Der unsterbliche Mr Cooper
Pistole fester. Mit dem Fuß angelte er sich einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich, legte, auch wenn es ihm Schwierigkeiten bereitete, ein Bein übers andere und ent- sicherte die Waffe. Es gab ein klickendes Geräusch. Der Mann am Fenster reagierte nicht.
„Kommen Sie her”, sagte Mr. Cooper beherrscht, aber er mußte sich dazu zwingen.
„Komm du zu mir, wenn du etwas willst”, brummte der Mann in der Fensternische.
Das war zuviel! Wütend sprang Mr. Cooper auf und war mit wenigen
Schritten bei dem Mann. In seine Augen trat ein gefährliches Leuchten.
Da drehte sich der Fremde um und schaute ihm ruhig ins Gesicht.
Mr. Cooper erstarrte. Kraftlos ließ er die Pistole sinken, tastete sich ückwärts, fand einen anderen Stuhl und ließ sich fallen, die linke Hand am Herzen. Das Rasseln in seiner Brust wurde lauter.
„Da hat sich ja der Tag im Keller gelohnt”, sagte der Mann.
„Julien”, rief Mr. Cooper und röchelte, „Adolphe Julien. Hast mich gefunden…”
„Nimm erst mal einen Kognak auf unser Wiedersehen, sonst tötet dich die Freude noch!” sagte Adolphe Julien, zog aus einer seiner weiten Taschen eine glucksende Buddel und öffnete sie. Mr. Cooper griff nach der flachen Flasche und nahm einen tiefen Schluck. Dabei glitt seine Hand vom Herzen z ur Kehle. Mit einem Schlag bekam er besser Luft.
„Was willst d u ? “ konnte er jetzt fragen.
Adolphe lächelte. „Erst einmal möchte ich mich in deinem Haus un gezwungen bewegen können, möchte ein Zimmer, zu essen, zu trinken. Schnell, wenn’s geht! Habe mächtigen Hunger.
Dann schickst du sofort einen Wagen nach Newport ins .Imperial’. Meine Sachen sind dort. Laß sie hierher bringen. Wenn ich gegessen und getrunken habe, will ich mit dir reden. Heute noch!”
Richard Cooper nickte und tastete nach einer Klingel, die seitlich am Tisch angebracht war. Als er eine schnelle Bewegung Juliens sah, schüttelte er müde den Kopf. „Ich will nur den Butler rufen.”
Drittes Kapitel
in dem einiges über die Wurzeln der Freundschaft zwischen Richard Cooper und Adolphe Julien erklärt und das Wort „Hivernage” gedeutet wird
Eine Stunde später saßen die beiden Männer erneut zusammen.
In der Bibliothek war es bedeutend enger geworden, denn in der Ecke neben dem Ofen türmten sich drei Koffer, ein paar Taschen und eine große hölzerne Kiste - das Gepäck Adolphe Juliens.
Ohne Einleitung fragte Richard Cooper: „Wieviel willst du?”
„Aber Richard”, rief Julien.„Dein Geld brauche ich doch nicht! So viel, wie ich will, hast du nie gehabt. Warum fragst du nicht, was in meinen Koffern u nd in der Kiste ist? Oder weshalb willst du nicht wissen, was ich in den l etzten fünfzehn Jahren getan habe?”
Er nahm einen letzten Schluck aus der Taschenflasche und sprach dann weiter. „Ich will dir sagen, was ich in den J a h r e n getan habe, auch wenn du ‘s nicht hören willst. Es ist notwendig für das Weitere.
Du warst eines Morgens fort, mit allem Geld, das wir noch hatten, m i t Dorothy und mit dem Wichtigsten, meiner Erfindung: dem Wirkungsprinzip der psychologischen Fernstrahler.”
„Adolphe, hör zu, i c h . . . “
„Jetzt bin ich an der Reihe, auch wenn es dir nicht paßt!” Julien machte e ine Pause, dann fuhr er fort: „Was sollte ich tun? Ich arbeitete weiter, allein in einem muffigen Keller, ohne Geld und ohne Hoffnung, welches zu bekommen, mit dem einzigen Ziel, mich an dir und Dorothy zu rächen. Nein, du brauchst keine Angst zu haben. Das ist fünfzehn Jahre her. Ich bin längst darüber hinweg. Heute liegt mir jede Rache fern. Du hast die Jahre genutzt, bist mit meiner Erfindung reich und fett und krank geworden. Krank vor a llem, weil du mit der Angst gelebt hast. Angst vor mir trotz kugelsicheren Autos, trotz Tag und Nacht besetzter Radarstation, mit der du den Luftraum i m Umkreis von hundert Meilen hast überwachen lassen, trotz der Selbsts chußanlage mit kybernetischer Zufallssteuerung. Du wußtest, Adolphe Julien würde eines Tages kommen, und er würde versuchen, Wege zu finden. Ich müßte mich eigentlich geschmeichelt fühlen. Nur ist es furchtbar traurig für dich; was nützt dir jetzt dein Name, den man heute in Newport mit Rothschild und Rockefeller, Ford und sogar Edison in einem Atemzuge nennt? Was nützt dir dein Geld, wenn du es nur ausgibst, um deine Angst zu bannen?
Du wirst übrigens nicht mehr lange zu leben haben. Die Angst und das Fett aben dir das Herz kaputt
Weitere Kostenlose Bücher