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Der unsichtbare Kreis

Der unsichtbare Kreis

Titel: Der unsichtbare Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ulbrich
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»Kennzeichen
    desselben: große Worte. Alles, was du sagst, ist grundsätzlich, epochal.«
»Irrtum. Alles, was wir tun, ist es.«
»Nimm es nicht so wichtig. Wir gondeln durch die Wüste, und wenn wir Glück haben, schaffen wir auch noch den Rückweg.«
»Wir erobern den Mars.«
Nekida seufzte. »Schon wieder eine Nummer zu groß. Wir erobern? Wir eignen uns bedenkenlos an, ohne zu fragen.«
»Wen sollten wir fragen als uns selbst?«
»Ja, und wir geben uns auch die Antwort selber«, antwortete Nekida. »Da liegt der Hund begraben.«
Die Motoren der Kröte heulten auf, dann schnellte sie über die Krone einer Sanddüne und raste in eine flache, trichterförmige Senke. Schnell näherten sie sich dem tiefsten Punkt.
Da entstand auf dem Grund des Trichters plötzlich eine Bewegung. Hinter aufschießenden Sandfontänen erhob sich ein bläulicher Schatten.
»Ein Elgide!«
Buck riß das schwere Fahrzeug herum. Die breiten Balkonketten mahlten im feinen Sand. Auf dem Dach der Kröte ertönte ein klatschender Schlag. Über dem Sichtfenster lag wie ein ausgefranstes Ahornblatt einer der Tentakeln des Elgiden. Es knackte in der Panzerung. Buck jagte die Motoren hoch. Das schrille Geräusch schmerzte in den Ohren. Die Schildkröte bewegte sich nicht.
Nekida riß den Hebel des Schocks nach vorn. Wie Elmsfeuer zuckten blaue Flämmchen über die Außenhaut, es knisterte. Der Arm des Ungeheuers krümmte sich. Der massige, blauschwarze Körper warf sich krampfhaft zuckend über sie, als wollte der Elgide den Eindringling mit letzter Kraft zermalmen.
Nekida verstärkte den Schock. Schwarzer, schmieriger Qualm wälzte sich hoch. Das unförmige Wesen sank in sich zusammen, zerfloß. Eine zähe Masse rann langsam durch den Sand zum Zentrum des Trichters. Auf der Panzerung der Kröte verblieb eine dünne Schicht klebrigen Rußes.
Nekida stieß den Hebel in die Ruhestellung. Ihre schmerzhaft angespannten Körper fielen zurück in die Polster.
»Du hast ihn getötet.«
Nekida blickte seinen Gefährten überrascht an. »Was hätte ich sonst tun sollen?«
Buck blickte nach draußen auf die Reste des mörderischen Lebewesens.
»Er oder wir«, sagte Nekida.
»Das wollte ich hören.« Buck sah Nekida an. »Das ist die Frage an sich.«
Nekida lächelte. »Schon wieder eine Nummer zu dick. Du kannst es dir nicht abgewöhnen.«
Buck fuhr die Kröte aus dem Trichter.
Das Raumschiff meldete sich. Der Wachhabende blickte besorgt. »Was ist los, warum qualmt ihr? Ist euch was zugestoßen?«
Nekida berichtete mit knappen Worten.
Der Wachhabende atmete auf und wünschte ihnen eine gute Fahrt. »Ich hab’ euch ständig drin«, versicherte er. »Alles Gute!« Er lächelte und schaltete ab.
Der Wind wehte Sand über den Schleimsee des Elgiden. Mit wachsender Geschwindigkeit entfernte sich die Kröte. Das schrille Heulen der Motoren wehte wie ein Siegesschrei über die marsianische Wüste.
Gegen Mittag hatten sie die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Unter dem Sand machte sich ein festerer Grund bemerkbar. Flache, abgeschliffene Felsen erhoben sich, zwischen ihnen wucherte ein seltsames Gesträuch. Es schien hauchzart und zerbrechlich über den Boden gewebt, war jedoch von ungewöhnlicher Widerstandsfähigkeit. Manchmal trug es sekundenlang die tonnenschwere Kröte, ehe es knirschend nachgab.
Fasziniert betrachtete Nekida die feinen, graublauen Stengel, zwischen denen sich ein Gespinst aus mattem Altrosa flocht. »Können wir das Gebiet nicht umfahren?«
Buck sah ihn erstaunt an. »Warum? Das ist der kürzeste Weg.«
Nekida wies auf den Heckbildschirm. Hinter ihnen blieb eine Gasse, bedeckt mit kristallin schimmerndem, graublauem Staub.
Buck warf einen flüchtigen Blick darauf und konzentrierte sich wieder auf den Weg. »Irgendwelche Pflanzen oder Versteinerungen davon, was weiß ich.«
»Es ist von eigenartiger Schönheit.«
»Es behindert uns«, bemerkte Buck. »Man sollte als erstes Straßen anlegen.«
»Warum lassen wir es nicht, wie es ist?«
»Du bist ein Träumer, Nekida. Dieser Planet hat sich unseren Wünschen zu fügen. Wir sind Menschen, wir nehmen den Kosmos in Besitz, wir machen ein Paradies aus ihm.« Er lachte übermütig.
»Ein Paradies«, entgegnete Nekida langgezogen. »Was ist das?«
»Du fragst wie mein kleiner Sohn. Wir ringen um Schönheit, Reichtum und Glück, wir wollen heute besser leben als gestern und morgen besser als heute. Du machst keine Ausnahme.«
»Wahrscheinlich.«
Buck musterte seinen Gefährten amüsiert. Nekida

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