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Der unsterbliche Mr Cooper

Der unsterbliche Mr Cooper

Titel: Der unsterbliche Mr Cooper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Petermann
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viel zu weit entfernt war, glitten Coopers Augen über die Zeilen, und seine Lippen sprachen den Text mit, den er schon auswendig wußte. Unter seinem und dem Bild Adolphe Juliens im Vierfarbendruck stand da rot, groß, über die ganze Breite: ERPROBUNG DER UNSTERBLICHKEIT.
    Und dann kam, was er gestern um diese Zeit selbst noch nicht gewußt hatte: „Wie wir noch nach Redaktionsschluß erfahren, steht unserer Stadt ein einmaliges und sensationelles Ereignis, eine Begebenheit von nicht ab- zuschätzender Tragweite, bevor. Das Zeitalter der Unsterblichkeit hat begonnen! Dr. rer. nat. Adolphe Julien, einem langjährigen Freund und Vertrauten unseres hochgeschätzten Richard Cooper, ist es gelungen, eine Überlebensmaschine zu bauen, die er liebevoll ,meine Hivernage’ nennt. In einer Woche, am 23. November dieses Jahres, wird unser hochgeschätzter Richard Cooper unsere traurige Welt verlassen. Geschützt in seiner Hi vernage wird er, zu einem Eisblock erstarrend, in die Zukunft schlummern dürfen. Nach hundert Jahren, 2086, wird er auftauen. Allein dieZinsen seines ungeheuren Vermögens werden dann ausreichen, die halbe Erde auf zukaufen.
    Unser hochgeschätzter Richard Cooper wird das erleben, wovon wir alle träumen: die Welt von morgen.

Wie wir weiterhin erfahren konnten, will unser hochgeschätzter Richard Cooper öffentlich Abschied nehmen. Wir werden in unserer nächsten Ausgabe den Bericht fortsetzen… Der moderne Mann raucht Camel! Auch unser hochgeschätzter Richard Cooper raucht die Zigarette von Format: Camel.”
    Mr. Cooper hätte es nie für möglich gehalten, daß sein Ende so aussehen sollte. Die Sache mit den Zinsen hatte ja einiges für sich. Aber Sicherheiten, wo blieben Sicherheiten?
    „Thomas Alva hilf”, murmelte Richard. Edison jedoch hing unergründlich lächelnd über ihm.
    Sechstes Kapitel
    n dem Adolphe Julien seine berühmte Erfindung einem Journalisten zeigt und ein Interview gibt
    Im Bunker ging der Atomreaktor seiner Vollendung entgegen. An ihm arbeiteten jetzt nur noch die beiden Ingenieure. Das starke vieladrige Stromkabel und eine dünnere Leitung, die der Steuerung des Reaktors

diente, führten in einen bis zur Decke reichenden dickbäuchigen Zylinder. Er war weiß emailliert. Ein Bullauge in etwa zwei Meter Höhe unterbrach die glatte Außenhaut.
    Neben dem Zylinder, der „Hivernage”, stand ein würfelförmiger Kasten, tischhoch, übersät mit Skalen, Kontrollämpchen und diversen Meßgeräten. Beleuchtet wurde der Raum durch zwei Halogenscheinwerfer, die auf das Bullauge und die mit Steuer- und Kontrolleinheiten bestückte Fläche des Würfels gerichtet waren.
    Adolphe Julien studierte einen Schaltplan und verfolgte, mit den Augen dicht am Papier, eine blaue Linie. Lächelnd zog sich sein Gesicht in die Breite. Er hatte auch Grund zur Freude. Alles stimmte, jedes verzinnte Drahtende hatte seine Lötstelle gefunden. Beim morgigen Probelauf würden Strom, Kälte und Gas den Weg nehmen, den er als den effektivsten heraus- gefunden hatte. Wie lange hatte die Welt von der Unsterblichkeit geträumt? Er, Adolphe Julien, konnte die Anabiose herbeiführen und nach seinem Willen zeitlich unendlich ausdehnen. In allen führenden Industriestaaten der Welt arbeiteten seit Jahren Forscherteams an diesem Problem. Über An- fangserfolge war keines hinausgekommen. Nur er, fast mittellos, mit pri- mitiven Geräten, er hatte die Idee gehabt, die alle anderen übertrumpfte. Aber diese Idee, die würde er sich bezahlen lassen, und kein Preis sollte ihm hoch genug sein. Schließlich hatte e r . . .
    Es klopfte.
    „Was gibt’s?” rief Adolphe mürrisch, jäh aus seinen erfreulichen Ge danken gerissen.
    Der Butler trat ein. „Mr. Cornish möchte Sie sprechen. Der Herr käme von der ,Newport Morning Post’, sagt er.”
    „Soll kommen!”
    Der „Herr”, der sofort eintrat und den Butler einfach zur Seite schob, hatte sich zu deutlich als Reporter herausgeputzt. Man sah ihm seinen Beruf an, als hätte er ein Faschingskostüm übergezogen. Er trug gelbe Schuhe, gelbe Hosen mit weitem Glockenschnitt und ein knallig kariertes Sakko. Den roten langen Schal hatte er bohemehaft um den Hals geschlungen. Auf dem Kopf saß ihm eine lächerlich große Sportmütze, gleichfalls bunt gemustert. Die Aufmachung ließ von der wirklichen Gestalt nichts übrig als einen in- einander verlaufenden Farbklecks. Einziger Ruhepunkt: ein schwarzer Kassettenrecorder. Selbst die Leica steckte in einer leuchtendgrünen

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