Der unsichtbare Killer
damit, uns nicht von der Stelle zu rühren und für unsere Sicherheit zu sorgen. Ich glaube, dazu sind wir bestens in der Lage.« Er hatte das Gefühl, die Lagebesprechung mit einem Gebet abschließen zu müssen, sah aber widerwillig davon ab, weil er wusste, was für eine Aufregung das unter Umständen verursachte. Es war nötig, dass die Leiter der einzelnen Bereiche an ihn glaubten, was bei ihren jeweiligen Hintergründen nur der Fall sein würde, wenn sie auf seine sichtbare Befähigung und starke Führerschaft vertrauten.
Sobald die Lagebesprechung vorbei war, rief ihn Marvin Trambi hinüber zu den Stellplätzen der mobilen Biolabs. »Wir haben hier vielleicht ein größeres Problem«, sagte er und wies auf die Tür von Biolab-1.
Vance blickte auf die langen Kratzer im Bereich rund um den Türgriff. »O guter Gott, erhalte uns«, murmelte er leise.
»Wie hat es das gewusst?«, fragte Marvin. »Woher wusste dieses Ding, was da drin ist?«
»Ich weiß nicht«, gab Vance zu. »Aber Antrinell und ich haben uns damals bei der MTJ-Absturzstelle dieselbe Frage gestellt.« Ein ganzes neues Universum der Sorge eröffnete sich: dass die Aliens die HDA infiltriert hatten, dass sie die Menschen seit Gott wusste, wie vielen Jahren – vielleicht sogar Jahrzehnten – beobachteten. »Vielleicht hat Iyel etwas rausgelassen. Wir haben ihn nie gefunden.«
»Iyel wusste nichts über diesen Teil der Mission.«
»Er war schlau. Vielleicht hat er es herausgebracht. Ich nehme an, der Großteil des Xenobiologen-Teams weiß es. Immerhin nehmen die Raketen im Labor ein gutes Stück Platz weg.«
»Nicht gleich ersichtlich, aber ja, Sie haben vielleicht recht. Jeder aus dem Xenobiologen-Team kennt den grundlegenden Aufbau des Fahrzeugs; die wissen alle, dass ein Teil des Raumes fehlt.«
»Besteht die Möglichkeit, dass es nach innen gelangt?«
Marvin schüttelte den Kopf. »Nicht, indem es mit seiner spitzen Feuersteinaxt auf die Tür einschlägt, nein. Dieses Baby ist zanth-sicher. Man kann in einem Kilometer Entfernung eine taktische Atomwaffe hochgehen lassen, und alles, was passieren würde, wäre, dass die Farbe ein paar Blasen wirft. Man braucht Zugangscodes und die richtigen biometrischen Daten.«
»Es hat das Netz außer Gefecht gesetzt. Es hat mehr als eine spitze Axt.«
»Vielleicht schon. Aber selbst wenn es hineinkäme und sich die Sprengköpfe aneignete; worauf soll es die denn abschießen? Sie wirken nur hier. Es würde sich selbst und seinen eigenen Planeten auslöschen.«
»Nun, es würde zumindest uns davon abhalten, sie gegen ihn einzusetzen.«
»Ja«, gab Marvin widerwillig zu. »Aber die HDA wird einfach eine neue Ladung durchschicken. Wenn es etwas über uns weiß, dann weiß es das. Wir hätten gar keine andere Wahl. Vergessen Sie nicht, wir können keine andere Spezies bekämpfen – wir können es uns nicht leisten. Das Zanth ist unser Feind. Es nimmt alles in Anspruch, was wir haben.«
Und wir können nur davor weglaufen. »Was zeigen die Logdaten des Biolabs?«
»Nichts«, sagte Marvin. »Etwas hat den Smartdust an der Außenseite geschreddert.«
Vance hob die Hand und berührte das Biolab, ließ die Fingerspitzen sanft, beinahe ehrfürchtig über die Kratzer in der metallokeramischen Oberfläche gleiten, spürte, wie rau sie unter seiner Haut war. Er stellte sich nur ungern die Kraft vor, die nötig war, um auch nur solche Haarrisse zu verursachen. »Dies ist ihr Ziel«, entschied er. »Wir haben sie provoziert, indem wir das hergebracht haben.«
»Sie provoziert? Sie haben eine ganze Reihe von uns abgeschlachtet. Sie tun das noch immer.«
»Wir sind auf ihrem Planeten einmarschiert.«
»Ich kann nicht glauben, was Sie da gerade gesagt haben. Wenn es irgendein Anzeichen für intelligentes Leben gegeben hätte, wäre diese ganze Welt sofort unter Quarantäne gestellt worden.«
»Dann haben wir nicht gründlich genug nachgesehen«, sagte Vance. Er war ziemlich zufrieden damit, wie ruhig er blieb, wie vernünftig. Er stand dicht davor, ein weiteres Kind Gottes zu treffen, wie konnte er davon nicht entzückt sein?
»Wir brauchen eine Einsatzerlaubnis«, sagte Marvin. »Nur für den Fall. Haben Sie mit Vermekia gesprochen?«
»Nein. Noch nicht. Aber Passam stellt ein kleines Problem dar.«
»Was für ein Problem?«
»Sie schiebt die Schuld wieder auf Angela. Ich schätze, die Kommissarin ist ziemlich besorgt wegen der Beweise, die die Polizei zu Hause in Newcastle aufdeckt. Für sie sieht es
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