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Der unsichtbare Mond

Der unsichtbare Mond

Titel: Der unsichtbare Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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eingeschlafen. (Zum zweiten Mal in ihrer Beziehung hatte er sie nicht einmal oder zweimal, sondern dreimal zum Höhepunkt gebracht. Sie mochte ihn erbarmungslos aufziehen, doch es hatte etwas für sich, mit einem jungen Hüpfer zu schlafen.) Meredith erwachte und sah einen Schatten draußen auf der Veranda stehen. Er befand sich außerhalb des sanften Mondscheins. Meredith hatte die Lichter gelöscht, als Shingo zu ihr gekommen war, und es war nur eine Silhouette zu erkennen. Sie vermutete, dass ein Geräusch sie geweckt hatte, vielleicht das Knarren einer Stufe oder das Zerbrechen eines Zweiges. Was immer es gewesen war, sie war jetzt hell wach und starrte nackt aus dem Fenster eine dunkle Person an, die ihren Blick vielleicht erwiderte.
    Meredith versuchte einen Entschluss zu fassen, was sie tun sollte – nach Hilfe rufen oder Shingo aufwecken, ihren Baseballschläger suchen oder gar nichts tun –, als die Gestalt sich unvermittelt abwandte und den Weg zur Straße zurückschlurfte. Es lag etwas Vertrautes in ihren Bewegungen, und sie kam zu dem Schluss, dass diese Person mit Sicherheit keine Bedrohung darstellte. Ihr Verdacht bestätigte sich, als der Schatten inne hielt, um eine Handlaterne anzuzünden und ihr Schein auf die sanften, höflichen Gesichtszüge von Fujiko Kawaminami fiel.
    Vielleicht hatte sie das Gleiche gespürt wie Meredith – eine Veränderung stand bevor, eine tief greifende Wandlung. Sie mochte sich sogar bereits vollzogen haben und wie kaltes Mondlicht in ihre Häuser und ihr Leben eingefallen sein, unsichtbar, während auf ihre Anwesenheit nur ein kalter Luftzug in geschlossenen Räumen hinwies. Meredith starrte das dunkle Spiegelbild über ihrem Frisiertisch an. Hjerold hatte Recht – graue Strähnen durchzogen ihr dunkles Haar. Allmählich spürte sie auch andere Veränderungen, obwohl sie ihre genaue Natur nicht ausmachen konnte. Wie die Veränderung ihrer Haare, mochten auch die anderen sich langsam vollziehen, so dass Meredith sich nicht über sie wunderte, sondern eines Morgens einfach aufwachte und sich fragte, ob ihr Haar jemals eine andere Farbe gehabt hatte als Grau. Es heißt, dass sich die Zellen des menschlichen Körpers alle sieben Jahre einmal erneuern. Vollständig. Doch dein Arm ist immer noch dein Arm, deine Augen sind immer noch deine Augen und deine Gedanken immer noch die Gedanken der Person, die du zu sein glaubst – nur dass die Person, die sie denkt, nicht mehr dieselbe ist, die sie vor sieben Jahren war, oder in sieben Jahren sein wird. Wenn die Veränderungen nun schneller vor sich gingen, überlegte Meredith, wenn sich die Zellen innerhalb von Tagen anstatt von Jahren austauschten? Würde sie es bemerken? Wäre sie immer noch Meredith Strugatski? Oder wäre sie eine andere, deren einzige Verbindung zu der früheren Person Erinnerungen und Gedanken waren, die ihr richtig vorkamen, weil sie sich an nichts Anderes erinnern konnte?
    Draußen, in der Dunkelheit über dem Fluss, fuhren noch immer die Staats- und Handelsschiffe. Doch sie hatten ihre Zielsetzung grundlegend verändert: Sie hatten sich samt und sonders in die großen theatralischen Wikingerschiffe aus alten Zeiten verwandelt, die ihre Fracht gen Walhalla trugen. Wie die Originale wurden auch diese Schiffe von Flammen vernichtet. Allerdings waren die Männer auf den alten Wikingerschiffen bereits tot gewesen.
    Meredith stand noch eine Weile an ihrem Fenster, beobachtete das Leuchten über dem Wasser und stellte sich vor, sie könnte die Schreie hören. Falls sie jedoch tatsächlich etwas hörte, so kam es wahrscheinlich eher aus der Stadt und nicht vom Fluss. Einigermaßen beruhigt ging Meredith zu Bett.

 
KAPITEL VIER
Thorstag
     
    Mit den Kindern nahm es seinen Anfang. Innerhalb von drei Tagen waren siebzehn von ihnen verschwunden. Als nächstes wurde das Vieh abgeschlachtet – Rinder, Ziegen und Schafe auf ihren Weiden, den Feldern und in ihren Ställen. Dann begannen sich die Einwohner von Silvertown einer nach dem anderen in Luft aufzulösen. Anfangs wurde ihr Verschwinden den Greifvögeln zugeschrieben (die einst einheimische Autos gewesen waren) und den Mantikoren (ausländischen Autos), bis man feststellte, dass die seltsamen Tiere im Grunde faul waren und nur in einem Radius von fünfzehn Metern um ihren Parkplatz herum gefährlich wurden. Außerdem gab es kein Blut und keine Anzeichen dafür, dass die Menschen gewaltsam verschleppt worden waren. Schließlich wurde im Soame’s eine

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