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Der unsichtbare Feind

Der unsichtbare Feind

Titel: Der unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Sonnenlicht funkelte auf dem Brustpanzer und den eingestickten Ornamenten des Gewandes. Die Seeleute und die vielen Krieger drängten sich an die Bordwände, hoben ihre Arme und begannen zu rufen. Luxon, der neben Hesert nahe des Steuermannes lehnte, nickte und murmelte:
    »Das Ziel dieser Flotte kennst du?«
    »Ich kenne es jetzt. Und ich fürchte, Aiquos wird schwer zu besiegen sein.«
    »Kukuar ist auf unserer Seite. Und die Ayadon ist nicht viel kleiner als die Nullora. «
    Das Boot legte an. Aiquos und seine Begleitung kletterten die Leiter herauf. Zwischen der Bordwand in der Höhe des Mastes und dem Bug, dessen Deck eine große Plattform bildete, öffnete sich eine breite Gasse. Würdevoll schritt der Hexenmeister durch die Reihen seiner Krieger und Seeleute. Mit den ersten Ausläufern nagender Furcht im Herzen blickten die falschen Lyrländer ihm nach. Auf der Bugplattform angekommen, hob Aiquos Lichtglocke und Lichtstab und rief laut:
    »Wir laufen aus und setzen uns an die Spitze unserer unbesiegbaren Flotte. Los, holt den Ankerstein ein, Männer!«
    Die Mannschaft schrie jubelnd, die Krieger schlugen die Schwerter gegen die Schilde. Ein ungeheures Schreien und Lärmen fuhr über die Lagune hin. Erschreckt stoben Vogelschwärme in die Höhe und versammelten sich über der Mastspitze zu einer aufgeregten Wolke.
    Vom Mastopp wurden farbige Flaggen geschwenkt.
    Im Bug fingen zwei Krieger mit blitzenden Schilden Sonnenstrahlen auf und gaben durch Drehen und Kippen der Schilde der wartenden Flotte die Signale. Zwei Galeeren stießen, von Steuerbord kommend, gerade in diesen Momenten zu der Flotte. Die Kapitäne der Kriegsschiffe erwiderten die Signale.
    Dumpfe Trommelschläge unter Deck unterbrachen die Jubelrufe. Die Riemen hoben sich im Takt aus dem Wasser, wurden nach vorn gestoßen und durchgezogen. Die Nullora bewegte sich nach vorn, kaum daß der Ankerstein in einer Flut von Wasser und sandbedeckten Tangfetzen hochglitt und die Wasserfläche durchstoßen hatte. Im Bug stand, als stünde schon jetzt der Sieger des Kampfes fest, der Hexenmeister und blickte nach Süden.
    Majestätisch langsam glitt das Schiff durch die breite Passage. Der Wind fuhr in die Segel und blähte sie mit dröhnenden Geräuschen.
    Die Flotte zog sich langsam auseinander, und es schien, als ob die Schiffe eine halbmondförmige Absperrkette im Süden des Atolls bilden würde.
    Aus dem Süden, dachte Luxon in steigender Unruhe, kam seine Flotte, mit Hrobon und Kukuar.
*
    Einige Stunden später segelte die Nullora die Reihe der Schiffe ab.
    Luxons Augen richteten sich auf jede wichtige Einzelheit. So sah er nicht nur, daß aus dem Innern des Hexenmeister-Schiffes seltsame Pokale und halbmannsgroße Statuen heraufgeschafft und auf dem Bugdeck aufgestellt wurden, er sah auch die vielen schwerbewaffneten Krieger an Bord der anderen Schiffe und, daß sämtliche Galeeren sich zur Schlacht gut ausgerüstet hatten; Rammsporne, verstärkte Bugaufbauten und mächtige Verstrebungen aus Eisen deuteten darauf hin, daß sie gegnerische Schiffe in Grund und Boden rammen konnten, wenn sich der Gegner eine Blöße gab.
    Tausende von Rudersklaven, Seeleuten, Steuermännern und calcopische Krieger warteten an Bord der fast vierzig Schiffe darauf, daß der Gegner angriff. Zweifellos wußte der Hexer, daß die Seekarte des Dunkeljägers in den Händen seiner Feinde war. Trotzdem schien er keine kühnen oder überraschenden Manöver oder Umgehungen zu planen.
    Schließlich, am frühen Abend, erkannte Luxon, daß die Schiffe tatsächlich hier auf den Angriff warteten, keinen halben Tageskurs von dem Atoll entfernt.
    Wann kamen Hrobon, Kukuar und die Rhiad?
    Der Hexenmeister kümmerte sich weder um den Kurs noch um seine unfreiwilligen Begleiter. Obwohl die Lyrländer nicht in Fesseln lagen, waren sie an Bord des Schiffes noch mehr als Geiseln oder Gefangene anzusehen als auf dem Eiland.
    Inzwischen brannte in vier Schalen, die an Deck festgemacht waren, ein Haufen schwarzer Holzkohle. Ab und zu deutete Aiquos mit der Lichtglocke darauf, und aus den fast unsichtbaren Flammen wurde schwarzer Rauch. Trotz des Windes, der auf dem Meer herrschte, stiegen die dünnen Rauchsäulen senkrecht und unbeweglich in die Luft.
    Die Duinen saßen auf einer schmalen Bank im Bug und schienen dem Hexenmeister zuzusehen. Aber ab und zu trieb sie ein scharfer Befehl in die Höhe, und sie halfen dem Hexer bei seinen Vorbereitungen. Anderes magisches Gerät wurde gebracht und an

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