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Der unsterbliche Mr Cooper

Der unsterbliche Mr Cooper

Titel: Der unsterbliche Mr Cooper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Petermann
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Bibliothek zwischen Schaltwürfeln und „Hivernage” zeigte, den Schaltplan lesend. Darunter die Daten aus seinem Leben, nüchtern, sachlich, ohne den üblichen rührseligen Schmus. Das Interview mit Cooper, Fragen und Antworten kommentarlos. Jeder konnte sich seinen Vers darauf selbst machen.
    Dieser Reporter von der „Newport Morning Post” verstand sein Handwerk und wußte Wirkung zu erzielen. Aber auch Cooper war ein alter Fuchs, der entweder seine Angst gut verbarg oder sogar etwas im Schilde führte. Selbst Julien hatte nach dem Interview nicht mehr gewußt, was er glauben sollte. Er mußte auf der Hut sein. War es ihm wirklich gelungen, Richard Cooper davon zu überzeugen, daß dieser ihm eigentlich zu Dank verpflichtet war? Oder hatte Cooper das nur vorgetäuscht?
    Juliens Ziele konnte er jedenfalls nicht mehr gefährden. „Hivernage” würde ein Massenprodukt werden. Bedarf mußte geschaffen werden, mit Coopers Hilfe. Julien besaß die Patente, und er wollte auch das Monopol! Cooper hatte in fünfzehn Jahren zweihundert Millionen gemacht. Julien wollte in kürzerer Zeit mehr, viel mehr — und dazu Macht, unbegrenzte Macht! Cooper war für ihn eine Schachfigur. Ließe er irgendeinen armen Schlucker von der Straße einfrieren, würde niemand überzeugt vom Schauplatz gehen. Für ein paar Dollars konnte man sich solche Leute zu einem Experiment an jeder Ecke kaufen. Und Hunde, Katzen und Affen waren in ähnlichen Geräten bei seinen Kollegen schockweise erfroren.
    Cooper jedoch würde sanft entschlummern. Die Ärzte würden ein tiefes Koma feststellen mit annäherndem Stillstand aller Lebensfunktionen — ohne Verfallserscheinungen. Nach Ablauf der Zeit würde er erwachen und seinen eigenen und Juliens Namen in den Geschichtsbüchern finden. Dort würde Adolphe Julien als „Bringer der Unsterblichkeit” gepriesen, aber auch als der reichste Mann der Erde bezeichnet werden, dem mancher zu Füßen gelegen hatte. Vielleicht ließ sich sogar eine Religion daraus machen. Mitten in Juliens Machtrausch hinein begann das Lämpchen der Tem- peraturanzeige auf dem Schaltwürfel zu flackern.
    Julien warf einige Hebel herum. Kontrolleuchten glommen auf, Zeiger von Volt- und Amperemetern krochen träge vorwärts, blieben pendelnd stehen. Die Temperatur des Reaktors stieg sichtlich. Dort mußte etwas nicht in Ordnung sein! Der Reaktor drohte durchzugehen!
    Julien schlug den roten Knopf ein: Auf dem Schaltpult erstarb jedes Leben. Er hastete zur Tür, sein Sakko wie eine Fahne hinter sich herziehend. Es kam auf jede Sekunde an.
    Gleich neben der Bibliothek war der Eingang des Schnelllifts in den

Bunker, gedacht für den Katastrophenfall.
    Die Tür blieb geschlossen, reagierte weder auf den wütenden Knopfdruck n och auf das Trommeln von Juliens Fäusten. Der Lift war blockiert
    Zu Fuß! Julien raste die Treppe hinab. Den am Aufgang stehenden Butler warf er zur Seite. Geschirr klirrte.
    Die Tür zum Bunker! Rütteln!
    Zu. Aus. Hier hätte auch Dynamit nicht geholfen.
    Julien zwang sich zur Ruhe. Was war mit dem Reaktor geschehen? Wie kam e r dorthin? Die Ladeluke! Er jagte durch die Empfangshalle zur Eing angstür, prallte fast erneut gegen den Diener, der die Scherben auf- ammelte.
    Gott sei Dank, die Tür war offen! Die schiefe Ebene hinab konnte er seinen Lauf kaum bremsen. Der Atem blieb ihm weg.
    Die Ladeluke lag an der Hinterseite des Pyramidenstumpfes, und er ging in paar Schritte langsam, um Luft zu schöpfen, doch das Stechen in der Herzgegend wurde nicht schwächer. Er setzte sich trotzdem wieder in Trab. Die Angst um sein Werk trieb ihn voran.
    Als er um die Ecke bog, sah er: Im Bunker brannte Licht Die Ladeluke weit offen! Julien lief schneller. Es hatte sich jemand an der Energiebasis zu schaffen gemacht, und er glaubte auch zu wissen, wer das gewesen war.
    Richard Cooper saß in einem Schaukelstuhl und las, vor- und zurück- wippend, die „Newport Morning Post”. Schwer atmend blieb Julien vor ihm tehen und versuchte vergeblich, Luft für ein Wort zu finden.
    „Ich habe mir gedacht, daß du Atembeschwerden haben wirst, wenn du hier ankommst”, sagte Richard Cooper und ließ die Zeitung auf die Knie s inken. „Hinter dir steht ein Stuhl.”
    Julien ließ sich auf den Schemel fallen und sah erst jetzt das hektisch linkende Alarmsignal am Reaktor.
    „Hör her”, sagte Cooper jetzt „Als du vor einigen Tagen hier ankamst s pieltest du auf meine Fachkenntnisse an, die noch nicht völlig verschüttet

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