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Der unsichtbare Zweite

Der unsichtbare Zweite

Titel: Der unsichtbare Zweite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Fruttero
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Fano zusammen, kocht für ihn ihre berühmte Fischsuppe, raucht. Wer weiß, ob sie glücklich ist.

SLUCCA, DAS SIGNAL
    »NATÜRLICH TRÄUMT KEIN MENSCH DAVON«, räumte ich friedfertig ein, »niemand erwartet, dass die Fähre Follonica-Piombino einmal so wichtig wird wie, sagen wir, der Tunnel unter dem Ärmelkanal oder die Brücke über die Meerenge von Messina. Das ist nicht das Problem, es geht um etwas ganz anderes.«
    Ich saß mit Onorevole Vasone, meinem Parlamentskollegen und Mitbewohner eines Zweizimmerapartments in Monteverde Nuovo, in unserer kleinen, aber sonnigen Küche beim Kaffeetrinken (ich nehme immer einen Tropfen Milch), und Vasone hatte eine Karte von Mittelitalien auf dem Resopaltisch ausgebreitet.
    »Aber das ist ja noch nicht einmal eine richtige Fähre«, sagte er und fuhr mit dem Finger von einer Stadt zur anderen. »Schau her, entschuldige mal, Follonica und Piombino sind doch bereits durch ein hervorragendes Straßennetz verbunden, eine halbe Stunde Fahrt, und vor allem liegen beide Orte auf derselben Seite auf dem Festland, erkläre mir mal, was für einen Sinn es haben soll, sie auch auf dem Seeweg zu verbinden.«
    »Was hat das denn damit zu tun, auch Venedig und Triest, auch Marseille und Barcelona liegen auf derselben Seite auf dem Festland, und doch hat es zwischen diesen Häfen immer einen blühenden Verkehr gegeben, schon seit dem sechzehnten Jahrhundert, sogar noch früher.«
    »Ich«, sagte Vasone mit der typischen verächtlichen Miene aller wenig konstruktiven Persönlichkeiten, »also ich kann mir zwischen Follonica und Piombino keinen Seeverkehr vorstellen, blühend oder verwelkt.«
    »Aber es ist immerhin eine neue Infrastruktur, oder etwa nicht?« erwiderte ich. »Und bei dem Mangel an Infrastrukturen, den wir in Italien haben, bedeutet diese Fähre wirklich einen Schritt nach vorn in der Modernisierung des Landes.«
    »Und was hat dieser schöne Schritt nach vorn gekostet?« fragte Vasone, der von einer fast krankhaften Rücksicht auf die finanzielle Seite der öffentlichen Leistungen zerfressen ist. Hätten Männer wie er im Vatikan das Sagen gehabt, hätten wir heute anstelle des Petersdoms einen Plattenbau, und Michelangelo hätte höchstens Wirtshausschilder gemalt.
    »Die definitiven Daten sind noch in der Ausarbeitung«, antwortete ich, »aber die Investition war jedenfalls ganz bescheiden. Vor einiger Zeit ist ein vermutlich zypriotischer Frachter, der hundertsechs-undneunzig illegale Einwanderer transportierte, an der apulischen Küste gestrandet. Niemand hat Besitzansprüche angemeldet, und so hat man schließlich, da er noch in ganz passablem Zustand war, entschieden, ihn nach Follonica zu schleppen und ihn einem Verein von Jugendlichen anzuvertrauen, die in sozial nützlichen Arbeiten engagiert sind. Die haben sich ungeheuer eingesetzt, und jetzt, nach achtzehn Monaten, ist die »Che« soweit, dass sie wieder in See stechen kann.«
    »Die Che ?« fragte Vasone mit der typischen verächtlichen Miene derer, die den Namen Elvis Presley nicht mehr hören können. »Etwa Che wie Che Guevara?«
    »Ja, sicher, so wollten sie den Frachter taufen, mit dem Namen ihres Vereins. Verstehst du, die Legende, sein Mythos, ist unter diesen jungen Leuten heute lebendiger denn je, und sie waren ganz begeistert von der Vorstellung, ihn wieder mit vollen Segeln aufs Meer hinaus brausen zu sehen.«
    »Aber ist es denn ein Segelschiff?«
    »Selbstverständlich nicht, ich habe das symbolisch gemeint.« Vasone zuckte die Achseln mit der typischen Geste derer, die jedem poetischen Schwung den Wind aus den Segeln nehmen.
    »Kein Mensch wird damit fahren«, prophezeite er.
    »Ganz im Gegenteil. Das wird eine höchst angenehme Minikreuzfahrt, dazu angetan, die Lebensqualität der sozial schwachen Schichten zu verbessern«, erwiderte ich mit den Worten, mit denen Migliarini es mir erklärt hatte. Aber ich sagte natürlich nicht die ganze Wahrheit.
    Vasone ist jedoch misstrauisch. »Und du sollst also hinfahren und diese Che , diese Fähre, vom Stapel laufen lassen?«
    »Nicht direkt. Ich gehe sozusagen nur hin, um mich blicken zu lassen.«
    »Und wer zerschlägt die Flasche, wer ist der Taufpate?«
    »Es ist eine Patin. Onorevole Minima Malvolio.«
    Ich hatte erwartet, dass Vasone unflätig lachen würde, und so ist es in der Tat gewesen. »Sag das noch mal!« schluchzte er unter Lachtränen. »Du liebe Güte!«
    Nun würde auch ich selbst den Umgang mit Minima Malvolio nicht gerade zu den

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