Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unsichtbare Kreis

Der unsichtbare Kreis

Titel: Der unsichtbare Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ulbrich
Vom Netzwerk:
vermied es, seinem Blick zu begegnen.
Vor ihnen hob sich das Gelände an. Die Sandwüste blieb zurück. Immer häufiger trat verwitterter Fels an die Oberfläche. Ein flaches, zerklüftetes Massiv säumte ihren Weg.
Buck drosselte die Geschwindigkeit.
»Wir sind gut vorangekommen«, bemerkte er. »Hoffentlich ist dieses kümmerliche Gebirge bald zu Ende.«
Auf dem Bildschirm erschien Geronimos Gesicht. Er mußte Bucks letzte Worte mitgehört haben, denn er sagte: »Seid froh, daß ihr drin seid. Ein Sandsturm kommt auf euch zu aus Richtung Nord. Sucht euch einen Schutz. War nach dem Elgiden noch was Besonderes?«
»Wir haben einige tausend Pflanzen ermordet«, sagte Buck belustigt.
Geronimo musterte sie. »Streitet ihr euch?«
»Aber nein«, widersprach Nekida. »Von Streit kann keine Rede sein, Häuptling. Wir tauschen Ansichten aus.«
»In Ordnung«, sagte Geronimo. »Wartet den Sturm ab. In der Kröte kann euch nichts passieren.« Er hob grüßend eine Hand.
Sand fegte prasselnd über die Bugscheibe. Die Sicht nahm schnell ab. Sie befanden sich in einem breiten Hohlweg, der genau in Nord-Süd-Richtung verlief.
»Hier können wir nicht bleiben«, rief Buck. »Hoffentlich finden wir ein Seitental!«
Der Wagen jagte ächzend durch aufstiebende Wolken. Der Wind nahm zu, und immer häufiger verdeckten Sandschleier die Felsen.
»Halt dich mehr links«, sagte Nekida. »Ich glaube, da ist eine Lücke.«
Die Kröte ruckte herum.
Plötzlich sanken die Sandfahnen zu Boden. Es wurde unnatürlich still. Fünfzig Meter vor ihnen öffnete sich ein schmales, geschütztes Seitental. Der Untergrund war blankgefegt und zeigte eine Vielzahl querverlaufender Risse.
»Ich geh’ vor«, sagte Nekida. »Wenn wir jetzt in einer Bodenspalte hängenbleiben, haben wir ausgesorgt.«
Buck schwieg, dann lächelte er und packte Nekida fest an der Schulter.
Nekida stampfte zwanzig Meter vor der Schildkröte her. Der Wind nahm wieder zu, aber er konnte den Eingang zur Schlucht sowie das Fahrzeug noch gut erkennen. Mühelos übersprang er die Spalten, die wenigsten waren ein Hindernis für die Schildkröte.
»Alles in Ordnung?« Bucks Stimme klang farblos.
»Du kannst kommen«, antwortete Nekida. »Aber fahr vorsichtig.«
Sanft ruckte die Kröte an, das breite Maul, wie nach einer Fährte witternd, dicht über dem Boden.
Nekida hatte den Eingang der Schlucht fast erreicht, als der Sturm mit ungeheurer Wucht losbrach. Innerhalb von Sekunden war er jeder Sicht beraubt. Er wagte nicht, sich umzudrehen, sondern versuchte, den Punkt ins Auge zu fassen, wo der Eingang der Schlucht liegen mußte.
»Nekida!« Bucks Stimme gellte. »Ich sitze fest!«
»Ich komme.«
»Bleib, wo du bist. Im Moment können wir nichts tun. Verkriech dich zwischen den Felsen!«
Nekida stemmte sich gegen den Sturm. Nach wenigen Schritten ließ der Druck nach.
Seitlich von ihm ragte ein dunkler Schatten auf. Nekida tastete sich hinter einen flachen Vorsprung. Unerwartet drehte der Wind und drückte nun mit voller Kraft in die enge Schlucht.
»Wie geht’s dir?« fragte Buck.
»Es weht mich fast weg.« Nekida rutschte an der Felswand entlang. »Mach dir keine Sorgen. Ich glaube, hier ist so etwas wie eine Höhle, eine Vertiefung, auf der rechten Seite, zehn Meter hinter dem Eingang. Was ist mit dir?«
»Im Moment kann mir nicht viel passieren. Hoffentlich dreht der Wind nicht. Wenn ich flott bin, komme ich nach.« Ein rasselndes Knacken unterbrach das Gespräch. Nekida drückte die Störtaste, aber Buck meldete sich nicht mehr.
»Buck!« Nekida rief angstvoll den Gefährten. Er wollte zurück und versuchte, gegen die Wucht des Sturms anzukommen. Es war ihm unmöglich, sich auf den Beinen zu halten. Erst nach einigen Dutzend Metern hatte er wieder Gewalt über seinen Körper und war froh, daß er kriechend den Vorsprung erreichte.
An den Felsen geklammert, schob er sich in den Eingang der Höhle.
Draußen stand eine rasende Mauer aus rötlichem Sand. Über das Außenmikrofon hörte er das grelle Pfeifen des Orkans. Ohnmächtig sah er dem Toben zu. Einzige Beruhigung war das in den Kopfhörern zu vernehmende klare Peilzeichen des Raumschiffs, ein singender, rhythmischer Ton. Für eine Verständigung war die Leistung des Helmgeräts zu gering.
Der Scheinwerfer beleuchtete die Höhle ausreichend. Nekida bemerkte, daß sie größer war, als er vermutet hatte. An der Wand erkannte er eine interessante Maserung, rosa Einbettung in graublauem Fels. Soviel ihm bekannt war, hatte keine der

Weitere Kostenlose Bücher