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Der unsichtbare Feind

Der unsichtbare Feind

Titel: Der unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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ihr Uzo, einen der Drillinge. Das Böse in seinem Sinn ist vom Haar, das sein Gesicht bedeckt, unkenntlich gemacht. Dani, seine Schwester, versucht, diesen bemerkenswerten Zug ihres Bruders zu überstrahlen. Ist sie nicht hübsch, mit ihren grünen Augen und dem dunkelroten Haar?«
    »Seltsam«, sagte Luxon rauh und ging nicht auf sein nächtliches Erlebnis ein. »Sie sind unzertrennlich.«
    »Aber nicht untrennbar!« lachte Aiquos.
    Zked stieß ein dümmliches Kichern aus. Er befand sich in dem Dreigespann auf der rechten Seite. Wieder erklärte Aiquos, als ob er die Lyrländer erschrecken und einschüchtern wollte:
    »Zkeds Dummheit liegt einmal in dieser, dann wieder in der anderen Waagschale. Er versinnbildlicht mit seinem gelben Haar die Unbeweglichkeit des Geistes. Seit ihrer Geburt bilde ich die drei am Berg des Lichts zu Duinen aus. Ihre Fähigkeiten, weit entfernte Dinge und die Tiefe der Menschen gleichermaßen zu erkennen, sind groß.«
    Offensichtlich waren die Haare der drei Köpfe und der beiden Bärte niemals geschnitten worden. Drei verschiedene Farben verwuchsen in breiten Strähnen miteinander, ohne aber die Köpfe in ihrer Beweglichkeit zu behindern. Unter dem Tuch bewegten sich die Hände und schienen seltsame Figurenspiele zu treiben.
    Die Duinen schwiegen.
    Sie waren es gewesen, die nachts in die Hütte eingedrungen waren und versucht hatten, das Wissen aus den Männern zu saugen. Es gab keinen Zweifel. Luxon entfuhr ein Stöhnen der Verwunderung.
    Mit abwesenden Blicken und den schillernden, funkelnden und farbensprühenden dritten Augen nahmen die Duinen Notiz von den Ankömmlingen.
    Hesert und sein Steuermann blieben drei, vier Schritt vor dem Steinsessel stehen, und jeder im Tempel betrachtete in einer quälenden Stille den anderen.
    »Sprich, Luminat Hesert!« forderte Aiquos auf.
    Hesert, der die massige magische Ausstrahlung des Aiquos sehr wohl spürte, begann zu sprechen und berichtete, was er schon in Yucazan gesagt hatte, über lange Stellen hinweg mit denselben Worten. Nur einmal unterbrach der Hexenmeister mit einer herrischen Bewegung seines Lichtstabs die Erzählung.
    »Hört gut zu, ihr drei! Sagt mir, ob Hesert die Wahrheit spricht.«
    Die Drillinge gaben nur ein zustimmendes Brummen von sich; Danis Zustimmung klang heller und liebenswürdiger. Sie war die einzige, die Luxon ununterbrochen und, wie es ihm dünkte, wohlwollend anblickte.
    Jedesmal, wenn sich die Köpfe bewegten, überschüttete ein Funkenschauer des gespiegelten Sonnenlichts die Decke, den Boden und die Wände des Tempels und die beiden Gestalten.
    »… und so haben wir schließlich dich treffen dürfen, Hexenmeister, um dem Vertreter des HÖCHSTEN zu berichten, was an der Küste unseres Landes geschah.«
    Hesert beendete seinen Bericht.
    Uzo machte sich, nachdem die Hände und Finger unter den schmalen Schlitzen des Tuchkleides unentwegt gegeneinander und miteinander gespielt hatten, sich verbunden und wieder gelöst hatten, zum Sprecher der Duinen.
    »Er hat die Wahrheit gesagt. Diese Dinge sind geschehen. In seinen Worten war keine Arglist.«
    Hesert erkannte in einem kurzen Augenblick, in dem sich wohl eine Art magischer Schild gehoben hatte, daß die Duinen dem Hexenmeister als Medien seiner Zauberkunst dienten, als Wesen, die andere Dinge verändern konnten, sich dabei aber nicht änderten, als hohler Spiegel, der Lichtstrahlen bündelte und gezielt fortschleudern konnte.
    »Sind nicht, was sie sein wollen«, knurrt Zked mit flacher Stimme.
    »Wie jeder Mensch, haben sie zwei Seelen und zwei verschiedene Träume von ihrem Leben«, bekräftigte Dani. Als sie sprach, entdeckte Luxon ein Grübchen in ihrem Kinn.
    Das Gesicht des Hexers, dessen Haut sich wie die einer Mumie straff über die Knochen spannte, schob sich den Fremden entgegen.
    »Ihr seid keine Lyrländer«, schien er festzustellen. »Meine Duinen lügen niemals.«
    Luxon breitete seine Arme aus und stieß ein kurzes, hoffnungsloses Lachen aus.
    »Wir sind von Lyrland her gerudert und gesegelt, haben den Wellen getrotzt und gehungert, gedürstet… meinst du, Aiquos, daß wir dies alles nur taten, um dich belügen zu können? Beim Lichtboten und bei ALLUMEDDON! Wir haben es gesehen und erlebt!«
    Aiquos entblößte seine kantigen, gelben Zähne zu einem Totenkopflächeln.
    »Jede Frage bohrt sich tief in euren Panzer. Woher habt ihr das Schiff?«
    »Man übergab es mir, ebenso wie den Auftrag, zusammen mit den kämpferischen Ruderern und dem

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