Der unsichtbare Feind
an einigen Stellen aus, glitten wieder aufwärts und hin und her und schwankten.
Plötzlich wisperte neben Luxon eine Stimme.
»Ich bin es, Dani.«
Luxon wirbelte halb herum, ehe er sie erkannte. Rätselhaft! Nur ihre Augen waren geöffnet, obwohl sie sich keinen Schritt bewegen konnte, ohne daß ihre Drillingsbrüder ihre Füße regten. Zked schnarchte leise vor sich hin, hielt seine Augen geschlossen, und aus seinem Gesicht mit dem fliehenden Kinn und der flachen Stirn sprachen Entrücktheit und die Spuren einer Flut von flachen, blöden Gedanken oder ebensolchen Träumen.
»Was willst du von mir?« flüsterte Luxon zurück. Keiner der Soldaten rührte sich, auch Aiquos schien nicht zu merken, daß die Duinen nicht bei ihm waren.
Weiterhin beschwor er dieses seltsame Gebilde aus dünnen Lichtmustern.
»Du sollst mit uns sprechen!«
Dani und Uzo bückten ihn an. Dani zwinkerte und fügte leise hinzu:
»Wir meinen es gut mit dir, Fremder. Wirklich!«
Im schwachen Lichtschein und hinter der wogenden Flut der Haare konnte Luxon den Gesichtsausdruck weder erkennen noch deuten. Er gab zurück:
»Wir haben schon gesprochen. Ihr seid Duinen von Aiquos. Ihr steht in Verbindung mit dem HÖCHSTEN. Auch wenn ihr es gut mit uns meint, würden die Herrscher es nicht so wollen.«
»Es gibt Mittel und Wege…«, meinte Dani nach einem langen Blick auf den Hexenmeister.
Uzo grollte:
»Zusammen erkennen wir, daß ihr nichts Böses gegen das HÖCHSTE tun werdet. Wer auch immer ihr seid!«
»Aiquos würde uns als Barbaren bezeichnen«, entgegnete Luxon finster.
»Wir spüren, daß du und der Luminat voller Sorge seid.«
»In unserer Lage ist es wohl nicht verwunderlich«, murmelte Luxon voller Sarkasmus. Dani blieb hartnäckig.
»Vielleicht hilft euch auch das HÖCHSTE. Du mußt dich vor der Macht und dem unbeugsamen Willen des Hexenmeisters hüten. Er beherrscht uns seit unserer Geburt, und er ist hart und ohne Gnade. Alles benutzt er, um sein Ziel zu erreichen.«
»Und er wird es erreichen«, sagte Luxon trotzig.
Er überlegte schweigend und mit wirbelnden Gedanken. Wieder traf ihn ein langer Blick aus Danis grün funkelnden Augen. Er war nahe daran, ihr die Wahrheit zu gestehen, denn er glaubte hinter ihrer Anteilnahme echte Sorge und mehr zu spüren.
Vorsicht! sagte er sich.
Er starrte Dani an und preßte die Lippen aufeinander. Es waren die Duinen von Aiquos, seinem Gegner. Sie gehörten ihm, sie hatten ihm zu gehorchen. Vielleicht war es an einem anderen Tag, zu einer anderen Stunde richtig. Nicht jetzt, unter der riesigen Trombe aus seltsamen, magischem Leuchten.
»Er erreicht viel, denn er ist mächtig und voller seltsamer Fähigkeiten. Er kennt keine Gnade.«
Luxon war versucht, die Hand auszustrecken und Dani an der Schulter zu berühren oder ihre Wange zu streicheln. Er schüttelte den Kopf und sagte:
»Ich glaube dir, Dani. Aber jetzt ist nicht die Zeit, um…«
Ein Ruf vom Bug her unterbrach ihn. Mit schroffer, lauter Stimme rief der Hexenmeister:
»Duinen! Ich brauche euch!«
Das Leuchten des unregelmäßigen Lichtkegels wurde stärker und schwächer. Die magischen Lämpchen zuckten. Wieder glühten und leuchteten die breiten Streifen auf den Planken.
Die Duinen huschten lautlos davon. Nur noch einen Augenblick lang sah Luxon das Flattern des bodenlangen Tuches. Dann standen sie wieder neben dem Sessel des Hexenmeisters und halfen ihm bei seinen magischen Handlungen. Luxon vermochte nicht, sich vorzustellen, welche Wirkungen dieses Licht haben würde. Aber er ahnte, daß es der Flotte furchtbaren Schaden zufügen konnte.
Er kauerte sich in die Ecke zwischen Bordwand und Niedergang, sah dem Magier zu und verbrachte einige Stunden zwischen Wachen und Schlafen.
Der nächste Morgen dämmerte herauf.
Die Nullora hatte den östlichsten Punkt ihrer nächtlichen Fahrt erreicht und kehrte in einem weiten Bogen zurück. Jetzt ertönten wieder die regelmäßigen, dumpfen Trommelschläge, von denen jeder das Schiff zu erschüttern schien. Siehatten, zusammen mit den harten Kommandos und dem Klatschen der Peitschen, Luxon und Hesert geweckt. Die Galeere wurde nach Westen zurückgerudert, und die Segel knatterten und flatterten gegen Tauwerk und Masten.
*
Ein Calcoper blieb vor ihnen stehen.
»Ihr beide! Aiquos will mit euch sprechen. Kommt zum Bug!«
Die Sonne stand knapp zwei Handbreit über der Linie des Horizonts. Immer wieder strengte Luxon seine Augen an und blickte nach Süden. Aber außer
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