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Der unsichtbare Feind

Der unsichtbare Feind

Titel: Der unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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nutzten. Luxon versuchte, das Erlebte richtig einzuordnen, und abermals suchte ihn die Ahnung heim, daß ALLUMEDDON in Wahrheit ein Vorgang war, der alles Erträumte und Befürchtete überstieg.
    Den ganzen Tag über und in der Nacht, stets dann, wenn sie aus unruhigem Schlummer hochschreckten, sahen die Fremden die Kriegsgaleeren der Zaketer weit außerhalb der Bucht und des Atolls vorbeifahren und den Kurs ändern.
    Der Shallad meinte genau zu wissen, was er am nächsten Morgen sehen würde. Es erfüllte ihn schon jetzt mit Schrecken.

4.
    Zwei Dutzend calcopischer Krieger begleiteten die Fremden, als sie die kleine Siedlung verließen.
    Aiquos ließ sich nicht sehen. Aber über den Sand der freien Fläche glitt das seltsame Dreigespann der Duinen heran. Uzo, Dani und Zked verbargen ihre Körper in dem großen gelben Tuch, das hinter ihren Füßen durch den Sand schleifte. Nur ein paar Hände war zu sehen, es schienen die Finger des Mädchens zu sein.
    Hesert wandte sich an die Duinen.
    »Begleitet ihr uns auf das Schiff?«
    »Ja«, sagte Zked mürrisch. Dani zwitscherte: »Um euch nicht aus den Augen zu lassen.«
    Uzo schloß mit einem grimmigen Laut, der viel oder nichts bedeuten mochte. Die Männer aus Lyrland hoben ihre Habseligkeiten auf und folgten den Colteken. In einer langen Doppelreihe ging es über den Dschungelpfad zurück bis zum Steg in der Lagune.
    Mitten im Dunkel zwischen den hochragenden Baumriesen zupfte plötzlich Dani den hochgewachsenen Steuermann am Ärmel.
    »Wer bist du wirklich, Fremder?« fragte sie leise.
    Ihre Brüder wirkten abwesend und leeren Blickes. Es war, als würden sie sich mit unergründlichen Fernen beschäftigen.
    »Ich bin der, von dem du gestern einen langen Bericht gehört hast«, erklärte Luxon. Sie musterte ihn nachdenklich. Aber er mißtraute ihrem Entgegenkommen; das dritte Auge stellte die Verbindung zum HÖCHSTEN dar, und Luxon war nicht so tollkühn, diesem Wesen sein Wissen preiszugeben. Dani wirkte enttäuscht, als sie sagte:
    »Wer bist du? Woher kommst du? Ich will dir nichts Böses. Ich weiß, daß du etwas verbirgst!«
    »Ich verberge soviel oder so wenig wie jeder andere«, gab Luxon zurück und bückte sich unter einem Ast. Vor den Anführern der Calcoper sah er bereits das Blau des Meeres und das Weiß flatternder Segel.
    »Du machst mich traurig, weil du mir nicht traust«, sagte Dani aus dem wilden Geschlinge des dreifarbigen Haarbündels heraus. »Aber wir werden noch oft miteinander sprechen. Ich werd’s erfahren.«
    Luxon nickte fatalistisch. Die Duinen blieben ein paar Schritte zurück. Nach kurzer Zeit standen sie alle auf dem knarrenden Steg. Luxon erschrak nicht mehr, denn er war auf diesen Anblick vorbereitet.
    Mindestens drei Dutzend Zaketer-Kriegsgaleeren ankerten außerhalb der Riffe. Zwischen dem Steg und der mächtigen Nullora wurden Boote hin und her gerudert. Die Seeleute arbeiteten schnell und unter lauten Rufen, um das Schiff zum Auslaufen vorzubereiten. Knarrend hob sich der Großbaum am Mast, die Rahen schwangen hin und her.
    Der Anführer der Calcoper winkte drei Boote heran.
    Die Lyrländer und die Wächter kletterten hinein und wurden zum Schiff hinübergerudert. Die vielen Schiffe der Flotte warteten nur auf das Signal des Hexenmeisters. Hesert und Luxon kletterten nacheinander eine breite Strickleiter hinauf, wurden von kräftigen Händen gepackt und über die wuchtige Bordwand gezogen. Tief unten im Bauch des Schiffes ertönten rumpelnde Geräusche. Die Rudersklaven griffen nach den Schäften der langen Riemen.
    Zwei Calcoper halfen den Duinen auf die Planken.
    Man wies den Lyrländern einen Platz auf dem Achterdeck zu und vier winzige Räume, in denen sie gerade ihre Packen verstauen und sich auf übereinanderliegenden Betten leidlich ausstrecken konnten. Schweigend musterten sie die Geschäftigkeit an Bord, und immer wieder gingen ihre sorgenvollen Blicke zu den Schiffen der Flotte.
    Eine Stunde verging; die Sonne begann zu brennen, und die Helligkeit schmerzte in den Augen.
    Ächzend drehten die Seeleute der Nullora eine riesige Trommel und wuchteten an dicken, nassen Tauen die Ankersteine hoch. Zwei der kleinen Boote wurden hochgezogen und quer über Deck abgesetzt. Das Schiff drehte langsam um einen einzigen Anker. Zweimal erschollen Kommandos, und die vielen Riemen brachten die Nullora in eine andere Lage.
    Vom Ufer kam ein einzelnes Boot.
    Hochaufgerichtet stand der Hexenmeister darin. Er trug seine gesamte Ausrüstung.

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