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Der unsichtbare Feind

Der unsichtbare Feind

Titel: Der unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Zweifel mehr.«
    Aber schon beschäftigte er sich damit, wie zumindest er und seine Getreuen entkommen konnten. Vielleicht gab es einen Augenblick, in dem er überraschend eingreifen konnte. Vielleicht.
    Aber noch ehe er sich wieder an Varamis wenden konnte – alle Besatzungsmitglieder waren mit dem Kurswechsel beschäftigt – erkannten sie alle die Wirkung des gewaltigen Zaubers.

5.
    Das gischtende Klatschen einer riesigen Welle, das Knattern der gefüllten Segel und ein einziger Schrei aus Hunderten Kehlen vereinigten sich zu einem schauerlichen Geräusch.
    Luxon, der die Schiffe der Zaketer angesehen hatte, während seine Gedanken fieberhaft kreisten, riß den Kopf herum und blickte die Gesichter der Krieger an. Sie wirkten wie versteinert. Wieder irrte sein Blick ab, und er sah plötzlich dort, wo sich eben noch eine Woge gehoben und am Rammbug gebrochen hatte, nichts mehr.
    Nur ein dunkelgraues, gähnendes Nichts.
    Der Himmel war fahlgrau, ohne Sonne und ohne eine einzige Wolke. Das Nichts füllte die Fläche aus, aber nicht alles Licht wurde geschluckt. Es war hell und es gab keine Schatten.
    Das Wasser war verschwunden, mitsamt seiner Bewegung und der Farbe. In diesem absoluten Nichts zeichneten sich scharf und klar die Schiffe ab. Sie hatten weder ihre Form noch ihre Größe verändert. Die gesamte Flotte der Zaketer war mitten am hellen Tag von einer Wolke der Finsternis umhüllt.
    »Jetzt weißt du«, sagte Varamis fast ehrfürchtig ob der Zurschaustellung von soviel Macht, »was der Zauber bedeutete. Ich fand es eben erst heraus.«
    »Niemand sieht die Schiffe, niemand, der außerhalb der Wolke aus Dunkelheit ist«, murmelte Luxon.
    »Derselbe Zauber«, sagte der kleine Magier, »ist es, den damals Quaron angewendet hat!«
    »Die beiden Schiffe vor Logghard! Sie waren in ein Feld der Unsichtbarkeit eingehüllt!« keuchte Luxon auf. »Wie können wir Hrobon und Kukuar warnen, Varamis?«
    Langsam bewegten Varamis und Luxon ihre Köpfe.
    Ihre Augen suchten den Horizont rundum ab. Sie sahen – nichts. Verschwunden waren die hochaufragenden Wolkenmassen und die Schatten der Dunkelzone. Unsichtbar waren auch die Wellen, der Glanz der Sonne auf dem Wasser, die springenden Fische und die großen Vögel. Es gab nichts anderes als eine endlose Fläche aus dunklem Grau, das wie Nebel leuchtete, durch den die Sonne loderte. Und in dieser schrecklichen Farbe, von der die gesamte Flotte eingeschlossen war, schwebten die Schiffe. Luxon sah die Kiele der nächsten Galeeren, die Muscheln auf dem Holz und die stumpfen Metallplatten, mit denen die Bugteile verstärkt waren.
    Die Schiffe hoben und senkten sich, stampften auf und nieder und legten sich in einem unsichtbaren, nicht zu spürenden Wind zur Seite – alles schwebte wie Staub in der Unendlichkeit.
    Endlich riß sich Luxon von dem Bild los und fragte stockend:
    »Die Magier in Logghard haben einen Gegenzauber entwickelt. Sonst hätten wir die beiden Galeeren im Hafen niemals gefunden!«
    Varamis streckte ihm seine leeren Hände entgegen.
    »Verlangst du von mir, daß ich diesen Gegenzauber anwende?« fragte er bitter.
    Luxon nickte heftig.
    »Womit? Ich bin so gut wie nackt. Und mit den einfachen Mitteln meines Verstandes und der magischen Beschwörungen kann ich vielleicht ein Loch, so groß wie meine Faust, in das Unsichtbarkeitsfeld bohren.«
    »Ich sehe, daß dir nicht nur die Hände gebunden sind!« knurrte Luxon.
    Die unsichtbare Flotte wartete, während die Nullora wachsam und mit geschwellten Segeln vor den kampfbereiten Schiffen dahinfuhr.
    Der Hexenmeister würde sein Versprechen einlösen.
    Die Flotte aus dem Shalladad, obwohl durch die Schiffe der Rebellen verstärkt, würde unterliegen. Jetzt glaubte es auch Luxon.
    Und er sah nicht den kleinsten Ausweg aus dieser Lage, die ihm und unzähligen anderen Männern den Tod bringen würde.
*
    Der Wind, der gleichmäßig aus Südwest blies, füllte die Segel.
    An Backbord erkannten die Krieger, die Steuermänner und die Seeleute hoch in den Masten die dunkle, grüne Landmasse der Insel. Längst waren sie an Yucazan vorbei und segelten auf das Atoll Quenya zu. Knapp sechzig Schiffe folgten der Ayadon und der Rhiad .
    Hrobon wandte sich an Kukuar.
    »Weit und breit kein Schiff zu sehen. Dort vorn, unsichtbar vor der Kette der Berge, liegt Cayocon!«
    Er deutete zuerst auf die Karte des toten Dunkeljägers, dann nach West zu Nordwest. Dort drüben, etwa eine Tagesfahrt entfernt, mußte Floßvater Giryan

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