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Der unsichtbare Feind

Der unsichtbare Feind

Titel: Der unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Und dann, als sich alle Köpfe nach links drehten, dorthin, wohin Mardan zeigte, erschien mit magischer Plötzlichkeit ein Bild, das sie erkannten und fürchteten.
    Einen Speerwurf vor dem Bugspriet entstand aus dem Nichts eine Galeere!
    Ihre Riemen hoben und senkten sich. Der Bug, massiv mit Eisen beschlagen, schob sich heran. Auf dem prallen Segel zeichnete sich der grimmig blickende Lichtbote ab. Und schon krachten die Katapulte, hoben sich die Arme der Feuerschleudern, heulten die ersten Pfeile durch die Luft.
    »Wehrt euch! Feuert zurück!« donnerte Mardan.
    Die Galeere war Wirklichkeit. Die Pfeile schlugen in die Reling, trafen Männer und hämmerten in Masten und Schilde. Der scharfe Bug der Galeere kam näher, er war, als der Bug die Kurslinie der Galeere passiert hatte, weniger als einen Speerwurf weit entfernt. Für Mardan wirkte der Bug wie die Schneide eines Schwertes. Ein Segel begann knatternd zu brennen.
    Alle Krieger rannten hinüber nach Backbord.
    Die Bewaffneten auf beiden Schiffen begannen zu schreien. Schauer von Pfeilen und Speeren jagten hin und her. Das Krachen, mit denen sich die Speere aus den Schleudern in die Decks, in Schilde und in die Körper der Krieger bohrten, klangen wie viele große Hämmer.
    Der Steuermann neben Kapitän Mardan hatte richtig gehandelt. Er stemmte sich gegen das Ruder und versuchte, das Schiff auf denselben Kurs zu bringen wie die Galeere.
    Es war zu spät.
    Die Wahnhall wurde mittschiffs gerammt. Die Geschwindigkeit der Zaketer-Galeere war so groß, ihr Druck, verstärkt von den peitschenden Riemen, zu stark – der scharfe Bug bohrte sich in die Bordwand. Ein furchtbares Krachen ertönte, als sich das Metall ins Holz bohrte, als die Planken brachen, als das Wasser mit großer Gewalt in die Wahnhall eindrang.
    Die Loggharder, die nur aus den Augenwinkeln erkannten, daß sich ein, zwei, drei andere Galeeren aus dem Nichts hervorschoben, wehrten sich verbissen.
    Auch ihre Katapulte schleuderten Speere. Die lodernden Klumpen aus Stroh und Erdpech hatten auch die Segel und das Tauwerk der Galeere in Brand gesetzt. Krieger sprangen an das andere Deck und schlugen die Zaketer zurück.
    Eine kalte, rasende Wut erfüllte sie.
    Jeder von ihnen dachte dasselbe: es war kein ehrlicher Kampf, sondern eine Ausgeburt der Magie. Von Anfang an hatten sie keine Möglichkeit gehabt. Und so schrien sie laut, hieben wild um sich, drängten die Männer zurück, noch ehe die wild schlagenden Ruderer die Galeere aus dem Gewirr der Balken, Planken und Spanten zurückzerren konnten.
    Beide Schiffe brannten.
    Mit dem blutigen Schwert in der Hand rannte Mardan über Deck. Er wehrte die Zaketer ab und fühlte, wie unter den Sohlen seiner salzverkrusteten Stiefel das Schiff starb.
    Die Wahnhall lag schräg im Wasser. Ihre Segel und die Taue brannten wie Zunder. Große Stücke verkohlten Stoffes und Taufetzen fielen auf Deck und auf die Haut der Krieger.
    Langsam schob und drückte sich die Galeere rückwärts. Auf ihrem Deck wurde gekämpft. Mardan zerschlug mit wütenden Schwerthieben die Halteseile von zwei Booten, die über Bord rutschten. Ruderer kamen durch die Niedergänge herauf und schleppten ihre Bündel mit sich.
    »In die Boote!«
    Im Schiff gurgelte Wasser. Die Zaketer warfen Verwundete in das Meer. Zwei weitere Galeeren rauschten hinter der Wahnhall vorbei und auf die Ayadon und die Zorn Hamadans zu.
    Auch dort ertönten das gräßliche Krachen, Schaben und Knirschen der Rammstöße.
    Langsam sank die Wahnhall. Ladung und der Besitz der Männer, Segel und Werkzeuge, die Vorräte und zahllose Fässer, Ballen und Krüge rissen sich los und wurden durch die riesigen Löcher in der geborstenen Bordwand ins Wasser gerissen. Zwischen den Gegenständen trieben Tote und Verwundete. Einige Männer richteten das erste Boot auf und halfen ihren Freunden über die Bordwand.
    Das Schiff dahinter begann zu sinken.
    Die Wellen waren voller Treibgut und schwimmenden Kriegern und Seeleuten. Vier Schiffe brannten lodernd. Überall schrien Männer, rundherum herrschte das Inferno von brennenden Trümmern, die ins Wasser fielen und dort verlöschten, von abgebrochenen Riemen und treibenden Männern.
    Wieder dröhnte ein dumpfer Krach über das Meer.
    Vom schräg liegenden Heck der Wahnhall schaute sich der Kapitän um. Seine Leute hatten das Wrack verlassen und schwammen auf die treibenden Boote zu. Durch die Trümmer und die Schwimmenden fuhren zwei andere Schiffe des Angriffskeiles. Die Rhiad und

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