Der unsterbliche Mr Cooper
den fünf Jahren, die die Ärzte mir heute geben.”
„Die Kommunisten haben einen Slogan: ,Der Weltsozialismus siegt!’ Was tun Sie, wenn Sie beim Erwachen einem roten Kommissar gegenüber stehen?”
„Wenn Sie daran glauben, sollten Sie sich Ihr Geld bei diesen Leuten verdienen!”
„Werden Sie keinen Ärger mit Ihren Erben bekommen, die 2086 leben?”
„Ich habe das notariell regeln lassen. Außerdem wird ein entsprechendes Gesetz im Kongreß erarbeitet.”
„Unsere Zeitung hat jede Menge Anfragen bekommen. Die Leute fragen, wohin sie sich wenden sollen, wenn sie es Ihnen gleichtun wollen.”
„Direkt an die Julien-Cooper-AG.”
„Haben Sie Angst, Mr. Cooper?”
Hier spürte der Reporter eine gedankenschnelle Pause, dann kam die Antwort: „Manchmal ja. — Vor dem vielen Geld, das mir in hundert Jahren gehören wird.”
„Sie werden eine Abschiedsrede halten?”
„Ich werde einige Worte des Dankes sprechen.”
„Also doch ein Abschied für immer?”
„Von dieser Welt, ja! Die ,Newport Morning Post’ gibt es 2086 gewiß nicht mehr. Ihre Reporter sind zu fix.”
Diese Parade saß. Mr. Cooper lebte auf. Wortgefechte dieser Art waren nach seinem Geschmack.
„Ich danke Ihnen für das Interview, Mr. Cooper. Wenn ich das Geld zusammen habe, kaufe ich mir vielleicht einen Platz in einer ,Hivernage’, und dann überlebt die .Newport Morning Post’ mit mir.”
Achtes Kapitel
in dem Mr. Cooper mit einer Werkzeugtasche beim Reaktor auftaucht und dann nur noch zu warten braucht
Im Bunker war es finster. Über den Türen befanden sich kleine Lämpchen, die die Ausgänge markierten. Sie genügten Richard Cooper zur Orientie rung. Nach wenigen tastenden Griffen hatte er den Schalter gefunden, der alle nach draußen gehenden Öffnungen des Bunkers verschloß. Lautlos und hermetisch verriegelten sich Türen und Belüftungsschächte. Jetzt konnte er unbesorgt Licht machen. Niemand würde ihn sehen oder gar stören können. Der Bunker war von außen nicht zu öffnen.
Das kleine Atomkraftwerk war erst vor wenigen Stunden fertig geworden. Technisch stand dem Beginn des Experimentes nichts mehr im Wege. Cooper aber war mit seiner Ausgangsposition unzufrieden, und deshalb befand er sich jetzt hier im Bunker neben der Schalt- und Anzeigetafel des Reaktors. Aus einer Werkzeugtasche nahm er einen Schraubenzieher und begann die Verkleidung des Schaltbrettes zu lösen.
„Ja, mein Lieber”, flüsterte er, „alles habe ich tatsächlich noch nicht vergessen. Mir ist da eine Idee gekommen…”
Dann hatte er das Gewirr der farbigen Drähte vor sich liegen. Hier mußte das Steuerkabel für die Moderatoren sein. Daran durfte er nichts verändern. Daneben lag der Kabelstrang für die Detektoren, die aus dem Inneren des Reaktors die Temperatur zum Steuerwürfel meldeten. Jetzt hieß es aufpas sen!
Schnell hatte er zwei winzige Stellen von ihrer gelben Isolierung befreit. Er setzte eine Brücke ein, die er sich in zweistündiger Arbeit selbst gebastelt hatte. Mit Hilfe von Widerständen und Kondensatoren würde er erreichen, daß der Stromfluß immer geringer wurde. Der Temperaturfühler am Schaltpult würde Alarm geben.
Richard Cooper überprüfte noch einmal die Lötstellen. Er schloß die Schalttafel, verbarg seine Werkzeugtasche und entriegelte die Ladeluke. Jetzt brauchte er nur noch zu warten.
Neuntes Kapitel
in dem wir Adolphe Julien bei seinen Träumen belauschen und in dem es einem Reaktor heiß und einem Erfinder kalt wird
„Hivernage” hatte den Probelauf glänzend bestanden, und wenn der Atom reaktor die Garantieversprechen des Herstellers hielt, dann konnte Richard Cooper nichts passieren. Höchstens, daß er ein paar Jahre früher oder später aufwachte, und das würde keinem schaden.
Julien saß auf seinem Lieblingsplatz in der Bibliothek und hatte ein Buch
aufgeschlagen, in dem er nicht las. Er hatte, parallel zum Schaltwürfel neben der „Hivernage”, hier ein kleines Pult mit den wichtigsten Kontroll funktionen angeschlossen, damit er nicht immer im Bunker zu hocken brauchte. Auf der Anzeigetafel blinkte ein einziges grünes Lämpchen, die Spannung des Atomkraftwerkes lag an. Seit sechs Stunden lieferte es Strom, und es mußte bis zum 23. November des Jahres 2086 arbeiten, gleichmäßig, störungsfrei.
Das Interview in der „Newport Morning Post” mit ihm und Richard Cooper war ein voller Erfolg gewesen. Julien sah die Seite der Zeitung vor sich, das Farbfoto, das ihn in der
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