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Der unsichtbare Feind

Der unsichtbare Feind

Titel: Der unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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einigen Wolken, die vor der Dunkelheit vorbeiglitten, sah er nichts; keine Segel über den unruhigen Wellen.
    »Sofort?«
    »Jeder Befehl wird sofort befolgt!«
    Hesert nickte Luxon zu, Sie folgten dem Krieger durch die Gruppen der wartenden Seeleute und an den Katapulten und Feuerschleudern vorbei. Der Hexenmeister hatte seinen Platz, den er während der Nacht innegehabt hatte, verlassen. Er stand neben dem Aufgang zur Bugplattform.
    Rechts und links von ihm standen calcopische Krieger. Sie musterten die Fremden mit unheilvollen Blicken. Aiquos sah heute, nach dieser langen Nacht, im grellen Licht des Morgens, noch älter und kränker aus. Die Gesichtshaut schien gelblich geworden zu sein; als er sich den Kinnbart strich, knisterte sie förmlich. Er deutete mit seiner ringgeschmückten Hand auf Hesert und sagte:
    »Es ist nicht möglich, selbst mich zu täuschen, Mann.«
    Hesert antwortete nicht; er wußte nicht, was er hätte sagen sollen. Auch Luxon, der eine neue Ungeheuerlichkeit erwartete, ahnte nichts. Knarrend fuhr der Hexer fort:
    »Aber es ist schwer, angeblicher Luminat, dessen Name nicht Hesert ist.«
    Er machte eine herrische Handbewegung. Die Krieger traten zur Seite und ließen einen Mann durch, der blinzelnd ins Licht trat. Zuerst schaute er Aiquos an, dann blickte er abwechselnd von Hesert zu Luxon. Luxon erkannte ihn sofort.
    Es war der echte Hesert, dessen Schiff sie weggenommen, und den sie mit seiner Mannschaft auf Tay ausgesetzt hatten.
    Dann begriff Hesert.
    Er deutete auf Varamis und schrie aufgeregt:
    »Er… er trägt die Spuren unseres Staubes! Ich bin Hesert, nicht er!« Dann fuhr er herum, förmlich außer sich, und wandte sich gegen Luxon, vor dessen Gesicht er eine magere Faust schüttelte.
    »Und das ist auch nicht mein Freund und Steuermann. Sie kamen mit einer Barbarengaleere, mit der Flagge der Sonne! Sie haben uns überlistet und ausgesetzt!«
    »Nachdem du ihnen über das Wunder von Lyrland berichtet hast?« fragte Aiquos, obwohl er es längst wußte.
    »Sie haben dir tatsächlich die Wahrheit berichtet! Nicht mehr, nicht weniger. Aber trotzdem haben sie dich belogen.«
    Der Hexenmeister zeigte keinen Triumph, als er halblaut zu Luxon und Varamis sagte:
    »Eine meiner Galeeren, die unaufhörlich durch die Archipele streifen und mir alles, was gesehen wird, melden, fand die Ausgesetzten von Lyrland. Ich habe schon vor einer Handvoll Tagen mit Hesert gesprochen. So kam ich zweimal in den Genuß, über das Wunder von Lyrland zu hören. Tatsächlich sagtet ihr die Wahrheit, ihr Barbaren!«
    »Das liegt daran«, sagte Luxon laut, »daß wir ebenso wie die Zaketer nur für die Werte und Gesetze der Lichtwelt kämpfen. Mit Schwert und Magie gegen das Böse, Hexenmeister!«
    »Ihr seid Betrüger! Euer Spiel mit Verstecken und in euren Masken und mit falschen Namen ist vorbei. Wer bist du, kleiner Mann?«
    »Varamis!« gestand Varamis. »Unbedeutend, in seinem Gefolge.«
    »Und du?«
    Luxon zuckte die Schultern. Er wußte, daß er vorläufig das Spiel verloren hatte. Erschöpft hatte sich der echte Varamis beruhigt und wartete auf ein Machtwort des Hexers. Schließlich erklärte Luxon:
    »In meinem Land bin ich ebenso mächtig wie du, Aiquos!«
    »Dein Land? Barbarenland?«
    »Es ist nicht weniger barbarisch als das Reich der Zaketer«, sagte Luxon. Er war ruhig. Die Zweifel hatten schlagartig aufgehört. »Es ist das Shalladad, dessen Hauptstadt Logghard genannt wird. Von dort hat der Hexenmeister Quaron die Neue Flamme des Lichtboten gestohlen. Mich nennt man Luxon, den Shallad.«
    Die Männer vor der Bugplattform erstarrten im Schweigen. Die Hände der Calcoper krampften sich um die Griffe ihrer Hohlschwerter. Der mächtige Körper des Schiffes hob und senkte sich ruhig. Das brennende Sonnenlicht ließ Schweiß zwischen den Schulterblättern und über die Gesichter strömen.
    »Luxon!« schnarrte Aiquos. »Du bist in meiner Hand.«
    »Es sieht so aus«, bekannte Luxon. »Aber du und ich, wir kämpfen Seite an Seite. Auch wenn du es nicht wahrhaben willst.«
    »Du bist mit deiner Flotte ins Zaketerreich eingedrungen!« schrie der Hexenmeister. »Ihr wolltet die Flamme des Lichtboten stehlen!«
    »Nachdem Quaron diese Flamme durch Zauberei und Diebstahl an sich gebracht hatte!« rief Luxon. »Das weißt du ebenso wie ich. Er erschien mit unsichtbar gemachten Schiffen und stahl das Heiligtum. Wir versuchen, es für unsere Welt zurückzuerobern. Es ist unser gemeinsames Heiligtum, sage ich!

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