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Der unsterbliche Mr Cooper

Der unsterbliche Mr Cooper

Titel: Der unsterbliche Mr Cooper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Petermann
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Ta sche.
    „Sie sollten erst morgen bei mir vorsprechen”, brummte Julien, ohne vom Schaltplan aufzublicken.
    „Hallo, Doc”, sagte der Reporter unbeirrt und angelte sich einen Stuhl. „Tut mir leid um diese vierundzwanzig Stunden. Aber mein Chef schmeißt mich raus, wenn ich für die morgige Ausgabe nichts über Sie bringe. Behauptet sowieso, ich sei einer Ente aufgesessen. Hab ihn aber überzeugt. Wollte wissen, ob Mr. Cooper etwa dementiert habe.”
    „Der wird sich schön hüten.” Adolphe Julien lachte. „Also, was wollen Sie wissen?”
    „Nicht viel. — Läuft alles planmäßig?”
    „Ja.”

„Öffentlichkeit ist zugelassen?”
    „Ja.”
    „Darf ich fotografieren?”
    Ein kleines Zögern, dann: „Ja.”
    Jetzt kam Leben in den Reporter. Schnell war die Leica schußbereit. Ein Weitwinkelobjektiv wurde aufgesetzt, und aus der Reportertasche kam ein Blitzgerät zum Vorschein.
    „Stellen Sie sich so wie vorhin auf, Doc. Nehmen Sie das Papier wieder hoch. — Ja. So ist’s gut!”
    Ein Lichtblitz erhellte für eine tausendstel Sekunde den Raum, dann gleich noch einer.
    „Öffnen Sie bitte die ,Hivernage’, Doc. Ich will das Innere auf den Film bannen. Die Leute wollen sehen, wie ihr hochgeschätzter Mr. Cooper die hundert J ahre verbringen wird.”
    Wieder war ein winziges Zögern bei Adolphe Julien zu spüren. Dann wa er mit drei Schritten beim Schaltwürfel. Er legte ein paar Hebel um, und die Apparaturen begannen zu arbeiten. Lämpchen leuchteten auf, und ein Summen erklang. Zwei, drei Meßgeräte, sprachen an. Die Zeiger zitterten schwangen zur Mitte.
    Julien übersah noch einmal alle Armaturen und drückte dann einen in der Mitte plazierten, deutlich sichtbaren gelben Knopf. Der Abschnitt des

Fußboden begann. Die dicken Wände waren innen mit irgendeinem Schaumstoff gepolstert. Vor dieser Verkleidung liefen in Mäanderschleifen zwei dünne Rohre von unten nach oben, von denen das eine zu einem Kühlsystem gehörte und das andere, kenntlich durch die vielen feinen Bohrungen, ein Gas ausströmen lassen würde. Die Grundfläche der Kammer mochte zwei Quadratmeter messen, die Höhe überstieg zwei Meter auf keinen Fall. Das Bullauge in der Tür, das sah der Reporter sofort, w a r so hoch angebracht, daß der Mann, der im Inneren stand, gerade hinausblicken konnte. Bedien elemente konnte der Reporter nirgends entdecken. Sie befanden sich einzig und allein am Steuerpult.
    Wieder erhellten einige Blitze die „Hivemage” und den ausgepolsterten Innenraum.
    „Den Würfel mit der Anzeigetafel möchte ich noch aufnehmen”, sagte der Reporter und ließ den Aufzug der Kamera zurückschnappen.
    Diesmal zögerte der „Doc” nicht eine Sekunde. „Nein! Nahaufnahmen erst nach dem 23. November. Ich habe dafür meine Gründe!”
    „Dann eben nicht, Doc.” Der Reporter verpackte seine Gerätschaften und setzte sich wieder auf den Stuhl.
    „Was gibt’s noch?” Julien sah den Reporter unwillig an.
    „Haben eine Ladung Leserbriefe ins Haus bekommen. In fast allen die Frage: Wer ist dieser Adolphe Julien, Doc?”
    „Das ist kurz erzählt: J ahrgang 34, gebürtig in Toulouse, Eltern Wein pächter, Studium an der Sorbonne, erst Chemie, dann Biochemie. Bis 1955 Assistent, dann Dissertation. Bis Anfang dieses Jahres Arbeit in meinem Privatlabor irgendwo in der Gascogne. Dort entwickelte ich ,Hivernage’.” „Weshalb kommen Sie damit in die Vereinigten Staaten, Doc?”
    „Ich brauche in jeder Richtung unbegrenzte Möglichkeiten, und die finde ich nur hier.”
    „Danke für das Interview. Wo finde ich Mr. Cooper, Doc?”
    “Sicherlich im Herrenzimmer. Seien Sie vorsichtig mit Ihren Fragen! Mr. Cooper ist von der Freude über die unerwartete Lebensverlängerung etwas mitgenommen.”
    „Unerwartet…? Sagten Sie nicht bei unserer ersten Zusammenkunft, Sie hätten mit seinem Wissen fünfzehn J ahre lang an dem Projekt gearbeitet?” „Denken Sie, der Erfolg stand schon vor fünfzehn Jahren fest?” erwiderte Adolphe Julien ausweichend.
    „Auf Wiedersehen, Doc”, sagte der Reporter und war schon zur Tür hinaus.
    Siebentes Kapitel
    in dem Mr. Cooper seine Lage überdenkt und der Hund Clothilde sich vor einem bunten Papagei fürchtet
    Mr. Cooper ruhte in seinem Zimmer in einem Schaukelstuhl, Cloth zu seinen Füßen. Der Hund schlief wie immer schnarchend, und seine Augen tränten unter den geschlossenen Lidern hervor. Mr. Cooper überdachte seine Lage. Vor einer Woche war er abends, um diese Zeit

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