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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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wie Raul und Krista, als sie volljährig geworden waren. Danach würde dieses Haus für ihre Eltern reichlich groß sein, dachte sie. Vielleicht hatten sie deshalb solche Entscheidungen wie die über die Wiederbeschaffung der Bäume so lange aufgeschoben. Auch wenn sie sich das Haus ohne sie darin nicht vorstellen konnte.
    Sie stießen an, prosteten sich zu und nippten an dem mit Alkohol vermischten Saft.
    »Ich danke euch beiden«, sagte sie immer noch mit Tränen in den Augen. »Hört zu, ich weiß, dass ich nicht immer die beste Tochter war. Und –«
    »He, vergiss das jetzt«, sagte ihr Vater und legte einen Arm um sie. »Ich möchte nicht, dass du dir den Spaß beim Auspacken deiner Geschenke verdirbst. Ich hab meines seit Monaten geplant.«
    Trotz der in ihr tobenden Gefühle war Rebka schlagartig neugierig. »Oh?«
    Er griff unter den Tisch und brachte etwas zum Vorschein, das wie eine schlanke, rechteckige Schachtel aussah, die in blau-silbernem Papier mit einer pinkfarbenen Schleife drumherum eingepackt war. Rebka nahm es, und als sie spürte, wie schwer es war, war sie noch faszinierter.
    »Mach weiter!«, drängte ihr Vater, genauso neugierig wie sie.
    Sie zog an der Schleife und wickelte das Papier ab. Der Gegenstand darin verwirrte sie einen Moment, denn sie hatte so etwas noch nie in der Hand gehalten, dann dämmerte es ihr. »Ein Buch!«, rief sie aus. Als sie es umdrehte, sah sie, dass der Titel in Blattgold aufgedruckt war: Alice im Wunderland. Jetzt weinte sie wirklich; in den vielen Jahren, während sie herangewachsen war, war dies ihre Lieblingsgeschichte gewesen. All die seltsamen, unglaublichen Abenteuer; selbst für sie, ein Mädchen, das in einem Raumhabitat lebte, das den Jupiter umkreiste. Oder vielleicht war es hier besonders leicht, sich mit den Merkwürdigkeiten von Alices Reisen verbunden zu fühlen. »Danke, Daddy.« Sie umarmte ihn und drückte ihn fest.
    »Es ist keine Erstausgabe oder so«, sagte er rau. »Aber es ist aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Ich habe es dir von Clayton mitbringen lassen, als er das letzte Mal auf der Erde war.«
    »Es ist hübsch.«
    Ihre Mutter hielt ihr ein sehr viel kleineres Kästchen aus schwarzem Samt hin. Darin lag ein schlichter Goldring. »Es war der Ehering meiner Großmutter«, erklärte sie. »Ich möchte, dass du immer weißt und verstehst, dass du wirklich zu unserer Familie gehörst.«
    Als Rebka ihre Mutter umarmte, machte sie sich Sorgen, dass sie den ganzen Tag so in Tränen aufgelöst verbringen würde, auch wenn es Freudentränen waren.
    Und dann – mit dem Ring am Finger, wo sie ihn bewundern konnte, und dem Buch, das darauf wartete, gelesen zu werden, auf dem Tisch – stieß sie die Gabel in die aufgetürmten Pfannkuchen.
    »Raul und Krista kommen zum Essen her«, sagte ihr Vater. »Nur die Familie. Eine ruhige Zeit vor der Party heute Abend.«
    Rebka grinste wölfisch. Sie hatte diesen Abend monatelang mit all ihren Freunden geplant.
    »Weißt du schon, was du anziehen wirst?«, fragte ihre Mutter.
    »Oh, nein.«
    »Wir könnten zusammen einige Kataloge ansehen und etwas zum Ausdrucken raussuchen.«
    »Ja, bitte. Das wäre nett.«
    Ihr Vater räusperte sich. »Du hast nicht vergessen, was du heute Morgen tun musst, nicht wahr?«
    »Nein! Constantine besuchen.«
    »Gut.«
    »Worüber redet er? Raul und Krista wollten es mir nicht sagen. Es ist alles sehr geheimnisvoll; was ich dumm finde.«
    »Er wird dich nur fragen, was du mit deinem Leben vorhast, um sicher zu sein, dass du hier glücklich bist. Schließlich können wir in etwas so Zerbrechlichem wie einem Habitat keine Querulanten gebrauchen.«
    »Wow, das wird langweilig werden.«
    »Das ist wahrscheinlich so, Liebes«, sagte ihre Mutter steif. »Aber versuche, es dir nicht anmerken zu lassen. Schließlich ist es sein Habitat.«
    »Was wird er tun, wenn ich ihm sage, dass ich es hasse – mich rauswerfen?«
    Ihrem Vater fiel die Kinnlade herunter.
    Rebka presste selbstkritisch die Lippen zusammen. Dad war so leicht zu veräppeln. »Keine Sorge, Dad. Ich werde mich benehmen. Kuss und Versprechen.«
    »Nun, ich vermute, es gibt für alles ein erstes Mal«, entgegnete er.
    Rebkas E-I führte sie die Seite der Habitat-Hülle hinauf in die Regionen mit niedriger Schwerkraft. Sie hatte sich immer noch nicht ganz vergeben, dass sie die Schwerelosigkeit nicht genoss. Dabei sah es aus, als würde es Spaß machen: Fliegen, Purzelbäume mit mehr Anmut schlagen als eine Turnerin, von den

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