Der unsterbliche Mr Cooper
Chrysler davon und spritzte rücksichtslos Straßendreck nach beiden Seiten.
Mr. Coopers Anwesen bot eine gute Sicht über das flache Land. Bei klarem Wetter konnte er sogar einen Zipfel des Meeres sehen, über das er vor über fünfzehn Jahren gekommen war, arm, aber eine gewinnträchtige Erfindung in der Tasche.
Der Hügel, auf dem das Haus stand, sah aus wie ein Pyramidenstumpf und war mit sorgfältig gepflegtem englischem Rasen bewachsen. Das Gebäude selbst wirkte durch seine Türmchen und Zinnen mittelalterlich.
Jetzt beleuchteten die Scheinwerfer des schweren Wagens das Tor.
Mr. Cooper nahm einen kleinen Kasten aus der Tasche, nicht größer als eine Streichholzschachtel, und drückte einige der numerierten Knöpf chen. Laut los glitten die kräftigen Stahlgitter zur Seite und gaben den Weg frei.
Der Chauffeur steuerte den Wagen die schiefe Ebene hinauf, zog ihn scharf in eine fast rechtwinklige Kurve und hielt mit der hinteren Tür genau vor dem Portal. Ein Bediensteter stand bereit, riß den Schlag auf und griff nach der Aktenmappe, die ihm ungeduldig entgegengestreckt wurde.
Mr. Cooper schob sich aus den Polstern und ließ ein asthmatisches Schnaufen hören, von dem sein Chauffeur niemals wußte, ob es gequältes Ächzen oder zufriedenes Grunzen war.
In der Empfangshalle mit d e m prunkvollen Kamin, mit Geweihen und einem Saukopf an den Wänden gab es eine Ahnengalerie, deren ehrwürdige Grauköpfe beim Kunsthändler erstanden waren. Ein gewaltiger Hund, dessen Stammbaum genauso echt war wie die Ahnenreihe über ihm, lag auf einem teuren Teppich. Als Mr. Cooper eintrat, öffnete er nur ein Auge, das trübe war und tränte.
Aus einer Tür, die vorher nicht sichtbar gewesen war, schritt jetzt Mrs. Cooper, eine Endfünfzigerin, der man ihr Alter ansah - und den Alkohol. „Guten Abend, Richard”, sagte sie. „Wir haben Besuch.”
Mr. Cooper verzog keine Miene. „Wer ist es?” fragte er.
„Ich weiß es nicht, Richard”, antwortete sie.
Mr. Cooper sah, daß sie jegliches Interesse an dem Gespräch verloren hatte. Durch die offene Tür ihres Zimmers erblickte er eine leere Ginflasche.
Der Butler, der ihm die Tasche abgenommen hatte, machte eine Verbeugung, die an einen Kratzfuß erinnerte, und räusperte sich.
„Mr. Cooper…”, begann er.
„Was ist?”
„Der Besuch”, er kicherte, „sitzt im Keller. Das ist ein ganz seltener Vogel. Er hat den ganzen T a g . . . “
„Schon gut! Bereiten Sie mir das Bad! Dann führen Sie meinen Besuch in die Bibliothek. Hat er was abbekommen?”
„Nein, Mr. Cooper, e r . . . “
„Okay, gehen Sie! Dorothy, du begibst dich auf dein Zimmer! Trink nicht so viel!”
Nachdem er dergestalt seine Anweisungen gegeben hatte, stapfte er schwerfällig die Treppe hinauf, gefolgt von seinem Hund.
Die Bibliothek war der größte und kälteste Raum des Hauses. Der gewaltige Porzellanofen sollte nur schmückendes Beiwerk sein. Der Fußboden war mit feinstem Intarsienparkett ausgelegt, die Decke eichenholzgetäfelt, und über dem eingebauten Tisch schwebte ein achtzehnarmiger Kronleuchter mit stilisierten elektrischen Kerzen. Die bis zur Decke reichenden Bücher schränke nahmen drei Wände ein. In den Fensternischen standen schmale Holzbänke und um den ovalen Tisch hochlehnige Renaissancestühle. Die Regale wären eng mit Büchern gefüllt. Ein Bücherfreund hätte jedoch bemerkt, daß hier die ordnende Hand fehlte und daß die Bände ihre Plätze l ange nicht verlassen hatten. An den zwei Pfeilern zwischen den in Blei gefaßten Fenstern hingen irgendwelche Miniaturen in Öl, zweifelsohne echt. In einer der Nischen stand der Mann, der den Tag im Kellerverlies verschlafen hatte, und schaute zum Fenster hinaus. Der Butler hatte ihn in die Bibliothek gebracht.
Hinter dem Rücken des Fremden schwang lautlos eine Bücherwand zur Seite und gab eine Öffnung frei, durch die Mr. Cooper trat. Er hielt eine Pistole in der rechten Hand. In seinem Gesicht saß ein hämisches Grinsen, als er leise an den Tisch trat, mit der Linken ausholte und gewaltig auf die eichene Platte schlug. Dann schrie er, so laut es ging: „Wie konnten Sie es wagen?”
Der Überraschungseffekt, die Angst des anderen, blieb diesmal aus. Der Eindringling zuckte nicht zusammen, begann nicht zu zittern, er drehte sich nicht einmal um, sondern schaute weiter zum Fenster hinaus.
Das Lächeln auf Mr. Coopers Lippen verschwand. Ein harter, fast brutaler Zug trat in sein Gesicht, und er umfaßte die
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