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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Während Rachmael entgeistert
und erschrocken zuschaute, sah er ihre nervösen und
muskulären Systeme versagen; sah, wie die unglaubliche Erscheinung
beide Männer vollständig durchdrang, so daß jeder von
ihnen sich in ein grauenerregendes Etwas verwandelte, zappelnd,
zitternd und von Störungen erfaßt - nein, von etwas
Schlimmerem als nur Störungen: Jede Funktionseinheit ihrer
Körper ^kämpfte mit allen anderen Teilen, so daß die
beiden Häufchen auf dem Boden selbst zu sich bekriegenden
Symptomkomplexen wurden, als Muskel sich gegen Muskel spannte,
Eingeweide gegen Zwerchfell, Herzvorkammerflattern gegen das der
Hauptkammern. Beide Männer, unfähig, zu atmen, selbst ihrer
Blutzirkulation beraubt, starrten blind, kämpften in ihren
Körpern, die nicht länger wirkliche Körper waren . . .
Rachmael blickte weg.
»Cholinesterase zerstörendes Gas«, erläuterte
Dosker hinter ihm, und in diesem Augenblick wurde Rachmael sich der
gegen sein eigenes Genick gepreßten Röhre bewußt, ein
medizinisches Instrument, das seinen aus Atropin bestehenden Inhalt in
seinen Blutkreislauf injiziert hatte, das Gegenmittel gegen das
tückische Nervengas der berüchtigten FMC Corporation, des
ursprünglichen Herstellers dieser zerstörerischsten aller
Anti-Personen-Waffen des letzten Krieges.
»Danke«, sagte Rachmael zu Dosker, während er zusah,
wie das Luk sich nun schloß; der AHS-Satellit mit seinem inzwi-
schen inaktiven Feld wurde von Doskers Flapser abgekoppelt — von
Männern in seinem Inneren, die keine Angestellten von Auf
Hoffmanns Spuren waren.
Der >Toter-Mann-Drossel< genannte Signalgeber - oder besser gesagt: Nullsignalgeber - hatte ganze Arbeit geleistet;
Spezialisten der Lies Incorporated waren eingetroffen und in diesem Augenblick dabei, das AHS-Gerät abzubauen.
Mit philosophischer Ruhe stand Ferry da, die Hände in den Taschen
seines Umhangs, schweigend; er schien nicht einmal die Zuckungen seiner
Angestellten auf dem Boden ganz in seiner Nähe zu bemerken, als
hätten sie sich dadurch, daß sie unter der Einwirkung des
Gases zusammengebrochen waren, irgendwie als unwürdig erwiesen.
»Es war nett«, brachte Rachmael fertig, zu Dosker zu sagen,
als das Schott neuerlich aufschwang, um dieses Mal mehrere Mitarbeiter
der Lies Incorporated einzulassen, »daß Ihre Kolle- gen
genau wie mir auch Ferry Atropin verabreicht haben.«
Normalerweise wurde in diesem Geschäft niemand geschont. Dosker,
der Ferry nachdenklich musterte, erwiderte: »Er hat kein Atropin
erhalten.«
Er griff zu und zog erst die leere Röhre mit der Injektions-
spritze daran aus seinem eigenen Nacken, dann das Gegenstück dazu
aus Rachmaels. »Wie kommt's, Ferry?« fragte Dosker.
Ferry antwortete nicht.
»Unmöglich«, meinte Dosker. »Jeder lebende
Organismus wird . . .« Plötzlich packte er Ferrys Arm;
grunzend hebelte er ihn jäh nach hinten, gegen die normale
Stützweite — und zerrte.
Theodoric Ferrys Arm löste sich am Schultergelenk, gab den Blick
frei auf herunterhängende Kabel und miniaturisierte Bauteile. Jene
der Schulter funktionierten noch, während die des Armes, ihrer
Energieversorgung beraubt, jetzt inaktiv waren. »Ein Sim«,
sagte Dosker. Als er sah, daß Rachmael nichts begriff,
erläuterte er: »Ein Simulacrum Ferrys, das selbstver-
ständlich kein Nervensystem hat. Also war Ferry niemals
hier.« Er warf den Arm weg. »Natürlich; warum sollte
ein Mann von seiner Bedeutung sich auch in Gefahr begeben? Vielleicht
sitzt er jetzt gerade in seiner Satellitendomäne im Orbit um den
Mars und verfolgt das alles durch die Sinnesextensoren des Sim.«
Grob fuhr er das einarmige Ferry-Gebilde an: »Sind wir jetzt
wirklich in Kontakt mit Ihnen, Ferry, durch dieses Ding hier? Oder
läuft es auf Homöo? Ich bin bloß neugierig.«
Der Mund des Ferry-Simulacrums öffnete sich, und es ver-
kündete: »Ich höre Sie, Dosker. Würden Sie als Akt
humanitä- rer Güte meinen beiden Angestellten Atropin
verabreichen?« »Das geschieht bereits«, sagte Dosker.
Er ging zu Rachmael hinüber. »Nun, unser bescheidenes Schiff
scheint bei genauerem Hinsehen nie mit der Anwesenheit des
AHS-Aufsichtsrats- vorsitzenden beehrt worden zu sein.« Er
grinste wackelig. »Ich fühle mich betrogen.«
Aber das Angebot, das Ferry durch das Simulacrum gemacht hatte, begriff Rachmael. Das war echt gewesen.
Dosker meinte: »Und jetzt nichts wie auf nach Luna. Als Ihr
Berater sage ich Ihnen . . .« Er legte seine Hand auf Rachmaels
Handgelenk, drückte fest zu.

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