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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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fröhlichsten Liedern, den Mund aufzumachen. In dieser Nacht fand sie im Schlafraum der Mädchen nicht viel Ruhe. Sie griff lieber auf die aggressivsten Spiele zurück, die ihr Interface sie anwählen ließ – und sie kannte ein paar gute Workarounds, um an die Ü18-Sektion des Entertainmentnetzwerks des Habitats heranzukommen. Danke, Krista – das war doch mal jemand, der wusste, wie sich ältere Geschwister anständig benahmen.
    Sie erwartete einen großen Tadel und schlaue Sprüche von ihren Eltern, als sie am nächsten Morgen nach Hause gingen. Aber sie kannten ihre Launen und Reaktionen besser, als ihr klar war.
    Erst vier Tage danach setzte sich ihre Mutter zusammen mit ihr in den weitläufigen Verandabereich unter dem Schatten der damals aufschießenden Palmen, die inzwischen das Haus erdrückten.
    »Was war denn so schlimm an der Schutzhalle?«
    Rebka seufzte lang und schwer. Sie hätte wissen müssen, dass man darüber nicht hinweggehen würde. »Nichts war schlimm daran. Ich hatte nur gerade eine so schöne Zeit am See. Ich wäre sowieso gekommen, weißt du. Raul ist einfach so ein Panikmacher.«
    »Eigentlich ist Raul für einen Teenager erstaunlich vernünftig. Ich habe erwartet, dass er derjenige ist, der Schwierigkeiten macht.«
    »Und das heißt was? Dass ich diejenige bin? Nun, wieso schickt ihr mich dann nicht einfach zurück, wenn ich so viele Schwierigkeiten mache?« Sie verschränkte störrisch die Arme und schürzte die Lippen, so fest es nur ging.
    »Dich zurückschicken?«, sagte ihre Mutter in so heiterem Tonfall, dass Rebka erkannte, dass sie es mit dem Drama gerade ein klein wenig übertrieben hatte.
    »Jetzt komm schon. Ich bin nicht dumm.«
    »Nein. Nur dickköpfig. Das mag ich an dir.«
    »Mum!« Sie hielt eine Hand nach oben. »Ein Unterschied. Ja?«
    »Aber sicher. Und?«
    »Du bist ungefähr so dunkelhäutig, wie es nur geht; Dad wurde in Indien geboren; und meine Haut ist so weiß, dass man meinen könnte, sie wäre mit Schnee bedeckt.«
    »Du hast nie Schnee gesehen.«
    »Oh Mann. Zone!«
    »Ich wäre sehr dankbar, wenn du dir diesen Ton verkneifst, junge Dame. Weshalb erzählst du mir nun nicht, wie lange dich das schon umtreibt?«
    »Ich weiß nicht. So ziemlich seit immer.«
    »Nein, das stimmt nicht. Du bist von all meinen Kindern das glücklichste gewesen. Ich war so stolz, nach allem, was du durchgemacht hast.«
    »Dann bist du es jetzt nicht mehr?«
    »Meine Güte. Okay, was willst zu wissen?«
    »Wo bin ich hergekommen? Seid ihr meine Eltern?«
    »Du bist von einem der Fernen Planeten gekommen.«
    »Den was? Davon habe ich noch nie gehört.«
    »Ach, da ist etwas, das du nicht kennst? Gut, schlage sie doch einfach nach, wenn du die Zeit erübrigen kannst und dich gerade einmal nicht in den Ü18-Entertainment-Cache des Habitats hackst.«
    Rebka wurde ganz rot.
    »Die Fernen Welten sind Planeten, die nicht an die übrige transstellare Gemeinschaft angegliedert sind; gewöhnlich aus politischen Gründen«, erklärte ihre Mutter. »Und du wurdest zur Behandlung hergebracht, weil wir die beste Gentherapie anbieten können, die es gibt.«
    »Und die anderen? Du und Dad?«
    »In deinen Zellen hast du keine DNS von mir, und auch nicht von deinem Vater. Glaubst du, dass du deswegen nicht unsere Tochter bist? Dass wir dich nicht genauso lieben wie Raul und Krista?«
    »Nein«, murmelte Rebka. Nun wurden völlig grundlos ihre Augen feucht. »Es tut mir leid, Mum. Ich habe nur gedacht … ich weiß nicht, was ich gedacht habe.«
    Monique kam herüber und legte die Arme um das aufgeregte Mädchen. »Hör mir mal zu. Von dem Augenblick an, in dem ich gesehen habe, wie du auf Gibraltar in das Raumflugzeug gebracht wurdest, wollte ich nichts mehr, als dich zu schützen und großzuziehen. Eines Tages wirst du etwas über dein Erbe erfahren müssen, denn es ist einzigartig und besonders. Aber wir haben noch nicht darüber gesprochen, weil du noch ein Kind bist. Ich wollte, dass das so lange wie möglich anhält, weil ich dein Lachen liebe und deine Begeisterung. Außerdem gefällt es mir, dass ich dich immer noch im Tennis schlage. Mir gefallen sogar deine launischen Ausbrüche, weil sie beweisen, was für ein entschlossenes kleines Scheusal du bist. Und wenn du lächelst, ist es der wertvollste, wunderbarste Augenblick des Universums für mich.«
    Rebka konnte nicht verhindern, dass sie nun offen schluchzte. »Bin ich abscheulich? Ist es das? Komme ich von schlechten Leuten? Werde ich auch

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