Der unsichtbare Killer
noch nicht nach einem Zanthschwarm aus.«
»Also ist es nur ein natürliches Phänomen?«
Der Colonel wandte sich an Toi. »Fahren Sie fort, Captain.«
»Wenn es ein Zanthschwarm ist, dann ein sehr ungewöhnlicher.« Sie befahl ihrer E-I, das Bild aufzurufen. Auf dem Wandschirm von Sirius erschien ein großer Kreis, der vor allem aus blauen und gelben Flecken bestand. Er war von dunklen Klecksen bedeckt, wie von einem Tumor, der ein gesundes Organ auffraß. »Wir hatten Glück. Die E-Rays, die die Expedition benutzt, wurden konzipiert, um während eines Zanthschwarms zu funktionieren und uns zusätzliche Kommunikationsverbindungen zur Verfügung zu stellen. Ein Teil der Sensorik ist dafür vorgesehen, unmittelbar nach oben in den Raum zu blicken, und wir nutzen die Informationen, die sie sammeln, um unsere taktischen Grundlagen für die Thunderthorns zu verfeinern. Bisher hat die Expedition sie nur eingesetzt, um das Land unten zu kartieren. Ich habe ihnen befohlen, die Scanner stattdessen nach oben zu richten. Was Sie hier sehen, ist ein abgeglichenes und zusammengesetztes Bild von Sirius in Echtzeit.«
»Das ist gute Arbeit, Captain«, sagte der General.
»Danke, Sir, natürlich können wir vom Planeten aus nur die Hälfte von Sirius sehen, aber wir nehmen an, dass dieser Ausbruch überall gleich ist. Die Flecken, die wir beobachten, sind auf jeden Fall gut verteilt.«
»Wissen wir, wann das angefangen hat?«
»Mein wissenschaftliches Beratungs-Team hat die Ausbreitungsrate gemessen – wir denken, die ersten haben vor etwa achtzehn Stunden begonnen sich zu bilden. Zwölf davon haben inzwischen einen Durchmesser von siebzigtausend Kilometern erreicht und zeigen noch keine Anzeichen dafür, wieder zu schrumpfen. Wenn man die Größenverhältnisse von Sirius betrachtet, kann man annehmen, dass sie um einiges größer werden als hier auf Sol, wo man auch schon welche bis achtzigtausend Kilometer Durchmesser gemessen hat.«
»In Ordnung, was also ist ungewöhnlich an Sonnenflecken auf einem Stern?«
»Sir, Sirius ist immer ein Stern mit einem Minimum an Sonnenflecken gewesen – man hat nie zuvor etwas beobachtet, was einem solchen Massenausbruch auch nur nahekommt. Bisher haben wir 56 Sonnenflecken gezählt. Sie treten für gewöhnlich in Paaren auf, weil sie von Störungen des Magnetfelds in der Photosphäre ausgelöst werden. Damit so viele in einem so relativ kurzen Zeitrahmen auftreten können, muss etwas den ganzen Stern aufwühlen. Und, Sir, es tauchen immer weitere auf. Wenn überhaupt, dann scheint sich die Rate ihres Auftretens zu vergrößern.«
Khurram Shaikh blickte Captain Toi lange an. »Den Stern aufwühlen?«
»Ja, Sir. Der eigentliche Ursprung von Sonnenflecken ist die Interaktion zwischen dem Magnetfeld eines Sterns und seiner Konvektionszone. Und der einzige uns bekannte Einfluss, der in dieser Größenordnung operieren kann, ist das Zanth. Trotzdem dauert es Wochen, bis eine Störung in der Konvektionszone an die Oberfläche steigt und einen Fleck hervorbringt. Das alles hat sich schon eine Weile aufgebaut.«
»Was ist mit seinem Begleiter, Sirius B?«, fragte der General. »Könnte der es ausgelöst haben?«
»Die Astronomen des Teams gehen nicht davon aus, Sir. Im jetzigen Augenblick befindet sich Sirius B noch auf einer nach außen führenden Bahn; er ist dreiundzwanzig AE von A entfernt. Es ist schwer vorstellbar, wie er auf eine solche Entfernung den Primärstern dermaßen beeinflussen könnte. Wenn es eine Interaktion zwischen den Magnetfeldern beider Sterne gäbe, würde sie auftreten, wenn sie sich am nächsten sind. Seit wir das Gateway nach St Libra geöffnet haben, hat es zwei Konjunktionen gegeben, und zu keiner Zeit war etwas Ähnliches zu beobachten.«
»Also ziehen Sie ein externes Ereignis als Grund in Betracht?«
»Unter dem Gesichtspunkt, wie stabil Sirius normalerweise ist, geht das astronomische Team davon aus, dass das wahrscheinlich ist.«
»Sie haben gesagt, die Störungen brauchen Wochen, um durch die Konvektionszone aufzusteigen«, sagte Vermekia. »Wann hat also dieser ganze Prozess ursprünglich begonnen? Könnte es diesen Januar gewesen sein?«
»Möglich. Der zeitliche Ablauf ist nicht exakt zu bestimmen. Wir würden dazu ein viel größeres Wissen über die innere Struktur des Sterns benötigen. Das liegt uns aber einfach nicht vor. Niemand hat jemals solarwissenschaftliche Satelliten dort im Orbit stationiert.«
»Sie haben gesagt, das astronomische
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