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Der unsichtbare Feind

Der unsichtbare Feind

Titel: Der unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Steuermann, der sich nicht scheut, auch in die Riemen zu greifen!« ereiferte sich Hesert.
    »Welchen Kurs nahmt ihr?«
    Er sagte es ihm; von der Insel Tay aus kannte er den Weg mehr als genau. Der Hexenmeister unterzog sie einem Verhör, das aus Fragen bestand, in deren Fußangeln sie sich leicht verfangen konnten. Jeder Schritt ihrer Reise und alles, was in Yucazan vorgefallen war, kam zur Sprache. Sie wußten auf alles eine Antwort, die jene drei schweigenden Duinen augenscheinlich mehr zufriedenstellte als den Hexer.
    »Ich bin sicher, daß ihr nicht seid, was ihr zu sein vorgebt«, sagte er mürrisch und halblaut, als wisse er wirklich mehr oder gar die Wahrheit. »Spione aus dem Ostreich, Barbaren, denen ich den wahren Glauben an den Lichtboten einhämmern werde mit all meiner Kraft.«
    Das Ostreich – das war das Shalladad.
    Luxon wußte, daß nicht nur seine Gedanken über das Zaketerreich, sondern auch sein erstes Gefühl beim Anblick dieses Mannes richtig gewesen waren. Der alte, knochige Hexenmeister schien auf dem besten und kürzesten Weg zu sein, einer der drei »Herren des Lichts« zu werden und so noch mehr Macht in seinen dünnen, langen Fingern zu halten.
    »Mit diesem Schiffchen«, sagte Luxon und entsann sich wieder seiner Rolle als Steuermann, »können wir von Insel zu Insel springen. Aber in den Osten fahren oder gar dorther kommen… du weißt es selbst. Und niemand aus Lyrland weiß, wie die Barbaren des Ostens aussehen.«
    Während die Sonnenstrahlen langsam wanderten, hagelte es weitere Fragen. Abwechselnd antworteten Luxon und Hesert. Die leuchtenden Kreise zogen sich von der Bildwand zurück, erreichten Aiquos Nacken, tauchten den Saum des gelben Gewandes der Duinen-Drillinge in strahlendes Licht und bildeten eine runde Insel zwischen dem Thron und den Fremden.
    Dani war unverkennbar hübsch unter der verdeckenden Haartracht. Mund, Kinn und Augenpartie, ein Teil der Stirn und Ausschnitte der Wangen waren sichtbar. Luxon war fast sicher, daß unter dem gelben Tuch ein ebenso schöner Körper sich verbarg, wie sich ein schönes Gesicht unter der Haarflut versteckte. Sie sagte mit leiser, schmeichelnder Stimme:
    »Es sind keine Barbaren, Hexenmeister.«
    »Sind nicht dumm!« knurrte Zked. Und Uzo meinte nach einigem Schweigen:
    »Von ihnen geht eine Woge von Mut, Kampf und Gefahr aus.«
    Nur das Weiße seiner Augen und das dritte Auge waren inmitten der Haarflut zu sehen. Da kein Sonnenlicht mehr auf den Stirnstein fiel, lenkte dessen Flackern und Blitzen nicht von seinem Gesicht ab.
    Völlig unerwartet stand der Hexenmeister auf. Er war mindestens einen knappen Kopf größer als der hochgewachsene Luxon. Luxon ahnte, daß sie entweder vorübergehend wieder in Sicherheit waren – oder daß die nächsten Worte eine wichtige Entscheidung bringen würden.
    Keines von beiden.
    »Morgen früh«, sagte Aiquos fast drohend, »werdet ihr alle an Bord der Nullora gebracht werden, zusammen mit den Duinen, die jede Regung in euch beobachten werden.«
    »Auf dein mächtiges Schiff?« fragte Hesert entgeistert.
    »Ja. Große Taten harren meiner.
    Ihr werdet Zeugen erstaunlicher Vorkommnisse und schneller Siege sein.«
    »Gegen wen willst du kämpfen, wenn nicht gegen die Mächte des Bösen?« wagte Luxon zu fragen.
    »Ihr werdet es sehen!« grollte Aiquos und deutete mit Lichtglocke und Lichtstab gleichzeitig zum Portal. »Ihr dürft gehen. Erfreut euch des festen Bodens unter euren Füßen.«
    Plötzlich strahlte von ihm wieder ein überwältigender Eindruck von Stärke, Macht und Magie aus. Gegen ihn und seine Möglichkeiten, sagte sich Hesert, war er klein und unbedeutend.
    Sie verneigten sich vor dem Hexenmeister und gingen ohne große Eile hinaus. Vor ihnen öffnete sich auf ein geheimnisvolles Kommando die Doppeltür. Sie blinzelten im hellen Sonnenschein des späten Morgens. Ihnen war, als wären sie aus einem schwarzen Gefängnis entkommen.
    Sie wurden von den anderen Kriegern bereits erwartet. Die Männer hatten sich Sorgen gemacht. Luxon konnte sie nicht ganz beruhigen, und die Aussicht, wieder in der einschränkenden Umgebung eines Schiffes zu sein, das obendrein noch gegen die Schiffe aus Logghard kämpfen würde, machte sie mutlos.
    Luxon und Hesert bereiteten sie auf das Zusammentreffen mit Aiquos und den haarigen Drillingen vor.
    Auch diese Erzählungen konnten den Männern den Mut und die Entschlossenheit nicht zurückgeben.
    So verging ein langer Tag, den sie so gut wie möglich

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