusehends belasteten. Aber nach all den Ausführungen von Tanja war es
hochgradig unwahrscheinlich, dass er sich angesteckt hatte. Außerdem war das
jetzt egal. Er hatte eine Mordserie und eine vermeidliche Verschwörung
aufzudecken, bevor noch mehr Menschen starben. Außerdem musste Tanjas und sein
Ruf wiederhergestellt werden. Es gab also Bedeutsameres, als sein eigenes
Leben. Stark schöpfte neuen Mut in seiner Aufgabe.
    Mit einem plötzlichen Biepen
wurden die Drei ruckartig wachgerüttelt. Stark war sich sicher, dass das
Geräusch von einem der unzähligen Computer unter Manuels Schreibtisch gekommen
war.
    Wie von der Tarantel
gestochen richtete sich Manuel auf. Sein Blick hatte gerade einmal den Monitor
gestreift, als er rief: „Wir sind im Netzwerk!“
    Alle richteten ihre
Aufmerksamkeit auf den Monitor. Mit einem einfachen Klick auf die Schaltfläche
„Connect“ verband sich Manuels Computer mit dem der Wiener Polizei. Ein Fenster
mit schwarzem Hintergrund und weißer Schrift erschien am Bildschirm und
forderte Manuel auf, einen Befehl einzugeben.
    „Dann fragen wir mal nach
Herrn Schönborn.“
    Zielsicher gab Manuel den
Befehl „getdata Dieter%20Schoenborn“ ein

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