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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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»Scheiße!« Er bremste hart. Das Koordinatennetz auf der Windschutzscheibe, dessen Daten direkt vom Newcastle Civic Highways Department kamen, wies den Princesway South als direkte Verbindung zwischen der Eighth und der Sixth Avenue aus. Aber nicht in der wirklichen Welt. In der wirklichen Welt befand sich siebzig Meter vor ihm eine graue Mauer aus Verbundmaterial, die die Gebäude rechts und links der Straße miteinander verband. Die Mauer zeigte das eingeätzte Granulatnetzmuster eines automatisch hergestellten Bauwerks; eine schlichte Außenhaut, die über einen sechseckigen Schubrahmen gezogen worden war. Direkt vor ihm befand sich eine lange Rolltür, deren unterer Teil die alte Straße verschluckte.
    Sid zog den Steuerknüppel herum und fuhr den Princesway zurück und auf die Eighth Avenue. »Ich komme nicht durch.«
    »Wir sind jetzt auf der Sixth«, sagte Ian. »Nichts zu sehen von ihm.«
    »Vielleicht ist er zur Western gefahren«, sagte Eva. »Oder in ein Lagerhaus gegangen. So gut wie jedes Geschäft hier hat eine Verladerampe.«
    Sid bog auf den Dukesway ab. Ein paar Lastwagen rollten vorbei, deren breite Reifen dunkle Wellen über die überflutete Straße schickten. Undurchdringliche Schatten verbargen das Ende zahlloser Türen und schmaler Durchgänge beiderseits von ihm. Nur ein paar Fotopanels über ihm funktionierten. Es war eine düstere, unheimliche Straße, auf der Sid, wie er plötzlich feststellte, gar nicht gern allein war. »Das hier ist dumm«, sagte er. »Wenn wir weiter so nach ihnen suchen, werden sie uns ganz sicher entdecken. Fahrt zur Station zurück, das war’s hier.«
    »Aye, Mann, gute Entscheidung«, meinte Ian.
    Sid beschleunigte so stark wie möglich und schickte einen Wasserschwall über den Bürgersteig. Er wollte jetzt nur noch weg von Last Mile. Der Stadtteil mit seiner unkontrollierbaren Freude an Chaos, Abfall und Gier hatte sie besiegt.
    Sie fanden Iyel nie. Vance Elston ließ zwei Tage nach ihm suchen. Trupps von Legionären durchkämmten das ganze Gelände bis zum Rand des Dschungels. Das übrige Lager-Personal überprüfte jedes Zelt, jede Pritsche, jedes Fahrzeug. Alle drei Land Rover und beide MTJs fuhren durch den nahen Dschungel, zermalmten dabei die kleineren Büsche und rissen das Gewirr von Ranken herunter, das überall zwischen den Baumstämmen hing. Wukangs drei Sikorsky CV-47 Swallows, leichte Scout-Helikopter, schraubten sich über das üppige, undurchdringliche Dach der Bäume und gaben ununterbrochen Hochleistungs-Pings ab, um Iyels Bodymesh-Antwortcode auszulösen. Sie aktivierten auch ihre Infrarot-Scanner und suchten nach Wärmequellen, die zu der Größe eines Menschen passten. Elston sagte nie etwas zu den Piloten, aber er war verdammt stärker darauf aus, einen sich bewegenden Außerirdischen zu finden als eine unbewegliche erkaltende menschliche Leiche. Doch es spielte keine Rolle; die Swallows fanden weder das eine noch das andere. Zwei Raytheon 6-EB Owls wurden vom AAV-Team über die nächstgelegenen Flüsse geflogen; es bestand die geringe Chance, dass er vom rasch fließenden Gewässer weggeschwemmt worden war.
    Nachdem die Mannschaft das Lager zum zweiten Mal komplett durchsucht hatte, widmeten sich jene, die nicht flogen oder auf Patrouille außerhalb der Lagergrenze waren, wieder ihren normalen Pflichten. Die Daedalus-Flüge wurden wieder aufgenommen und beibehalten, um die Vorräte des Lagers aufzustocken. Iyels offizieller Status wurde geändert auf: vermisst im Dienst. Offiziell war er nicht tot, da es weder eine Leiche noch einen Hinweis auf ein Verbrechen gab.
    Die Gerüchte im Lager kündeten von einer anderen Sichtweise; hier wurden ebenso großartig ausgeklügelte wie unwahrscheinliche Theorien darüber ausgeheckt, wie man ihn eliminiert hatte.
    Es war Abend, als Vance die Niederlage schließlich eingestand und Iyels Status in seiner Personalakte änderte. Die Klimaanlage in der Qwik-Kabine kämpfte gegen die Last eines weiteren schwülen Tages auf St Libra, und vor dem Lager hatte sich die Mannschaft zum sonntäglichen Barbecue versammelt, das in den Expeditions-Lagern schnell zur Gewohnheit geworden war. Er wies seine E-I an, eine sichere Verbindung zu Vermekia herzustellen. Eine sichere Verbindung über ein sechstausend Kilometer über dem Dschungel befindliches E-Ray-Relais, dann durch ein unterseeisches Kabel, gefolgt von weiteren viertausend Kilometern an Land mit Dutzenden von zivilen Relais und Zellen war eine Art Witz, aber

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